Kältemittelschwund

Unterschätzte Verluste

Monteur schließt Klimaservicestation an
Der Klimaservice wird teurer, deshalb dürfte in Zukunft die Nachhaltigkeit im Umgang mit Kältemittel an Bedeutung gewinnen. Bild: Blenk
Dieser Beitrag ist Teil des Spezials: Fahrzeugklimaanlagen.

So sollte die Wiegezelle nicht aus dem Gleichgewicht geraten, nur weil die Station häufiger auf rauem Werkstattboden ruppig hin- und hergeschoben wird. Etwas, das nicht jede Waage wegsteckt. Natürlich lässt sich diese kalibrieren, was aber einen unnötigen Aufwand darstellt. Legen Kfz-Profis also Wert auf Füllgenauigkeit, sollten sie bei den Anbietern von Servicestationen erfragen, welche Prozesssicherheit die Waage bietet.

Doch warum ist die Füllgenauigkeit inzwischen so wichtig? Ganz einfach. Zu wenig Kältemittel kann sich nicht nur negativ auf die Kühlleistung auswirken. Ebenso negativ wirkt sich eine Unterfüllung auf die Lebensdauer des Klimakompressors aus. Das gilt im Übrigen auch auf eine Überfüllung. In beiden Fällen erhitzt sich der Verdichter stärker, weil er mehr arbeiten muss.

Zu wenig Kältemittel wie in der rechten Grafik wirkt sich erheblich auf die Temperaturen des Kompressors, des Kompressoröls sowie auf die Ausströmtemperatur aus. Quelle: Waeco

Und da bei modernen Autos die Füllmengen immer geringer werden, wirkt sich zu wenig oder zu viel Kältemittel drastischer aus als bei älteren Fahrzeugen, die noch 800 oder gar 1.000 g Kältemittel in ihrer Klimaanlage hatten. Hier spielten 100 g über oder unter der zulässigen Toleranzgrenze keine Rolle. Leicht nachzuvollziehen, dass dies beispielsweise bei einer Anlage mit nur noch 450 g Füllmenge oder gar noch weniger anders aussieht.

Die Füllgenauigkeit gewinnt an Bedeutung, da der Klimakompressor moderner Fahrzeuge mehr unter einem Kältemittelmangel leidet als es bei älteren Fahrzeugen der Fall ist.

Wie die Grafik oben zeigt, erhitzt sich das Kältemittel auf fast 130 °C, wenn 100 g Kältemittel fehlen. Das sind fast 30 °C über dem normalen Temperaturlevel. Und auch das Kompressoröl sowie die für die Innenraumkühlung entscheidende Ausströmtemperatur am Armaturenbrett steigen deutlich über das Normalmaß an. Somit wird es nicht nur den Insassen, sondern auch dem Verdichter zu warm.

Reaktion eines Geräteherstellers

Die angesprochenen Probleme sind der Automobilindustrie bewusst. So gibt es die sogenannten VDA-Normen, die unter anderem Standards zu Füllgenauigkeit, Rückgewinnungsqoute (gibt an, wie viel Prozent Kältemittel aus der Anlage abgesaugt und wiederverwendet werden) etc. festlegen. Bei Waeco hat man jedoch noch höhere Ansprüche. Wie erwähnt entweicht bei den Low-Emission-Geräten kein Kältemittel mehr, da dieses aus dem Altölbehälter abgesaugt wird.

Beim Ölabscheiden in herkömmlichen Klimaservicestationen kommt es zu einem Kältemittelverlust.

Doch um noch besser zu dokumentieren, dass mit diesen Stationen der Klimaservice nachhaltiger ist als mit herkömmlichen Geräten, hat das Unternehmen einen vierten Arbeitsprozess eingeführt. Zum bisherigen Absaugen, Evakuieren und Füllen kommt bei den neuen Gerätegenerationen der Low-Emission-Stationen das Tiefentleeren. Die Reihenfolge der Arbeitsprozesse ist dann wie folgt:

  1. Absaugen
  2. Tiefentleeren
  3. Evakuieren
  4. Füllen.

Die neuen Stationen zeigen dem Nutzer den zusätzlichen Arbeitsschritt ‚Tiefentleeren’ über das Gerätedisplay an. Genau genommen handelt es sich bei diesem Vorgang um etwas, das es im Grunde schon gibt. Auch die bisherigen Low-Emission-Stationen ‚saugen’ Unternehmensangaben zufolge nahezu 100 Prozent aus dem Klimakreislauf ab und verwenden dieses wieder. Nahezu 100 Prozent werden auch deshalb erreicht, weil kein Kältemittel mehr über den Altölbehälter entweicht.

Warum dann das Ganze, wenn dieser Prozess doch eigentlich nicht neu ist? Weshalb die Anzeige des vierten Prozesses? Sind es Marketinggründe? Eigenen Aussagen zufolge möchte das Unternehmen damit noch besser darstellen, wie nachhaltig seine Stationen arbeiten. Auch vor dem Hintergrund der Ressourcen- und Umweltschonung sowie der teuer werdenden Kältemittelverluste.

 

Hintergrund

F-Gas-Regulierung und R134a-Verfügbarkeit

Am 1. Januar 2015 ist die sogenannte F-Gas-Verordnung der EU in Kraft getreten. Um den Einsatz von Treibhausgasen zu reduzieren, ist darin eine quotenmäßige Reduzierung von R134a definiert. Konkret ist vorgesehen, die Verfügbarkeit des ‚alten’ Kältemittels bis 2018 auf 63 Prozent und bis 2021 auf 45 Prozent zu verringern. Die Prozentangabe bezieht sich auf das verfügbare Gesamtvolumen von R134a im Jahr 2015. Mit anderen Worten: In fünf Jahren wird nur noch die Hälfte der heutigen Kältemittelmenge von R134a verfügbar sein.

Aufgrund der verknappten Ressourcen an R134a sind Preissteigerungen nicht auszuschließen, da Fahrzeuge mit R134a-Klimaanlagen noch über Jahre in hoher Anzahl im Verkehr sein werden.

Quelle: Waeco

 

 

 

 

 

 

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