„Radmuttern/-schrauben nachziehen ist technisch gesehen unnötig“
Zum Artikel „Gelöste Radmuttern“ in der Krafthand-Ausgabe 9-10/2022 hat die Redaktion einiges an telefonischem und schriftlichem Leserfeedback erhalten, von denen wir die knackigsten Aussagen veröffentlichen.
Das Thema „Gelöste Radmuttern“ in der Krafthand-Ausgabe 9-10/2022 hat die Gemüter wohl mehr bewegt als wir dachten.
Im Beitrag geht es um ein Urteil, in dem einer Werkstatt ein mangelhafter Radwechsel bescheinigt wurde, weil sich am betroffenen Fahrzeug kurz danach ein Rad löste. Der Hinweis an den Kunden, die Räder nach 100 Kilometern nochmals nachziehen zu lassen, schütze vor der Strafe nicht, so das Landesgericht München.
Wobei in anderen vergleichbaren Fällen dieser Hinweis durchaus Gewicht hatte und in unserem Artikel auf Empfehlungen von Radherstellern sowie dem KBA verwiesen wurde, dass das Nachziehen von Rädern aufgrund des sogenannten Setzverhaltens sinnvoll sein kann.
An dieser Formulierung haben sich viele Leser gestört. Ihre Anmerkungen lauteten sinngemäß:
„Wird die Radschraube nachgezogen, muss die zuerst wieder gelockert und danach wieder mit dem richtigen Drehmoment angezogen werden. Wie wollen Sie das realisieren, wenn Sie unterwegs sind und keinen Drehmomentschlüssel zur Verfügung haben. Was soll also dieser Widerspruch mit dem Nachziehen.“
„Nachziehen nach 100 km macht Sinn, auch wenn es theoretisch unnötig wäre. Und das nicht nur, weil es sich so eingebürgert hat und übliche Praxis ist, sondern auch weil es das Risiko eines Radlockerns durch womöglich nicht hundertprozentig entfernte und sich gelöste Korrosionsrückstände stark reduziert.“
„Wir alle haben gelernt, dass Schrauben auf 90 Prozent ihrer Zugfestigkeit angezogen werden. Dabei spielt die Unterkopfreibung zum Errechnen des Drehmoments eine Rolle. Bei Radschrauben/-muttern haben wir es mit einer sog. Fase zu tun, die es noch mehr verhindert, dass sich die Schraube/Mutter von selbst löst. Also muss die Radschraube nach diesem Wert auch angezogen werden. Damit hat es sein Bewenden!“
„Selbst wenn Hersteller wie Porsche für bestimmte Anwendungen vorschreiben, nach dem Anziehen die Radschrauben nochmals eine Viertel-Umdrehung zu lösen, um sie dann wieder wie vorgesehen anzuziehen, ist ein Nachziehen nach x Kilometern unnötig. Vorausgesetzt die Auflageflächen der Aluräder und die achsseitigen Auflageflächen wurden gereinigt.“
„Wenn Auflageflächen einwandfrei gereinigt sind und das Drehmoment eingehalten wird, ist ein Nachziehen der Radmuttern technisch gesehen unnötig. Denn der Konus übernimmt eine Sicherungsfunktion, die das Lösen verhindert.“
„Wer sagt, nachziehen nach einer bestimmten Kilometerzahl ist Unsinn, der vergisst, dass Mechatroniker leider nicht immer gewissenhaft arbeiten. Wir schleppen gerade in der Radwechselsaison immer wieder Autos von der Bahn mit gelockerten oder verlorenen Rädern, wo man dann sieht, dass die Auflageflächen nicht gereinigt wurden.“
„Würde das mit dem Setzverhalten stimmen, müssten ja bei allen Neuwagen nach zum Beispiel 100 km die Räder nachgezogen werden. Das macht ja auch keiner.“
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