Shell präsentiert Pkw-Antriebsszenarien bis 2040
Wenn ein Schmierstoffhersteller eine Studie – unter anderem zur Antriebstechnik der Zukunft vorlegt, kann man durchaus skeptisch sein. Möchte er nicht auch noch in Zukunft seinen Treibstoff und seine Motoren- und Getriebeöle verkaufen? Dies funktioniert jedoch nur, wenn uns der reine Verbrennungsmotor noch lange erhalten bleibt. Fakt ist, das nicht der pure Elektroantrieb, sondern Hybridvarianten (von Mild bis Plug-in) bis 2040 die Antriebsquelle der ersten Wahl sein werden. Kraftstoffe, Motoren- und Getriebeöle werden also auch in Zukunft benötigt und dies in immer feineren Entwicklungsstufen. Von der reinen Elektromobilität sind wir tatsächlich noch weit entfernt.
Eine weitere Erkenntnis der Shell-Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Prognos AG (Basel) entstand, ist, dass der Pkw-Bestand in Deutschland weiter wachsen wird und 2022 mit rund 45,2 Millionen Fahrzeugen seinen Höhepunkt (Peak-Car) erreicht. Erst dann nimmt der Bestand bis 2040 langsam ab und sinkt allmählich auf 42,7 Millionen Fahrzeuge in 2040 (Stand von 2010). Hierbei sind laut Shell sowohl die demografische Entwicklung als auch das Durchschnittseinkommen, der private Konsum und das Wirtschaftswachstum berücksichtigt.
Gestatten: Otto oder Diesel
Pkw mit elektrischen Antrieben weisen laut Studie bei den Neuzulassungen dennoch eine überdurchschnittliche Dynamik auf. Gleichwohl besitzen 99,8 Prozent der Pkw im Bestand noch einen Otto-, Diesel- oder Gasmotor. Im Trendszenario bleiben die Neuzulassungen mit 2,9 Millionen Pkw pro Jahr auf heutigem Niveau. Der Antriebsmix im Pkw-Bestand ändert sich dabei eher langsam: Von den 42,7 Millionen Pkw im Jahre 2040 haben 95 Prozent der Pkw (einschließlich Hybride) einen Verbrennungsmotor an Bord. 11,8 Millionen Pkw sind Hybride und rund 2 Millionen batterieelektrische und Brennstoffzellenantriebe. Das sind rund 32 Prozent an Fahrzeugen mit Elektrokomponente.
Der Anteil der Hybridfahrzeuge wächst
Im Alternativszenario (Szenario II) werden jährlich 3,3 Millionen Pkw pro Jahr neu zugelassen, also 0,4 Millionen mehr, wobei insbesondere die Zahl und der Anteil hybridisierter und elektrischer Antriebe deutlich zunehmen. Die Anzahl der Hybrid-Pkw erreicht dann in 2040 knapp 15 Millionen. Der Anteil von Pkw mit Verbrennungsmotor geht auf 89 Prozent zurück. Batterieelektrische und Brennstoffzellen-Pkw legen auf 4,5 Millionen Fahrzeuge zu. Im Ergebnis steigt also der der Anteil an Fahrzeugen mit Elektrokomponente von 32 Prozent in Szenario 1 auf 45,6 Prozent (bei ebenfalls angenommenen 42,7 Millionen Gesamtbestand) in Szenario II.
Alternative: LPG, CNG
Eine kostengünstige und emissionsarme Alternative sind Gasantriebe und -kraftstoffe. In einem zusätzlich untersuchten Szenario steigt laut Shell der Neuzulassungsanteil von Fahrzeugen mit Gasantrieben (Erd- und Flüssiggas) bis 2040 auf ein Viertel, was im Pkw-Bestand bis 2040 zu 6,3 Millionen Gas-Pkw beziehungsweise einem Flottenanteil von rund 15 Prozent führt.
Fazit: Die Schmierstoffindustrie muss sich bis 2040 und darüber hinaus keine Gedanken über Absatzprobleme bei Schmierstoffen machen. Allerdings werden die Anforderungen was Motoren- und speziell Getriebeöle angeht bei steigender Hybridisierung der Fahrzeuge immer komplexer. Damit steigen auch die Anforderungen an Forschung- und Entwicklung – und dies können in Deutschland sowieso nur drei Unternehmen stemmen.
Schreiben Sie den ersten Kommentar