Pneus im Check

Stärken und Schwächen von 37 Winterreifen

Die Testteams attestieren einigen der geprüften Winterreifen keine gute Performance. Bild: ADAC/Wolfgang Grube
Dieser Beitrag ist Teil des Spezials: Rad & Reifen.

Welcher Winterreifen ist empfehlenswert? Die hier aufgeführten Ergebnisse der beiden Winterreifentests von ADAC und GTÜ/ACE geben einen detaillierten Überblick, zu welchen Gummis die Werkstatt ihren Kunden guten Gewissens raten kann und welche in der kalten Jahreszeit versagen.

Für einen Winterreifen ist die Beurteilung „mangelhaft“ ein Prädikat, das im Grunde dem Reifen die Fähigkeit abspricht, im Winter mit seinen zwischen nass, trocken sowie eis- und schneebedeckt wechselnden Fahrbahnverhältnissen einen guten Job zu machen. Doch leider musste der ADAC bei seinem Test zweimal diese Note vergeben. Und die Tester des von GTÜ und ACE initiierten Tests kamen bei einem Produkt ebenfalls zu dem Ergebniss, es nur bedingt empfehlen zu können.

Testergebnisse GTÜ/ACE

 

Die Sachverständigenorganisation und der Autoclub haben in ihrem diesjährigen Winterreifentest Vertreter der Größe 225/50 R17 auf Herz und Nieren geprüft.

Teilnehmer: Preislich liegen die getesteten Winterreifen Bridgestone Blizzak LM005, BF Goodrich g-Force Winter 2, Goodyear Ultragrip Performance+, Continental Winter Contact TS 860, Michelin Alpin 6, Fulda Kristall Control HP2, Nokian WR Snowproof, Vredestein Wintrac Pro und Falken Eurowinter HS01 pro Satz zwischen 470 und 630 Euro. Als Testsieger mit dem Prädikat „sehr empfehlenswert“ ging dabei das Modell von Bridgestone hervor (erreichte 200 von 260 Punkten). Am anderen Ende steht der Falken Eurowinter HS01, der mit 168 Punkten nur die Note „bedingt empfehlenswert“ erhielt, während die anderen sieben Testkandidaten als „empfehlenswert“ eingestuft sind und deren Punktzahl von 175 bis 194 reicht (siehe Tabelle).

Testsieger Bridgestone

Testeindrücke: Zu ihren Eindrücken geben die Prüfer zu Protokoll, dass der Testsieger von Bridgestone das beste und insgesamt ausgewogenste Gesamtpaket bietet. Seine besonderen Stärken seien kurze Bremswege und gute Traktion. Zwei Aspekte, bei denen die Modelle von Michelin, Vredestein und Nokian nicht ganz mithalten können, obwohl keiner dieser Pneus – wie die Einzelergebnisse in der Tabelle zeigen – gravierende Schwächen aufweist. Schon anders ist das beim Falken. Letztlich fällt der Eurowinter HS01 durch einen deutlich längeren Bremsweg ab: Er steht beim Bremstest auf Schnee aus 50 km/h erst nach 26,2 Metern, während der Bridgestone in dieser Disziplin nur 23,8 Meter braucht.

Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei höherer Geschwindigkeit und auf regennasser Fahrbahn. Der Winterpneu von Bridgestone kommt hier bei Tempo 100 nach rund 50 Metern zum Stehen. Selbst der zweitbeste Reifen hat dann noch 18,6 km/h auf dem Tacho, der Fulda Kristall Control HP2 mit 37,5 km/h sogar noch mehr als ein Drittel seiner Ausgangsgeschwindigkeit.

Fazit: In der Gesamtwertung liegt der Bridgestone Blizzak LM005 vorn, weil er das beste Gesamtpaket bietet. Er hat die Tester der GTÜ und des ACE auf allen Untergründen mit kurzen Bremswegen überzeugt und lässt sich ihnen zufolge auch in kritischen Situationen gut beherrschen. Doch auch die sieben weiteren Winterreifen, die das Prädikat „empfehlenswert“ erringen konnten, sind gute Kaufalternativen. Keiner fällt durch gravierende Schwächen auf. Lediglich der Falken Eurowinter HS01 kann im Test die Lücke zur Konkurrenz nicht schließen.

Testergebnisse ADAC

 

Das Testteam des in München angesiedelten Autofahrerclubs hat zur Wintersaison einen wahren Testmarathon hinter sich. Neben diversen Ganzjahresreifen (siehe Seite 30) hat der ADAC auch Winterreifen umfassend geprüft. Und das gleich in zwei Dimensionen: 15 Reifen der Größe 205/55 R16 91H und 13 Reifen mit den Abmessungen 235/55 R17 103 V.

Teilnehmer 205/55 R16 91H: Diese Größe gehört zu den meist verkauften und findet sich auf Pkw der unteren Mittelklasse. Getestet wurden die Modelle Bridgestone Blizzak LM005, Michelin Alpin 6King, Dunlop Winter Sport 5, Hankook i*cept RS 2, Maxxis Premitra Snow WP6, Falken Eurowinter HS01, Continental Winter Contact TS 860, Goodyear Ultra Grip 9+, Sava Eskimo HP2, Toyo Observe S944, Pirelli Cinturato Winter, GitiWinter W1, Semperit Speed-Grip 3, King Meiler Winter Tact WT81 und Tristar Snowpower HP.

Siebenmal befriedigend

Testeindrücke: Wie bei der GTÜ liegt bei dieser Größe der Pneu von Bridgestone vorne, weil er auch die ADAC-Tester insbesondere auf nasser und trockener Fahrbahn überzeugt. Allerdings weist er innerhalb der Spitzengruppe auch den höchsten Verschleiß auf. Wer mehr Kilometer absolvieren muss, ist deshalb mit dem zweitplatzierten Michelin Alpin 6 besser bedient: Das französische Premiummodell schneidet zwar auf trockener Fahrbahn etwas schwächer ab, sichert sich dafür aber im Verschleißtest mit einer prognostizierten Laufleistung von knapp 43.000 Kilometern eine sehr gute Bewertung.

Die sieben mit „befriedigend“ eingestuften Reifen zeigen vor allem im Trockenen Schwächen. Unter anderem fällt es schwer, eine exakte, dem Kurvenverlauf entsprechende Linie am Lenkrad vorzugeben – Lenkkorrekturen sind notwendig und machen das Fahren unkomfortabel, so das Fazit der Tester. Als mangelhaft stufen sie gar den King Meiler Winter Tact WT81 (der einzig runderneuerte Reifen im Testfeld) und den Tristar Snowpower HP ein. So wartet der King Meiler nicht nur mit dem längsten Nassbremsweg auf, sondern schneidet auch im Handling auf nasser Fahrbahn am schlechtesten ab. Das Schlusslicht, der Tristar Snowpower HP, rangiert zwar im Trockenen unter den Top 3, zeigt im Nassen aber gravierende Schwächen. Hier werden Fahrbarkeit und Leistung im Kurvenaquaplaning mit mangelhaft bewertet.

Teilnehmer 235/55 R17 103 V: Hierbei handelt es sich um eine Größe für SUV und Vans. Getestet wurden die Modelle Michelin Pilot Alpin 5, Esa+Tecar Supergrip Pro, Goodyear UltraGrip Peform.+, Dunlop Winter Sport 5 SUV, Vredestein Wintrac Pro, Nokian WR Snowproof, Bridgestone Blizzak LM005, Kleber Krisalp HP3, Pirelli Winter Sottozero 3, Cooper Discoverer Winter, Fulda Kristall Control SUV, Continental WinterContact TS 850 P und Semperit Speed-Grip 3 SUV.

Testeindrücke: Bei den Winterreifen für SUV und Vans glänzt nur der Michelin Pilot Alpin mit einer guten Bewertung in allen Hauptkriterien und damit mit der Gesamtnote „gut“. Er lässt sich im Trockenen präzise steuern und bietet gute Sicherheitsreserven bei Ausweichmanövern, so die ADAC-Experten. Im Nassen überzeugt er vor allem im Handling, lässt jedoch Federn im Kurvenaquaplaning – in diesem Kriterium landet der Michelin sogar am Ende des Testfelds. Im Schnee jedoch trumpft er auf und sichert sich das beste Resultat. Auf Eis, beim Geräusch und im Kraftstoffverbrauch landet er im Mittelfeld.

Im weiteren Teilnehmerfeld schneiden elf Produkte mit „befriedigend“ ab. Damit stufen sie die Tester als noch empfehlenswert ein. Sie weisen aber mindestens in einem Hauptkriterium (trockene, nasse, schneebedeckte, vereiste Fahrbahn) leichte Schwächen auf. Wie die Tabelle zeigt, schneidet ein Modell nur mit ausreichend ab: der Semperit Speed-Grip 3 SUV, weil er deutliche Schwächen im Trockenen, im Nassen und auf Schnee zeigt und hier deshalb nicht über die Einzelnote „befriedigend“ hinauskommt.