Urteil wie K.O.-Schlag für den Handel
Obwohl das Leipziger Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil vom 27. Februar 2018 zu möglichen Dieselfahrverboten eindeutig darauf hinweist, dass Euro-5-Diesel frühestens ab September 2019 aus betroffenen Städten ausgesperrt werden dürfen und das auch nur, wenn es Verhältnismäßig sei, kommt dies einem Knockout gleich – für diese Autos und insbesondere für Händler, die Selbstzünder mit Euro-5-Norm zuhauf auf ihren Höfen stehen haben.
Denn die Zahlen, die der ZDK bei 1.817 Automobilhändlern quer durch alle Marken einholte, klingen dramatisch. So geben ein Drittel der Befragten an,
- Euro-5-Diesel für den Verkauf zwischen 30 und 50 Prozent abwerten zu müssen (siehe hierzu auch DAT-Dieselbarometer Seite 11),
- ein weiteres Drittel wertet die Fahrzeuge zwischen 10 und 30 Prozent ab und
- für 10,6 Prozent der Händler sind Euro- 5-Diesel derzeit gar nicht zu verkaufen.
Um die Euro-5-Diesel im Wert zu stabilisieren, fordern 43 Prozent der Markenhändler eine Hardwarenachrüstung. ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Markenhandels in Deutschland, unterstreicht die Bedeutung dieser Forderung: Bundesverkehrsminister Scheu er muss seinen ersten Ankündigungen, ernste Gespräche mit den Herstellern zu führen, jetzt schnell Taten folgen lassen. Wir brauchen dringend eine Nachrüstverordnung für ältere Diesel mit bereits erfolgreich erprobten Hardwaresystemen. Hersteller und Importeure sind moralisch in der Pflicht, sich an der Finanzierung der Hardwarenachrüstung zu beteiligen.“
Selbst bei Euro-6-Dieseln ist die Situation aktuell nicht rosig. Auch hier kann man die Händlerschaft in drei Kategorien einteilen:
- 38,7 Prozent können zurzeit nur die neuesten Diesel der Abgasnormen Euro 6d und Euro 6d-Temp verkaufen,
- 37,2 Prozent geben an, dass es momentan kaum möglich ist, Euro-6-Diesel zu verkaufen,
- rund ein Viertel hat zumindest die Hoffnung auf eine baldige Normalisierung des Verkaufs von Euro-6-Dieseln.
Diese Zahlen zeigen, wie stark das Leipziger Urteil zur weiteren Verunsicherung von Autofahrern und Verbrauchern beigetragen hat. Peckruhn betont: Solange das Dieselthema weiter rumort und Fahrverbote nicht klipp und klar verhindert werden, wird sich die Situation im Handel nicht verbessern, sondern weiter verschlechtern.“ Deshalb erwarten die Händler konkrete Unterstützungsmaßnahmen: Eine verstärkte Beteiligung der Hersteller und Importeure am Restwertrisiko insbesondere der Euro-5-Leasing- Rückläufer fordern 40,6 Prozent der Befragten. Für 16,3 Prozent der Händler wäre ein Garantiepaket für den Kunden mit Rückgaberecht des Dieselfahrzeugs bei verhängten Fahrverboten eine mögliche Alternative.
Laut Peckruhn ist es unabdingbar, dass die Hersteller und Importeure mit den Vertretern der Händlerverbände sehr schnell tragfähige Lösungen für die extrem hohen Belastungen der Händler durch die Dieselkrise schaffen, um eine Pleite welle im Automobilhandel zu verhindern.“
Abgefragt hat der ZDK in seiner Blitzumfrage auch, ob sich das Kundenverhalten verändere. Dies bejahten über 98 Prozent, wobei 56,9 Prozent angaben, die Nachfrage nach Benzinern sei höher und 37,9 Prozent eine Kaufzurückhaltung feststellten. Erstaunlich ist, dass bei nur 4,14 Prozent der befragten Händler, eine verstärkte Nachfrage nach alternativen Antrieben bestehe.
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