Die Wulf Gaertner Autoparts GmbH mit Sitz in Hamburg liefert unter der Marke Meyle zahlreiche Fahrzeugkomponenten für den Aftermarket. Unter anderem stellte das Unternehmen kürzlich mit der Platinum-Reihe neue Bremsbeläge und neue Bremsscheiben vor. Krafthand-Online erkundigte sich bei Sven Nielsen, Leiter Technik bei Wulf Gaertner Autoparts, über die Eigenschaften der neuen Bremskomponenten.
Krafthand-Online: Sehr geehrter Herr Nielsen, bei den neuen Platinum-Bremsbelägen setzt Meyle eine neue Reibbelagsmischung ein. Aus welchen Hauptkomponenten besteht diese Mischung und welcher Reibbelagsgruppe ist der neue Belag zuzuordnen (Semimetallisch, Metallisch,..)?
Sven Nielsen: Die Materialmischung der neuen Reibbeläge ist frei von Kupfer und Schwermetallen. Der Belag ist im Semi- bis Low-Metallic Bereich anzusiedeln.
KHO: Welche Vorteile bietet der Belag im Vergleich zu Wettbewerbsprodukten?
Nielsen: Der neue Belag zeichnet sich durch besonders sicheres Bremsverhalten und kurze Bremswege aus. Darüber hinaus wurden zahlreiche Tests unter Echtzeitbedingungen durchgeführt, bei denen den Meyle Platinum Pads ein besseres Fading-Verhalten – damit ist das Wärme-Brems-Verhalten gemeint – nachgewiesen werden konnte. Zudem wurde die Reibbelagsmischung insbesondere für eine Verbesserung von Komfort und Leistung bei Fahrzeugen der Oberklasse und bei Transportern angepasst – die neuen Beläge halten starken Belastungen demnach besonders gut stand. Das heißt im Umkehrschluss natürlich auch, dass die Bremsbeläge auch in der Kompakt- und Kleinwagenklasse überdurchschnittlich gut funktionieren – dies zeigt beispielsweise dasVideo ‚Maximale Bremsleistung und minimale Bremswege‘.
KHO: Zahlreiche neuere Fahrzeuge verfügen über einen Zustandssensor des Bremsbelags. Sind die neuen Pads auch damit ausgestattet?
Nielsen: Ja, die Platinum Pads entsprechen in Geometrie und Ausstattung den Originalersatzteilen. Im Bereich Performance stehen sie denen der Erstausrüstung in nichts nach. Hinzu kommt, dass durch die ECE-R90 ein Mindestanspruch an Bremsbeläge gestellt wird. Wird diese Norm nicht erfüllt ist es in den meisten Ländern untersagt, die Beläge überhaupt zu vertreiben.
KHO: Vorsicht bei der Verwendung von Kupferpaste an den Bremsbelag-Aufnahmepunkten. Was steckt dahinter?
Nielsen: Beim Schmieren der Kontaktfläche zwischen Bremsbelag und Führung sollte man keine Kupferpaste, sondern besser ein Hochtemperaturfett oder eine Keramikpaste benutzen. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Fahrzeuge eine Bremsanlage haben, die teilweise aus Aluminium besteht, damit die Fahrzeuge möglichst leicht bleiben. Zwischen einer Kupferpaste und Aluminium kann es jedoch auf Grund der unterschiedlichen Elektronegative zu einer elektrolytischen Reaktion kommen. Demnach wird das unedlere Metall – in dem Fall das Aluminium – abgetragen. Dadurch kann sich der Bremsbelag im Träger oder auch im Bremskolben im Zylinder festfressen. In einem Video der Serie ‚Die Meyle-Mechaniker‘ zum Wechsel der Bremsbeläge wird diese Reaktion ebenfalls genau erklärt.
Darüber hinaus werden auch in Deutschland – der Umwelt zu liebe – kupferfreie Bremsbeläge über kurz oder lang mit großer Wahrscheinlichkeit zur Pflicht. Dementsprechend sollte man auch bei der Montage auf Kupferpaste verzichten.
KHO: Auch eine weiterentwickelte Bremsscheibenserie hat Meyle kürzlich vorgestellt. Eine spezielle Beschichtung soll bei der Platinum Disc vor Korrosion schützen. Was steckt dahinter und wie lange hält die Schutzschicht?
Nielsen: Die neuen PD-Bremsscheiben sind jetzt mit einem lösungsmittelfreien Lack beschichtet, der mit UV-Licht ausgehärtet wird. Die moderne Lacktechnologie trägt das Siegel ‚Made in Germany‘ und zeichnet sich durch eine besonders hohe Korrosionsbeständigkeit aus. Exakte Angaben in Bezug darauf, wie lange die Bremsscheiben dadurch vor Korrosion geschützt sind, kann man jedoch nicht machen, da die Dauer des Schutzes von verschiedenen Faktoren abhängt – beispielsweise den Witterungsbedingungen. Fest steht jedoch, dass der Lack deutlich länger vor Korrosion schützt, als die im Markt üblichen Zink-Staub- oder Zink-Lamellen-Beschichtungen.
KHO: Welche anderen Vorteile bietet die neue Bremsscheibe?
Nielsen: Durch das Aushärten der Beschichtung mit UV-Licht wird bei der Herstellung der neuen Platinum Discs deutlich weniger Energie verbraucht, als bei der Herstellung der im Markt üblichen Bremsscheiben. Darüber hinaus überzeugt die neue Bremsscheibe durch eine dauerhaft brillante Optik. Diese lässt sich zum einen durch den langanhaltenden Korrosionsschutz der UV-Lack-Beschichtung, zum anderen auch dadurch erklären, dass besonders anfällige Flächen der Bremsscheiben besonders stark beschichtet sind.
Einen weiteren Vorteil stellt die Beständigkeit der Lackbeschichtung gegen Chemikalien wie Felgenreiniger dar: Während beispielsweise bei Zink-Lamellen-Bremsscheiben eine Verfärbung auftritt, da Zink eine chemische Reaktion mit dem Felgenreiniger eingeht, behält die Platinum Disc dauerhaft ihre glänzende Optik. Gleichzeitig wird durch die glatte Lackoberfläche die Anhaftung von Bremsstaub und Schmutz reduziert.
KHO: Wie hoch ist aktuell die Marktabdeckung der Beläge und der Scheiben?
Nielsen: Die Marktabdeckung der Meyle PD Bremsscheiben und -beläge liegt bei circa 90 Prozent.