Kommentar zur Lage der Kfz-Branche und der Verbandskriseussichten der Kfz-Branche

Volle Auftragsbücher, Sorgenfalten, Streitigkeiten

Torsten Schmidt, Chefredakteur

Beim Blick auf das bald zu Ende gehende Jahr kann unsere Branche zufrieden sein. Die Auftragsbücher waren mehr als voll – bei vielen Werkstätten, bei vielen Teilezulieferern. Und auch die meisten Ausrüster klagen nicht. Und es ist eben nicht das erste Mal, dass das schleppende Neuwagengeschäft dem Reparaturmarkt in die Hände spielt. Und trotzdem gibt es im Aftermarket Sorgenfalten. Zu sehr trübt die derzeitige allgemeine wirtschaftspolitische Lage die Stimmung auch in der Kfz-Branche.

Auf dem kürzlich stattgefundenen Kongress des Gesamtverbands Autoteile Handel (GVA) machte sich etwa Verbandspräsident Thomas Vollmar Luft über die schlechte Politik, aber auch das unfaire Verhalten der OEMs gegenüber dem freien Reparaturmarkt. Zugleich sieht er Abhängigkeiten von China voller Sorge, ebenso die bedenkliche Situation der deutschen Autobauer, deren Wohlergehen natürlich für die gesamte Volkswirtschaft und damit unmittelbar für die Kfz-Betriebe wichtig ist.

Darüber macht sich ganz sicher auch der ZDK Gedanken, wenngleich dort die Sorgen bezüglich der eigenen Krise wohl gerade größer sind: Wo führt der Streit um die Trennung der Geschäftsstellen und die Spaltung des Verbands hin (siehe hier)? Selbst wenn ZDK und ZVK weiterhin nach außen unter einem Dach auftreten, wäre es naiv zu glauben, damit sei alles gut. Der Riss zwischen den beiden ist nicht mehr ohne Weiteres zu kitten. Was nicht heißt, dass sie sich nicht zusammenraufen könnten, ja sogar müssen. Denn letztlich geht es nicht um sie selbst, sondern die Kfz-Betriebe, die sie vertreten.

„Meinungsverschiedenheiten und sogar Richtungsstreitigkeiten gibt es in jedem Verband. Leider geht die Krise des ZDK darüber hinaus und dürfte das Urteil vieler Werkstätten bestätigen, dass ‚die da oben‘ ihren Auftrag vergessen haben: der Basis zu dienen.
Ungeachtet dessen wünscht die Krafthand-Redaktion ihren Lesern weiterhin volle Auftragsbücher und ein erfolgreiches 2025.“

Übrigens etwas, das auch Innungen häufiger zu vergessen scheinen. Erst kürzlich schrieb mir ein Leser seine Meinung zum ZDK und seiner Innung anlässlich eines Gewährleistungsfalls, in dem er Hilfe erwartete: „Da ist man in der Innung, zahlt Beiträge, die über den Landesverband zum Bundesinnungsverband weitergehen, und wenn mal ein Thema unter den Nägeln brennt, soll der kleine freie Werkstattbetreiber gegen einen Konzern klagen.“ Tatsächlich ist Kritik ähnlicher Natur von Werkstattinhabern häufiger zu hören.

Lässt sich daraus eine Entfremdung von Innungen und den Verbänden mit der Basis ablesen? Bei den aktuellen Streitigkeiten innerhalb des ZDK könnte man das denken. Zwar beschwören viele – richtigerweise – den Zusammenhalt, da nur ein geeinter Verband schlagkräftig ist. Nur, wer spricht mit der Basis? Dort wissen jedenfalls viele gar nicht, worum es wirklich geht. Und doch nimmt jede Partei für sich in Anspruch, in deren Namen zu handeln. Kein Wunder, wenn Werkstätten dafür kein Verständnis haben.

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