Leseprobe Zu Ende denken... Band 2

Schaltprobleme

Neulich kam ein Kunde mit seinem Geländewagen, der mit einem elektronisch gesteuerten Automatikgetriebe ausgestattet war, zu uns in die Werkstatt. Er bemängelte, dass das Getriebe zeitweilig bei gleich bleibender Last des Motors unregelmäßig zwischen den vier Fahrstufen auf- und abschalten würde.

Schaltprobleme

Daraufhin kontrollierten wir den Getriebeölstand und lasen den Fehlerspeicher des Getriebesteuergeräts aus. Doch brachten uns weder diese Maßnahmen noch eine ausgiebige Probefahrt auf die Spur des Fehlers. So nahm der Kunde zunächst sein Fahrzeug wieder mit, um herauszufinden, wann genau der Fehler auftritt.

Nach einigen Tagen wurde das Fahrzeug mit einem Getriebeschaden in unsere Werkstatt geschleppt. In keiner Fahrstufe war eine kraftschlüssige Verbindung zwischen Motor und Antriebsachsen herzustellen. Da das Fahrzeug noch in der Herstellergarantie war, tauschen wir das Getriebe aus und waren sicher, damit auch die Schaltprobleme beseitigt zu haben. Dies wurde auch bei der anschließenden Probefahrt bestätigt. Als jedoch der Kunde am späten Abend sein Fahrzeug abholte, drehte er schon nach einigen Metern wieder um, da die Schaltprobleme wieder auftraten.

Bei einer gemeinsamen Probefahrt mit dem Kunden stellte sich dann heraus, dass der Fehler nur bei eingeschaltetem Fahrlicht und eingeschalteter Heckscheibenheizung auftrat. Wir überprüften daraufhin alle elektrischen Signale am Eingang des Getriebesteuergerätes. Die Messung mit dem Oszilloskop ergab, dass das sinusförmige Signal eines Geschwindigkeitssensors nach Einschalten der eben genannten Verbraucher völlig verzerrt wurde. Da der Fehler nur innerhalb des Kabelbaums liegen konnte und eine Instandsetzung oder ein Austausch sehr kostenaufwändig wäre, legten wir kurzerhand ein neues Signalkabel vom Geber zum Steuergerät. Danach schaltete das Getriebe wieder einwandfrei, sodass ein Massefehler ausgeschlossen werden konnte.

Nach ­unserer Vermutung lag eine fehlerhafte Kabelverbindung innerhalb des Kabelbaums vor oder das Signal wurde durch den hohen Stromfluss im Kabelbaum bei eingeschalteten Verbrauchern negativ beeinflusst (elektromagnetische Induktion). Durch das fehlerhafte Signal erkannte das Steuergerät die Geschwindigkeit des Fahrzeugs nicht und schaltete deshalb unkontrolliert auf und ab. Dadurch wurde auch das Getriebe zerstört. Seit der Instandsetzung ist der Kunde mit seinem Fahrzeug wieder zufrieden.

Dieser Zu-Ende-denken-Fall ist in folgendem Buch erschienen

Zu Ende denken… Band 2 – Knifflige Fälle aus dem Werkstattalltag

8. Auflage 2017, von Georg Blenk, 116 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 12,80 Euro

Hätten Sie die Lösung gewusst?

Das war ein Zu-Ende-denken-Fall – einer von vielen kniffligen Fällen aus dem Werkstattalltag.

Interessante Problemfälle gibt es sicher auch bei Ihnen. Schreiben Sie an torsten.schmidt@krafthand-medien.de oder rufen Sie an unter 08247 3007-72.

Jede veröffentlichte Einsendung wird mit 100 Euro honoriert.

Knifflige Werkstattfälle gibt es übrigens auch als Buch:

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