Über HV-Prüftechnik und wann diese in freien Werkstätten zum Einsatz kommt
Im Interview mit KRAFTHAND steht Ralf Kerssenfischer, Geschäftsführer von AVL Ditest Deutschland, Rede und Antwort zur Hochvolt-Prüftechnik des Unternehmens und was der Ausrüster in diesem Segment noch in petto hat.
Herr Kerssenfischer, AVL Ditest hat das Thema HV-Messtechnik für Automobile schon früh vorangetrieben. Spiegelt sich das jetzt mit der steigenden Anzahl der E-Zulassungen in der Nachfrage wider?
Ja, absolut. Bei markengebundenen Werkstätten nehmen wir einen deutlichen Trend in diese Richtung wahr. Fahrzeughersteller statten ihre Werkstätten zunehmend mit Werkzeugen für Arbeiten an Elektro- und Hybridfahrzeugen aus. Wir sehen, dass einige Werkstätten sogar schon mehr als einen Arbeitsplatz für HV-Systeme einrichten.
Für freie Werkstätten beobachten wir einen ähnlichen Trend, wenn auch auf deutlich geringerem Niveau. Gerade im 2. Halbjahr 2020 sind von dort vermehrt Anfragen und Bestellungen eingegangen. Daraus schließen wir, dass auch der freie Markt beginnt, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Qualifikationen aufbaut.
Aber wann werden freie Kfz-Betriebe tatsächlich immer mehr direkt am HV-System arbeiten müssen?
Elektro- und Hybridfahrzeuge werden natürlich erst nach der Gewährleistungsfrist dort ankommen. Aus heutiger Sicht werden im Rahmen von Wartungs- und Reparaturarbeiten zunächst etwa die Spannungsfreischaltung der HV-Batterie zu den alltäglichen Aufgaben zählen. Bei Spezialisten wie Karosseriebetrieben oder Unfallinstandsetzern kann das durchaus früher anstehen, da sie unabhängig von der Gewährleistungsfrist sichere Bedingungen für das Arbeiten an E- und Hybridfahrzeugen schaffen müssen.
In jedem Fall steht die Arbeitssicherheit im Vordergrund. Daher haben wir schon vor einigen Jahren mit dem HV Safety Trainingskoffer ein Tool für die Trainingszentren und Bildungseinrichtungen des Kfz-Gewerbes entwickelt. Dieser kommt im Rahmen der Berufsausbildung zum Einsatz und vermittelt das notwendige Praxisverständnis für Arbeiten an Hochvoltsystemen. Die Trainingszentren und Berufsbildungseinrichtungen können so frühzeitig die notwendige Wissensbasis schaffen.
Gibt es bei AVL Ditest darüber hinaus Schwerpunkte bei der Entwicklung von Prüftools für HV-Systeme?
Ja. Wir haben für Arbeiten an Traktionsbatterien schon früh Fachkompetenz aufgebaut. So ist ein Portfolio entstanden, das mit unterschiedlichen Lösungen den kompletten Reparatur- und Wartungsprozess abdeckt. Da spielen etwa zunehmende Bedarfe für die Bewertung des Batteriezustands bei Gebrauchtwagen oder Gutachten nach Unfällen eine Rolle. Zudem müssen vor und nach der Lagerung sowie beim Transport von HV-Batteriemodulen bestimmte Wartungsprozesse durchgeführt werden.
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