Warum Chefredakteur Torsten Schmidt denkt, dass die Zeit für Werkstattkonzepte noch nie so reif war – aber nur, wenn die Anbieter auch endlich liefern, was freie Werkstätten wirklich brauchen. Dann aber müssen seiner Ansicht nach diese auch bereit sein, neue Wege konsequent mitzugehen.
Kurz vor der Automechanika richten sich alle Blicke nach Frankfurt. Auch wir sind gespannt, welche Produkthighlights uns dort erwarten und welche Trends die Branche bewegen. Aufhorchen ließen schon News vorab und abseits der Messe. So kooperiert A.T.U mit Check24 (mehr hier). Es geht um einen Premium-Montageservice für im Netz gekaufte Reifen. Im Endeffekt ist das ein Bruch mit dem Prinzip, keine mitgebrachten Teile zu verbauen. Vielleicht nur, weil die Margen bei Reifen überschaubar sind?
Vielleicht zeigt sich damit aber auch ein Vorbote möglicher größerer Umbrüche im Markt. Wer sagt denn, dass solche Deals nicht ebenso mit Bremsen etc. folgen? Es ist einfach Tatsache, dass eine gewisse Klientel Teile im Internet kaufen will. Bei Carat dürfte man das ähnlich sehen. Dort haben die Verantwortlichen für das Werkstattnetzwerk Drivemotive ebenso eine Kooperation mit Check24 eingefädelt (mehr hier). Wenngleich den Werkstattpartnern des Netzwerks freigestellt ist, mitgebrachte Reifen zu montieren oder eben nicht.
Nun kann man als Werkstattinhaber denken: Mir egal, ich habe die Hütte voll. Derartige Kooperationen und solche neuen Kunden brauche ich nicht. Verständlich. Und trotzdem ist es richtig, dass in den Zentralen der Werkstattsysteme weitergedacht wird. So auch bei LKQ, zu dem auch Stahlgruber und PV Automotive gehören. Dort hat man in Zeiten, in denen Privatkunden Autos zunehmend leasen statt kaufen, vermehrt das Flottengeschäft im Auge und will auch deshalb das Werkstattkonzept-Netzwerk stärken (mehr hier). Denn es ist keineswegs ausgemacht, dass die derzeit gute Auslastung im freien Markt automatisch so bleibt.
Jedoch funktionieren Deals mit Flottenanbietern und neuen Playern (z. B. chinesischen OEMs) nur, wenn Systemzentralen ihren Partnern bestimmte Standards abverlangen. Zentral geführte Ketten wie A.T.U haben es da einfach. Bei Werkstattkonzepten, wo jeder Partnerbetrieb ein freier Unternehmer ist, wird es schwieriger, wie etwa Bosch mit der Einführung einer Software erst im vergangenen Jahr erfahren musste. Insofern kann die Umsetzung neuer Standards nur gelingen, wenn die Werkstattpartner rechtzeitig im Boot sind und Systemzentralen außer Versprechungen auch wirklich liefern.