Alternative Antriebe

Technik und Fahreindrücke zum Hyundai Ioniq

Antriebsstrang des Hyundai Ioniq. Bild: Hyundai

Insbesondere Hersteller aus Fernost warten mit preisgünstigen Hybridmodellen auf. Zum Teil weit unter 30.000 Euro und mit umfangreicher Serienausstattung. KRAFTHAND hat den nur als Hybrid- und E-Fahrzeug erhältlichen Ioniq von Hyundai gefahren und ein Auto erlebt, dessen technischer Gesamteindruck überzeugte – doch nicht jeden Redakteur emotional ansprach.

Dass die Hybridtechnologie eine vielversprechende Zukunft vor sich hat, wird von Jahr zu Jahr deutlicher. Neben den Auswirkungen des Dieselskandals sind vor allem die sinkenden Preise ausschlaggebend, dass sich das Antriebskonzept nach und nach etabliert. Dazu tragen auch Fahrzeuge wie der Hyundai Ioniq bei, den die Koreaner im Oktober an den Start brachten.

Das Besondere des Newcomers: Wer dieses Fahrzeug haben möchte, bekommt ihn nur mit Hybridantrieb, als reines E-Fahrzeug oder ab November 2017 als Plug-in-Hybrid. Die von uns getestete Hybridvariante ist in drei verschiedenen Ausstattungslinien erhältlich und wartet mit einer Systemleistung von 104 kW auf (siehe hierzu auch Kasten rechts). Wobei die Maximalleistung des Benzinmotors 77 kW und die der E-Maschine 32 kW beträgt.

Fahren ohne Zugkraftunterbrechung

Was die Kraftübertragung betrifft, gehen die Koreaner einen anderen Weg als der Großteil der Konkurrenz bei ihren Hybridmodellen. In den Hybridvarianten des Ioniq kommt ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (Dual Clutch Transmission, kurz DCT) zum Einsatz, das zusammen mit dem Verbrennungs- und Elektromotor vorne quer eingebaut ist.

Das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe hat einen Wirkungsgrad von 95,7 Prozent. Bild: Hyundai

Verschiedenen Getriebeherstellern zufolge ist es durchaus sinnvoll, auch Hybridfahrzeuge mit solchen Getrieben auszustatten.

Der Ioniq ist das erste Modell von Hyundai, das schon bei der Entwicklung für drei unterschiedliche Antriebssysteme konzipiert wurde.

Im Vergleich zu konventionellen Automatikgetrieben mit Drehmomentwandler sollen DCT rund fünf Prozent sparsamer sein – in einigen Fahrzyklen und Fahrzeugen sogar über 20 Prozent. Doppelkupplungsgetriebe sind somit komfortabel, wirken verbrauchsreduzierend und gewährleisten geringere CO2-Emissionen.

Der Permanentmagnet-Elektromotor sitzt zwischen Verbrennungsmotor und Doppelkupplungsgetriebe. Er arbeitet mit 240 V und bringt eine Leistung von 32 kW. Bild: Hyundai

Damit der Fahrer die Schaltpunkte auf seine Bedürfnisse abstimmen kann, hat er im Ioniq die Wahl zwischen einem Sport- und einem Eco-Modus. Die Sportfunktion hält üblicherweise die unteren Gänge länger und schaltet die Leistung von Benzin- und Elektromotor zusammen, um den Fahrer mit maximaler Leistung zu versorgen. Im Eco-Modus hingegen werden Gangauswahl und Schaltpunkte für eine möglichst kraftstoffsparende Fahrweise optimiert.

Die E-Maschine kann es auch alleine

Da es sich beim Ionic um einen sogenannten Vollhybrid handelt, unterstützt die E-Maschine den 1,6-l-Benzindirekteinspritzer nicht nur beim Anfahren und Beschleunigen. Je nach Akkuladung ist auch rein elektrisches Fahren möglich und das sogar bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h. Wobei dafür natürlich die entsprechenden Fahrsituationen (z.B. ruhiges Dahingleiten) gegeben sein müssen.

Der Benzinmotor besitzt eine Leistung von 77 kW. Als Langhuber im Atkinson-Zyklus hat er einen thermischen Wirkungsgrad von 40 Prozent. Bild: Hyundai

Die notwendige elektrische Energie für den Permanentmagnet-Elektromotor kommt von der 1,56 kWh Kapazität bietenden Lithium-Polymer-Akkueinheit, die sich unter dem Rücksitz befindet.

Den Ioniq gibt es als Hybrid, Plug-in-Hybrid und reine E-Variante.

Der Benziner wurde speziell für den Hybrideinsatz entwickelt und bietet unter anderem ein für Zylinderkopf und Motorblock separat arbeitendes Kühlsystem. Der thermische Wirkungsgrad des nach dem Atkinson-Prozess arbeitenden Triebwerks liegt bei 40 Prozent. Das Kraftstoffeinspritzsystem mit 6- Loch-Einspritzdüsen arbeitet mit bis zu 200 bar Druck und soll ebenfalls erheblich zur Kraftstoff- und Emissionsreduzierung beitragen. So liegt der angegebene CO2-Ausstoß bei 79 g/km, was einem Normverbrauch von 3,9 l auf 100 km entspricht. Ein Verbrauchswert, mit dem KRAFTHAND in seinem Test nicht auskam.

Weniger Verwirbelungen

Bekanntlich trägt nicht nur die Effizienz des Antriebssystems, sondern auch der cw-Wert zu guten Verbrauchswerten bei. Hyundai gibt für seinen Hybrid einen Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,24 an. Dazu tragen Detaillösungen wie die aktiven Luftklappen bei. Diese regeln die Kühlluftzufuhr abhängig von Motortemperatur und Geschwindigkeit selbstständig. Aerodynamisch optimiert wurden außerdem: der Heckspoiler und Diffusor, der Unterboden, das Raddesign und die Luftführung an den Vorderrädern. Alles Maßnahmen, die ungewollte Luftverwirbelungen weitestgehend reduzieren.

Durch die Verwendung zahlreicher Leichtbaumaterialien und die daraus folgenden Änderungen bei der Konstruktion verfügt das Fahrzeug über ein leichtes, aber besonders starres Chassis. Mit 53 Prozent hochfester Stahllegierungen ist die Konstruktion besonders steif, was sich beim Handling und der Schlagenergieabsorption bemerkbar machen soll. Motorhaube und Gepäckraumklappe sind wie auch Teile des Fahrwerks aus Aluminium gefertigt. Das spart im Vergleich zu Stahl nahezu 13 kg Gewicht.

Sicherheit an Bord

Ebenfalls auf dem Stand der Technik ist der Ioniq was Komfortsysteme und Fahrassistenten betrifft. Beispielsweise ist serienmäßig ein Notbremsassistent vorhanden, der via Radarsensor und Kamera sowohl Fahrzeuge als auch Personen erkennt. Das System leitet automatisch eine Vollbremsung ein, wenn der Fahrer nicht auf optische und akustische Warnsignale reagiert.

Außerdem Standard sind die Smart Cruise Control (SCC) sowie die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Abstandsreglung, die selbsttätig die Distanz zum vorausfahrenden Fahrzeug hält und das Tempo an den fließenden Verkehr anpasst. Der ebenfalls serienmäßige Spurhalteassistent registriert über die Kamera in der Frontscheibe das unbeabsichtigte Verlassen der Fahrspur und macht den Fahrer durch Warnsignale sowie durch sanftes Gegenlenken auf gefährliche Situationen aufmerksam. Wie gut dieser Assistent arbeitet, beschreibt die Redaktion im Kasten links.

Recycling- und Naturmaterialien

Um den Ökologiegedanken des Hybrid konsequent umzusetzen, verwendet Hyundai großflächig umweltfreundliche Materialien. Beispielsweise bestehen die Türinnenverkleidungen zum Teil aus recyceltem Kunststoff, pulverisiertem Holz und Vulkangestein. Insgesamt soll der Zuckerrohrfaseranteil über 25 Prozent betragen. Qualität, Aussehen und Geräuschdämmung sind laut Unternehmen zu konventionellem Material vergleichbar. Was das Gewicht angeht, sind die Öko materialien sogar vorteilhaft, denn sie wiegen etwa 20 Prozent weniger.

Standpunkt

Das denkt die Redaktion über den Hyundai Ioniq

Die Wortschöpfung Ioniq geht auf ION und IQ zurück. Während die ersten drei Buchstaben für den elektrischen Antrieb stehen (schließlich ist ein Ion ein elektrisch geladenes Atom), ist IQ das Kürzel für das englische Wort unique, was einmalig bedeutet. Ganz so besonders war das Fahrerlebnis nicht für jeden aus der Redaktion, der den Hyundai- Hybrid getestet hat:

Reaktionsmanagerin Beate Dreher: Einen soliden Einruck macht der Wagen – auch wenn er in puncto Durchzug im Eco-Modus etwas schwach ist. Abgesehen davon lässt es sich aber gut damit fahren. Was die Emotion angeht: Hier kann ich sagen, dass es Autos gibt, die bei mir deutlich mehr bleibende Eindrücke hinterlassen haben. Zumal mich das Hybridsystem bezüglich E-Funktion etwas enttäuschte. Denn Situationen im rein elektrischen Fahrmodus waren sehr selten, selbst wenn ich das Gaspedal sanft durch getreten habe.

Redakteur Florian Zink: Mit dem Ioniq ist Hyundai ein respektabler Wurf gelungen. Mir gefällt er sowohl von außen als auch von innen. Alle Bedienelemente sind an ihrem Platz, die Optik und Haptik sowie die Verarbeitung von Armaturen und Verkleidungen passt – insbesondere wenn man bedenkt, dass der Einstiegspreis für den Koreaner bei knapp 24.000 Euro liegt. Klar, beim Verbrauch kommt er nicht an die Werksangaben von 3,4 l beziehungsweise 3,9 l für die Premiumausstattung heran. Doch mit den von uns per Bordcomputer gemessenen 5,3 l lässt es sich leben, finde ich.

Drunter schafften wir es nicht – selbst wenn spritfressende Systeme wie die Klimaanlage ausgeschaltet waren. Bild: Zink

Chefredakteur Torsten Schmidt: Schaut man sich an, wo Hyundai noch vor zehn oder 15 Jahren stand, so hat der Autobauer eine erstaunliche Entwicklung genommen. Und ich bin mir sicher, dass der Ioniq auch aufgrund des vergleichsweise attraktiven Preises seine Käufer unter den Hybridfreunden findet. Daran wird auch das doch ziemlich pixelige Bild der Rückfahrkamera nichts ändern. Überzeugt hat mich der Spurhalteassistent, der im direkten Vergleich zu anderen Modellen besser funktioniert und auf Landstraßen mit Fahrbahnmarkierungen teils wirklich eigenständig die Lenkung korrigierte. Gefallen hat mir auch der kernige Klang des 1,6-l-Motors, der für seine Leistungswerte durchaus spritzig beschleunigt. kh