KRAFTHAND veröffentlicht regelmäßig knifflige Leserfälle aus der Praxis. Diesmal machte ein Mercedes-Benz (Modell C 280) Probleme. Zwar startete der Motor, nach kurzem hochdrehen ging er allerdings immer wieder aus.
Ein Kunde kam mit seinem Mercedes-Benz-Modell C 280 (W203) aus dem Baujahr 2003 mit 2,6-l-Benzinmotorisierung und 125 Kilowatt Leistung in unsere freie Werkstatt und bemängelte folgenden Fehler: Das Fahrzeug startet, der Motor dreht kurz hoch und geht anschließend wieder aus. Bei dem Wagen wurden laut Kundenaussage in verschiedenen Werkstätten bereits Abgasrückführung, Sekundärluftsystem, Einspritzsystem, Kraftstoffvorförderung und sämtliche Sensoren des Motormanagements wie Heißfilm-Luftmassenmesser (HFM), Kurbelwellensensor und Temperaturfühler geprüft und erneuert. Zudem wurden die Filterkomponenten und die Zündkerzen ausgetauscht sowie die Zündspulen geprüft.
Unser Mechatroniker checkte die Kundenbeanstandung und konnte sie jederzeit reproduzieren. Deshalb überprüfte er als ersten Schritt den Kraftstoffdruck mit einem Manometer. Der Kfz-Fachmann stellte fest, dass der Kraftstofffilter (obwohl bereits erneuert) einen zu großen Rückstau erzeugt und das integrierte Überdruckventil den Kraftstoff zurück in den Tank leitet. Entweder war der Filter dicht oder das Überdruckventil öffnete zu früh. Bei jedem Drehen des Zündschlüssels auf Zündung ein, wurde kurzzeitig Kraftstoff zu den Einspritzventilen gefördert, sodass der Motor kurz anlief, aber sofort wieder ausging. Nach dem Tausch des Kraftstofffilters wurde laut Manometer nun konstant der benötigte Kraftstoff gefördert. Jedoch an dem beschriebenen Startproblem änderte sich nichts.
Diagnosearbeiten erweitern
Im nächsten Schritt kontrollierte unser Mann, obwohl diese Teile neu verbaut waren, Kurbelwellensensor, Abgasrückführung sowie Sekundärluftsystem und konnte sie als Fehlerursache ausschließen. Durch das Anfetten mit einem Startpilot war es möglich, den Motor im Leerlauf zu halten. Dies deutete auf ein mageres Gemisch hin. Deshalb untersuchte der Mechatroniker den Ansaugbereich und die Kurbelhausentlüftung des Motors. Hier stellte er fest, dass dieser Bereich Falschluft zieht.
Als Fehlerursache erkannte er jetzt die teilweise ausgehärteten und beschädigten Schläuche der Kurbelhausentlüftung in der Nähe der beiden Ventildeckel. Nachdem der Kfz-Fachmann die defekten Schläuche, die direkt in der Nähe des HFM angeschlossen sind, gewechselt hatte, startete er siegessicher den Motor. Der Anlasser drehte zwar den Motor durch, ohne jedoch zu starten. Im Bezug zur Fehlerdiagnose war dies ein herber Rückschlag für unseren Mann.
Klopf- und Horcharbeiten
Nach einem Moment der Resignation ging er am nächsten Morgen erneut ans Werk und startete die Fehlersuche nochmals von Grund auf. Nach den zahlreichen Prüfungswiederholungen an den Bauteilen konnte er nun feststellen, dass die Vorförderpumpe, welche in der rechten Kraftstoffbehälterhälfte verbaut ist, keinerlei Geräusche mehr von sich gab. Daraufhin überbrückte der Mechatroniker das Kraft-stoffpumpenrelais. Während er entschlossen gegen den Kraftstoffbehälter klopfte, hörte er ein sporadisches Anlaufen der Pumpe. So hatte er den nächsten, aber entscheidenden Fehler gefunden. Danach demontierte er die Kraftstoffpumpe und tauschte diese gegen ein Neuteil aus. Anschließend startete unser Mann den Motor, der ohne weitere Probleme optimal durchlief.
Somit waren für uns die drei Fehler Kraftstofffilter, Kurbelhausentlüftung und Vorförderpumpe zusammen ein großes Rätsel, welches wir aber Schritt für Schritt lösen konnten.