Ein Alleinstellungsmerkmal ist für jede Kfz-Werkstatt Einiges wert. R&R Fahrzeugtechnik aus Maisach bei München hat gleich zwei davon. Einerseits zählen Oldtimer-Liebhaber aus dem ganzen Bundesgebiet zum Kundenstamm, darunter auch zahlreiche Prominente. Ebenso engagiert sich der Betrieb im Projekt ‚Starthilfe’. Hier erhalten Jugendliche eine Chance, die von Schule und Ausbildern oft schon abgeschrieben wurden. KRAFTHAND war vor Ort.
Kein Schulabschluss, Lehre abgebrochen? Einem solchen Werdegang folgt meist das berufliche Abseits. Nicht so jedoch in der Kfz-Werkstatt R&R. Dort haben die beiden Inhaber Peter Steger und Robert Pollner einst das Projekt ‚Starthilfe’ initiiert. Das Ziel: Junge Menschen zwischen 16 und 25 mit Brüchen im Lebenslauf sollen die Ausbildungsreife erreichen und damit in den Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Mitinhaber Pollner stellt klar: „Die Jugendlichen sollen erst einmal auf das Leben vorbereitet werden. Dies reicht über Hilfe bei der beruflichen Orientierung über die Wohnungssuche und Schuldnerberatung bis hin zu gesunder Ernährung. Die ‚Starthilfe’ ist keine Lehre oder Ausbildung.“
Neue Bezugspersonen
Wie kam es zu diesem Engagement von R&R? Steger erinnert sich an seine eigene Jugend: „Ich habe mit 15 angefangen zu arbeiten. Damals wollte ich nicht mehr zur Schule gehen, war aber noch viel zu unreif, um zu wissen, wie es weitergehen sollte. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern mir geholfen und mich unterstützt haben.“ Bei vielen Jugendlichen und speziell bei den Teilnehmern der ‚Starthilfe’ fehlt dieser Rückhalt. Pollner ergänzt: „Und hier springen wir ein. Wir sind sozusagen die neuen Bezugspersonen.“
Klar gegliederter Tagesablauf
Die Starthilfe findet in den Räumen eines Anbaus neben der Kfz-Werkstatt statt. Auf dem Programm stehen Schulunterricht, Arbeitsprojekte und Praktika. So ist der Tagesablauf klar gegliedert: Vormittags Unterricht in den üblichen Fächern wie Mathe, Deutsch, Geschichte sowie Arbeit-Wirtschaft-Technik. Die Lehrtätigkeit übernehmen Ekkehard Pfeiffer und Ulrich Gottwald vom Kreisjugendring Fürstenfeldbruck sowie Peter Steger. Den Schulabschluss können die Teilnehmer an der Hauptschule Maisach als externe Prüflinge nachholen. Der Unterricht findet in der Regel an drei Vormittagen statt. Eine individuelle Gestaltung ist möglich, je nach Defizit des Einzelnen. Nachmittags stehen dann Projekte in der Werkstatt an, unter anderem Restaurierungsarbeiten.
Meisterbrief und Abteilungsleiter in Betrieben
Insgesamt arbeiten 16 Kfz-Fachleute bei R&R, zusätzlich noch Bürokräfte und sieben Auszubildende. Die Starthilfe ist für Steger auch ein Weg, um nach neuen potenziellen Arbeitskräften zu suchen. Aktuell arbeiten zwei Mitarbeiter als Kfz-Gesellen bei R&R, die einst in der Starthilfe angefangen haben. Wie lautet das bisherige Fazit zur Starthilfe? Die Antwort der beiden Inhaber ist eindeutig: „Rundum positiv. Es lohnt sich, an die jungen Leute zu glauben.“ Und das Schönste am gesamten Projekt: ‚Einige frühere Teilnehmer aus der Starthilfe haben mittlerweile ihren Meisterbrief gemacht oder sind Abteilungsleiter in Betrieben.‘
Einen ausführlichen Artikel zum Thema und eine Vorstellung der Jugendlichen lesen Sie in der neuen KRAFTHAND 6/2015 (Erscheinungstermin 28. März). Zur Leseprobe geht’s hier.