Chefredakteur Torsten Schmidt hielt bei der Automechanika 2024 vor allem Ausschau nach praktischen Neuheiten. Fündig wurde er am Stand von Pichler, AVL Ditest und Hella Gutmann.
Manche Werkzeugneuheiten überzeugen den Kfz-Profi sofort. Ein solches Tool hat Pichler Werkzeug in Frankfurt präsentiert. Über den Universal-Löseschlüssel für Tankgeberverschraubungen dachte ich spontan: sehr pfiffig. Hätte ich in meinem früheren Werkstattalltag auch gerne gehabt. Denn damit gehört das Lösen der Befestigungsringe per Klopfen mit Dorn und Hammer oder mit improvisierten oder schlecht passenden Werkzeugen (weil kein spezielles vorhanden ist) der Vergangenheit an. Mittels mehrerer Einstellmöglichkeiten und verschiedener Greifarmtypen lassen sich die üblichen Überwurfmuttern aus Plastik oder auch diverse Blechringe lösen und befestigen. Dafür kann das Werkzeug an unterschiedliche Durchmesser angepasst werden. Überzeugt hat mich neben der universellen Verwendbarkeit vor allem, wie fest die Tankgeberverschraubung in dem Werkzeug sitzt.
Hochspannend ging es am wahrsten Sinn des Worts am Stand von AVL Ditest zu. Dort standen Arbeiten und Prüfungen an der Hochvoltanlage und der HV-Batterie (z. B. für eine Dichtheitsprüfung zu) im Fokus. Das Unternehmen hat dafür diverse Geräte und Prüftools im Programm. Als besonders innovativ ist mir ein Werkzeug aufgefallen, das gar nicht für Werkstätten gedacht ist: der EValuate für Tests des HV-Systems im Rahmen der HU, über deren Einführung auf europäischer Ebene ernsthaft diskutiert wird.
Dazu gehören der Potenzialausgleichtest und die Prüfung der Wegfahrsperre/-warnung bei eingestecktem Ladestecker. Außerdem lässt sich mit dem Tool die Isolation zwischen Ladeanschluss des Fahrzeugs und der Onboard-Ladeeinheit checken. Dazu muss man wissen, dass zwischen diesen beiden Komponenten der fahrzeuginterne Isolationswächter nicht wirksam ist. Um diese drei Tests vornehmen zu können, verfügt das Gerät über einen „Ladestecker“ und ein Prüfmodul mit Prüfspitze.
Zwar nicht hochinnovativ, dafür aber umso attraktiver war eine Neuvorstellung bei Hella Gutmann Solutions, die ich dem Premiumanbieter in Sachen Anschaffungspreis so nicht zugetraut hätte: die Diagnoselösung mega macs S20 schon ab 1.250 Euro. Hervorzuheben und so gesehen dann doch innovativen System ist das Gesamtkonzept: Der S 20 besteht lediglich aus einer VCI und einer Diagnosesoftware mit verschiedenen Lizenzmodellen. Als Bedieneinheit können Werkstätten ein (vorhandenes) handelsübliches Tablet auf Androidbasis nutzen (8 Zoll empfohlen, Android 10 vorausgesetzt).
Die Einsteigerlizenz läuft lebenslang kostenfrei inklusive Updates. Damit können Anwender Fehlerspeicher lesen/löschen und Grundeinstellungen sowie Servicerückstellungen vornehmen. Wer mehr will, erwirbt ab 65 €/Monat die Lizenz S2 erhältlichen Lizenz S2, mit der auch Stellgliedtests und Codierungen sowie das Auslesen von Parametern möglich sind. Den Zugang zur HV-Batteriediagnose gibt es obendrauf. Darüber hinaus stellen weitere optionale Lizenzen den Zugang zu technischen Daten, zu fehlercodebasierten Online-Lösungsvorschlägen und weiteren Funktionen und Leistungen zur Verfügung. Insgesamt also eine Überraschungslösung, die den Einstieg in die Diagnosewelt des Unternehmens bei hohem Leistungsspektrum leicht macht. Zumal der grüne Dongle in jeden Werkzeugkasten passt und Handys sowieso vorhanden sind.
Revolutionäres oder ganz neue Trends gab es auf der diesjährigen Automechanika zwar nicht, dennoch beeindruckt mich stets auf Neue, dass selbst in klassischen Reparaturbereichen immer wieder neue Ideen zu pfiffigen Werkzeugen und Lösungen führen. Das zeigt die Innovationsfreude des freien Aftermarket