Unter die Haube geschaut: Die Technik des ROWE BMW M6 GT3

Die beiden ROWE BMW M6 GT3 Kurz vor der Startaufstellung bei den 24h auf dem Nürburgring 2016. Bilder: Georg Blenk

Am vergangenen Wochenende fand das 24h-Rennen auf dem Nürburgring statt. Das ROWE-Racing-Team ging erstmals mit zwei werksunterstützten BMW M6 GT3, dem Nachfolger des BMW Z4 GT3, an den Start. Ein für den Renneinsatz modifizierter 4,4-Liter-V8-Motor mit Twin-Turbo schiebt den Boliden an. Wir haben uns eines der beiden Fahrzeuge in der ROWE-Box genauer angesehen.

Tatsächlich wirkt das neue Kundensport-Fahrzeug aus München auf den ersten Blick gewaltig, wuchtig und schwer. Der Eindruck relativiert sich sehr schnell, wenn man die federleichten Carbon-Türen öffnet. Auch die riesige Fronthaube lässt sich mit nur wenigen Klicks von einem Monteur abnhemen. Für die technische Betreuung der Fahrzeuge sorgt wie schon in der Vergangenheit die Motorsport Competence Group AG (MCG) aus dem saarländischen St. Ingbert rund um Teamchef Hans-Peter Naundorf.

Der Antrieb
Das Triebwerk des neuen M6 GT3 besitzt eine Trockensumpfschmierung und leistet den Angaben von BMW-Motorsport zufolge bis zu 585 PS. Dabei wiegt der Bolide weniger als 1.300 Kilogramm. Ins Auge springt sofort die sehr tiefe Einbauposition des Motors. Zudem ist das Aggregat weit zur Fahrzeugmitte hin positioniert. Auch die Abgasanlage ist in Richtung Fahrzeugzentrum hin montiert. Die Endrohre liegen hinter den vorderen Radkästen. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs liegt also sehr tief und mittig und verbessert so die Straßenlage. Der V8-Motor (P63) verfügt über eine M Twin-Power Doppelaufladung und 4.395 Liter Hubraum. Die Motorsteuerung kommt von Cosworth, die Software wurde von BMW-Motorsport entwickelt.

Viel Downforce und Heckpower
Für hinreichend Abtrieb sorgt das Gesamtdesign der flachen, breiten Karosserie. Zahlreiche Schlitze leiten die Luft strömungsgünstig um das Fahrzeug und drücken es zusätzlich auf die Fahrbahn. Auch der riesige Heckflügel presst den M6 GT3 gehörig auf die Antriebsachse. Dabei überträgt ein sequenzielles Sechsgang-Getriebe mit hydraulisch betätigter 4-Scheiben Sinterkupplung über die Transaxle-Konstruktion von Ricardo die Power nach hinten. Der Schaltaktuator kommt vonZytek. Das Differential ist einstellbar. "Das Fahrzeug generiert sehr viel Downforce, erzählt Immo Kosel, Prokurist, Leitung Vertrieb & Export und Mitglied der Geschäftsleitung bei der ROWE-Mineralölwerk GmbH. "Dies kommt uns besonders bei Regenwetter zugute."

Das Chassis
Die Außenhaut des ROWE-BMW M6 GT3 besteht komplett aus Kohlefaser, der Unterboden ist geschlossen. Interessant sind auch die Scheiben aus Makrolon (Polycarbonat), die das Fahrzeug noch leichter machen. Die ebenfalls aus Kohlefaser und CFK bestehende Crash-Struktur des M6 GT3 an Front beziehungsweise Heck sorgt für zusätzliche Sicherheit.

Fahrwerk und Bremsen
An Vorder- und Hinterachse kommen beim M6 GT3 Doppeldreiecksquerlenker zum Einsatz. Höhe, Spur, Sturz und Rollcenter sind einstellbar. Vierfach verstellbare Dämpfer von Öhlins sorgen für die Feinabstimmung. Die Stabis sind von außen verstellbar, die Traktionskontrolle mehrstufig einstellbar.
Die Bremsanlage liefert AP Racing. Es handelt sich um sechs-Kolben Festsättel an der Vorderachse sowie vier-Kolben Festsättel an der Hinterachse. Das ABS ist mehrstufig einstellbar und kommt vonBosch
.

Der Arbeitsplatz
Das Cockpit erinnert stark an ein DTM-Fahrzeug. Der starr verschraubte Fahrersitz ist weit zur Mitte hin platziert. Der Sicherheitskäfig entspricht natürlich der aktuellen FIA-Norm. Das Multifunktionslenkrad mit Pedalshift ist abnehmbar und verfügt über zahlreiche Status-LEDs sowie Knöpfe zur Bedienung beispielsweise des Speed-Limiters, des Fernlichts inklusive Flash-Funktion, der Traktionskontrolle, den Funk, der Wischer oder des Trinksystems. Die Lenksäule, die Pedalbox ist verstellbar, ebenso elektrisch die Außenspiegel. Der Fahrzeugkabelbaum im Inneren des Fahrzeugs hält zahlreiche Steckplätze, zum Beispiel für den Daten-Logger, bereit.


Fazit
Der neue ROWE BMW M6 GT3 erinnert optisch an das Serienfahrzeug, er wiegt aber statt zwei nur noch 1,3 Tonnen. Technisch hat BMW alles in den neuen Rennboliden reingepackt was möglich und notwendig ist, inklusive einem längeren Radstand. Wer jetzt Ambitionen hat: Den Nettopreis für das Fahrzeug gibt BMW-Motorsport mit 379.000,00 Euro an -ohne Betreung, Ersatzteile und Reifen, versteht sich.

Michael Zehe, Gründer und Geschäftsführer der ROWE Mineralölwerk GmbH begründet das Motorsport-Engagement von ROWE: "Wir setzen bewusst auf professionellen Motorsport, im Übrigen auch bei den 24h von Spa, in der Blancpain-Endurance- und Sprint-Series sowie in der VLN und dem FIA-GT-Worldcup in Macau. Wir können unsere Schmierstoffe im Grenzbereich testen und weiterentwickeln. Eine glaubwürdigere Plattform gibt es nicht."