Das Segment Ganzjahresreifen wächst im zweistelligen Prozentbereich. So lag die Steigerungsrate laut Branchenexperten 2019 bei über 20 Prozent. Dabei lässt die Performance der Allwetterpneus auf breiter Front zu wünschen übrig, wie jetzt ein Test des ADAC zeigt.
Der anhaltende Trend hin zu Ganzjahresreifen verwundert wenig. Autofahrer wollen in Zeiten immer milderer Winter durch entfallende Reifenwechsel Kosten sparen. Außerdem pushen Reifenhersteller ihre Ganzjahresreifen jetzt entsprechend, während sie deren Existenz lange Zeit fast totgeschwiegen haben. Natürlich geht das auch darauf zurück, dass das Angebot der vermeintlichen Alleskönner deutlich größer geworden ist und diese inzwischen sogar im SUV-Bereich angekommen sind. Für den ADAC Anlass genug, sieben für die Sport Utility Vehicles gedachte Modelle mit der Dimension 235/55 R17 auf Herz und Nieren zu testen.
Ernüchternde Ergebnisse
Mit fünfmal „ausreichend“ und zweimal „mangelhaft“ gab es dabei nicht wirklich gute Noten. Mit ausreichend wurden der Continental AllSeasonContact, der Goodyear Vector 4 Season Gen-2, der Michelin CrossClimate +, der Nokian Weatherproof und der Uniroyal AllSeasonExpert 2 bewertet. Zwar bieten dem Automobilclub zufolge alle diese Modelle eine befriedigende Nassperformance, können aber mit Ausnahme des Michelin-Reifens im Trockenen nicht überzeugen. Sie seien wenig präzise und „lassen das Testfahrzeug, einen Ford Kuga, bei hohen Fahrbahn- und Umgebungstemperaturen für den Fahrer schwammig wirken“, so die Tester. Ein entspanntes Fahren, beispielsweise auf der Autobahn, sei demnach kaum möglich, da die Linie häufig korrigiert werden müsse.
Als verkappte Sommerreifen erweisen sich den Testprofis zufolge die beiden mit mangelhaft versehenen Kandidaten, der Bridgestone Weather Control A005 und der Vredestein Quatrac pro. Zwar hat der Bridgestone auf trockener Fahrbahn bei sommerlichen Temperaturen eine gute Note nur knapp verpasst und auf nasser Fahrbahn sogar am besten von allen abgeschnitten. Im Schnee jedoch rangiert er mit mangelhaften 5,4 auf dem letzten Platz. Nicht viel besser ist der Vredestein, der auch auf trockener Straße ein gutes Resultat verfehlt und lediglich auf nasser Fahrbahn akzeptable Werte liefert.
Offizielle Kriterien für einen Ganzjahresreifen und wie sie getestet werden
Ein Reifen gilt als Ganzjahresreifen, wenn er – genau wie ein Winterreifen – einen standardisierten Bremskrafttest auf einer Schneefahrbahn besteht. Dann erhält er das sogenannte Alpine-Symbol und erfüllt damit in Deutschland die Anforderungen der situativen Winterreifenpflicht, so die Experten des ADAC. Im Gegensatz zu diesen vergleichsweise einfachen amtlichen Prüfungen werden im Rahmen von Reifentests weitere Kriterien bewertet. Je nach Test und Testumfang wird hier etwa auch das Anfahrverhalten, die Fahr- oder Steuerbarkeit sowie das Bremsverhalten auf schneebedeckter Fahrbahn getestet. Auf Eis werden die Seitenführungskräfte und das Bremsverhalten überprüft.
Der ADAC gibt für seine Tests zudem an, dass sich ein Ganzjahresreifen auch unter sommerlichen Bedingungen bewähren muss – so wie Sommerreifen in einem Sommerreifentest. Lufttemperaturen um die 30 °C sowie Asphalttemperaturen von bis zu 50 °C sind hier die Prüfbedingungen. Zusätzlich schaut sich der Automobilclub das Fahr-, Brems- und Aquaplaningverhalten auf nasser Fahrbahn an.