Stimmen zum Getriebeservice
Wann und warum sich ein Ölservice empfiehlt
Die Faustregel, dass die Öl-Erstbefüllung eines Automatgetriebes ein ganzes Autoleben lang hält und für den Service keine Rolle spielt, gilt so vollumfänglich heute nicht mehr. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend: Zum einen definieren die Automobilhersteller ein Autoleben in der Regel mit einer Laufleistung von 200.000 Kilometern. Wer sich aber im Werkstattalltag umsieht, stellt schnell fest, dass diese Laufleistung gerade bei größeren Fahrzeugen sehr oft übertroffen wird – und auch Kilometerleistungen von über 300.000 keine Seltenheit mehr sind. Etwa ein Drittel aller acht bis zehn Jahre alten Fahrzeuge der oberen Mittelklasse hat die 200.000-km-Marke bereits überschritten. Zum anderen ist das Nutzungsprofil ausschlaggebend für den möglichen Verschleiß. Sportliches und schnelles Fahren, ein hoher Kurzstreckenanteil oder häufiges Fahren mit schweren Anhängern belasten auch das Getriebeöl und lassen es vorzeitig altern.
Unbedingt kontrolliert werden sollte der Getriebeölstand bei ruckeligen oder verzögerten Gangwechseln – die sich besonders bei kalten Temperaturen bemerkbar machen. Ist der Pegelstand in Ordnung, kann sich die Viskosität des Öls verändert haben. Schaumbildung und Ölschlamm sind die Folge – und ein fachgerechter Wechsel exakt nach den Vorgaben des Herstellers unbedingt notwendig. Bei Bedarf leisten die Spezialisten von ZF Services in 19 Servicestellen, zehn eigenen Standorten und neun autorisierten Servicepartnern, deutschlandweit Unterstützung. ZF Services empfiehlt einen Getriebeölwechsel nach 80.000 bis 120.000 Kilometern oder acht Jahren – nicht nur bei anspruchsvollen Nutzungsprofilen. Der geringere Verschleiß durch die frische Befüllung macht das Automatgetriebe auch für Fahrleistungen jenseits der 200.000 Kilometer fit. Außerdem erreicht der Schaltkomfort wieder Neufahrzeugniveau. Und die Werkstatt kann sich gegenüber ihren Kunden als vorausschauender und professioneller Dienstleister profilieren.
Über Verschleißfaktoren des ATF und Lebensdauerfüllungen
Die Einsatzdauer des Getriebefluids ist im Wesentlichen abhängig von der Getriebefüllmenge, der Bauart und den Betriebsbedingungen. Bei Fahrzeugen, die unter erschwerten Betriebsbedingungen gefahren werden, ist eine erhöhte mechanische und thermische Belastung die Folge. Somit verändern sich auch über einen gewissen Zeitraum das Schmiervermögen und die Belastbarkeit des Getriebefluids. Dies hat letztendlich auch Auswirkungen auf das Schaltverhalten. Schaltpunkte werden später gesetzt, die Gänge weiter ausgefahren beziehungsweise es kommt beim Anhalten zum Nachruckeln. Drehzahlgeberräder und Drehzahlleseeinheiten verschmutzen durch Metall- und Kupplungsabrieb und liefern falsche Signale. In der Mechatronikeinheit können Verschmutzungen ebenfalls Fehlfunktionen auslösen und das Schaltveralten nachteilig beeinflussen. Mit einem regelmäßigen Wechsel des ATF können Probleme, die durch den Verschleiß des Getriebefluids und Verunreinigungen allmählich eintretende Verschlechterung des Schaltverhaltens und Fahrkomforts behoben werden.
Bei einigen Fahrzeugherstellern sind die Automatikgetriebe im Hinblick auf das Getriebefluid mit einer sogenannten ‚Lebensdauerfüllung’ versehen. Jedoch ist der Begriff ‚Lebensdauerfüllung’ oder auch ‚filled for life’ nicht einheitlich definiert und die Fahrzeughersteller vertreten teilweise sehr unterschiedliche Auffassungen. Der Fahrzeughersteller kann damit seine Modelle in der Wartung und im Service sehr kostengünstig darstellen und nutzt das gern bei Volumenmodellen als zusätzliches Verkaufsargument.
Über die Grenzen des Spülens
Häufig dringt Kühlerfrostschutz über einen defekten Wärmetauscher beziehungsweise Ölkühler in den Ölkreislauf ein. Befindet sich einmal Glykol im ATF, hilft Spülen nichts mehr. Aufgrund meiner Erfahrung beim Instandsetzen von Automatikgetrieben weiß ich, dass etwa die Lamellen beziehungsweise die Klebeverbindung der Reibbeläge zum Metallträger angriffen werden. Aber nicht nur deswegen sehe ich das Spülen skeptisch. Kommt ein aggressiver Reiniger zum Lösen von Ablagerungen zum Einsatz, kann es ebenfalls zu den beschriebenen Schäden kommen. Dichtungen können ebenso leiden oder sich auflösen.
Das heißt nicht, dass ich Spülen von Automatikgetrieben und DSG per se ablehne. Nur möchte ich vor übertriebenen Erwartungshaltungen und möglichen Risiken warnen und darauf hinweisen, dass vor dem Spülen das alte Öl zu begutachten ist. Lösen sich beim Spülen Schmutzpartikel und setzen diese Ölbohrungen ganz oder teilweise zu, ist ein kapitaler Getriebeschaden programmiert. Und natürlich kann das Spülen auch keine Schaltprobleme aus der Welt schaffen, die auf einen mechanischen Defekt zurückgehen. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund rate ich zu regelmäßigen Ölwechseln alle 60.000 bis 80.000 km. Dann würden nämlich viele Getriebeprobleme erst gar nicht entstehen – unabhängig davon, ob das Öl mit einem Spülgerät oder auf herkömmliche Art gewechselt wird.
Über den Einsatz eines Reinigers beim Spülen
Immer wieder bekommen wir bei der Bluechem Group Anfragen, ob denn der Einsatz des Protec-Automatikgetriebe-Reinigers beim Reinigen von Automatikgetrieben und DSG notwendig ist. Antwort: Ja, in Automatikgetrieben entstehen betriebsbedingte Verschmutzungen jeglicher Art bis hin zu Ölschaum. Durch den Einsatz des Protec-Reinigers werden Verschmutzungen nicht nur an-, sondern molekular fein aufgelöst, sodass die Ablagerungen mit dem Altöl abtransportiert werden. Und wenn sich aufgrund eines Kühlerschadens Glykol im Getriebekreislauf befindet, kann dieses ebenso entfernt werden.
Greift der Reiniger Lamellen, Wandler, Dichtungen oder andere Bauteile an? Nein. Denn die Zusammensetzung unseres Produkts basiert weder auf einfachen Alkoholen noch auf anderen schädlichen Chemikalien. Bei der Reinigung sind die vollen Schmiereigenschaften des Getriebeöls intakt. Das Produkt hat verschiedene Kompatibilitätstests von unabhängigen Instituten durchlaufen. Desweiteren arbeiten wir eng mit Getriebeinstandsetzern zusammen.
Über die Risiken beim Einsatz von Reinigern
Geht es um das Spülen von Automatikgetrieben, raten wir von GL als Anbieter von Spülgeräten vom Einsatz eines Reinigers ab. Dabei orientieren wir uns an den Vorgaben von Fahrzeugherstellern und Aussagen von ZF. Das heißt jedoch nicht, dass diese Unternehmen gegen das Spülen sind. Von dem Stuttgarter Autobauer haben wir sogar eine Freigabe für eines unserer Spülgeräte. Allerdings gibt es keine Langzeiterfahrungen über die Auswirkungen von Reinigern auf Dichtungen und Lamellen. Außerdem will ich hervorheben, dass es von einem Automobil- oder Getriebehersteller Freigaben für Reiniger gibt.
Kurzum: Egal ob der Reiniger auf Azeton, Kohlenstoff oder anderen Substanzen basiert, unseres Wissens nach gibt es keine seriösen Nachweise und Langzeitstudien, welche die Unbedenklichkeit von Reinigern hinsichtlich Reibbelägen sowie Gummi- und Kunststoffkomponenten belegen. Somit besteht die Gefahr, dass der Reiniger langfristig zu Schäden führt — auch vor dem Hintergrund, dass immer ein gewisser Anteil im Getriebe verbleibt. Denn entgegen anders lautender Aussagen, wird der Reiniger beim Spülen nicht mehr komplett aus dem Ölkreislauf gespült. Deshalb: spülen ja. Aber nur mit ATF und ohne Reinigerzusatz.
Über die Spülerfahrungen eines Werkstattprofis
Der Preis für das Spülen eines Automatikgetriebes mag höher sein als bei einem normalen Getriebecheck, aber wenn wir aufzeigen, welche Leistungen die Spülung beinhaltet, sind die Kunden gerne bereit, für den Service auch etwas mehr zu zahlen. Wir haben bereits 40 Getriebespülungen zur höchsten Zufriedenheit unserer Kunden durchgeführt. Sie wissen diesen Service zu schätzen. Umgekehrt freuen wir uns als Werkstatt natürlich über die dabei erzielten Zusatzerträge.
Dazu trägt eine gewissenhafte Vorgehensweise bei. So machen wir mit dem Kunden zunächst eine Probefahrt, um die Probleme am Wagen zu diagnostizieren. Anschließend erfolgt das Dokumentieren der Mängel und die Bestätigung durch den Kunden. Nach erfolgtem Getriebeservice halten wir im Sinne nachvollziehbarer Prozesse sämtliche Abläufe schriftlich fest. Zudem werden die Altölproben für zwei Jahre archiviert. Mit dieser Vorgehensweise stehen wir immer auf der sicheren Seite in Hinblick auf einen eventuell später durch andere Umstände auftretenden Getriebeschaden.
Schreiben Sie den ersten Kommentar