Nach der Übernahme sämtlicher Anteile an Behr Hella Service (BHS) durch Mahle Aftermarket werden zum 1. Januar 2020 alle bisherigen Aktivitäten von BHS auf Mahle übergehen. Was ändert sich für die Kunden? Wie ist die neue Ausrichtung? KRAFTHAND hat nachgefragt bei Olaf Henning von Mahle.
Herr Henning, was wird sich durch die Übernahme von Behr Hella Service durch Mahle für die Kunden aus Ihrer Sicht ändern?
Zunächst bedeutet das für unsere Kunden den schnellen und einfachen Zugang zu einem breiten Portfolio an Thermomanagementprodukten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Baumaschinen. Vor allem aber bekommen sie mit Mahle einen starken Partner für ihr zukünftiges Geschäft im Thermomanagement an die Hand. Gerade im Bereich alternativer Antriebe fragen sich heute viele Werkstattbetreiber, wo die Reise hingeht. Wie sieht das Geschäft von morgen aus? Welche Antriebe werden im Mittelpunkt stehen?
Welche Antworten haben Sie darauf?
Mahle als drittgrößter deutscher Automobilteileanbieter forscht und entwickelt über alle Antriebsarten hinweg technologieoffen. Wir sind bereit, den Werkstätten schnell und umfassend Services und Ersatzteile bereitzustellen, egal wie der Antriebsmix der Zukunft aussieht. Die Übernahme stellt uns vor diesem Hintergrund noch breiter auf und erlaubt uns, schnell und gezielt unsere Angebote an die sich verändernden Bedingungen und Fahrzeugflotten anzupassen.
Wie wird der Geschäftsbereich in Zukunft genau heißen?
Die neuen Produkte werden unter der Vertriebsmarke Behr und der Dachmarke Mahle angeboten.
Die Elektromobilität wird die Werkstätten in Zukunft vor neue Herausforderungen stellen. BHS war immer schon mehr als ein reiner Teilebestellservice. Wie sehen Sie die Rolle des BHS-Nachfolgers?
Das erweiterte Portfolio im Bereich Thermomanagement gliedern wir in unsere Gesamtstrategie ein. Wir verstehen uns als Solutions Provider – das fängt bei der Identifikation eines Teils an, geht über Fahrzeugdiagnose, Servicegeräte bis zu detaillierten Reparatur- und Wartungsanweisungen und Schulungen.
„Für die Werkstätten heißt es nicht nur E-Mobility, sondern New Mobility in vielen Facetten.“
Wir wollen einen echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen und ihnen einen guten Grund geben, sich für uns zu entscheiden. Für uns bedeutet das, Sicherheit und eine langfristige und nachhaltige Entwicklung des Geschäfts unserer Kunden zu gewährleisten. Das mag banal klingen – ist es aber beileibe nicht. Wir werden in Zukunft Antriebe abseits des Verbrennungsmotors in einem diversifizierten Antriebsmix auf den Straßen und in den Werkstätten sehen. Wie genau sich der zusammensetzt, ist unklarer als die Frage, welche Technologien mitspielen werden – BEV, PHEV, E-Fuels und die Brennstoffzelle sind Optionen.
Was bedeutet das für die Kfz-Betriebe?
Für die Werkstätten heißt es nicht nur E-Mobility, sondern New Mobility in vielen Facetten. Auf sie kommen viele neue Antriebstechnologien zu, das verursacht natürlich Unsicherheit. Diese Unsicherheit wollen wir unseren Kunden nehmen indem wir Serviceangebote schaffen, die den Werkstattmitarbeiter durch den künftigen Antriebsmix leiten und den Werkstätten ein profitables Arbeiten ermöglichen. Oft liegen in den Veränderungen auch Chancen. Wenn wir beim Beispiel Thermomanagement bleiben – gerade E-Fahrzeuge haben hier hohe Anforderungen, komplexe Systeme mit mehreren Kreisläufen und die werden Reparatur und Service brauchen.
Zum Beispiel?
Antriebsmotor und Batterie müssen beim E-Fahrzeug in einem engen Temperaturfenster gehalten werden, die Klimatisierung des Innenraums stellt ganz neue Herausforderungen an die eingesetzten Komponenten und die Nebenaggregate werden mit dem Wegfall des Riementriebs elektrisch. Mit den Mahle-Diagnose- und Servicelösungen machen wir die Arbeiten an diesen Systemen intuitiv und leicht durchführbar und leiten den Mitarbeiter in der Werkstatt durch den gesamten Service- und Wartungsprozess. Damit sparen wir unseren Kunden Zeit, ermöglichen einen höheren Durchsatz an Fahrzeugen und sichern die Qualität der durchgeführten Arbeiten durch umfassende Anleitung und Information.
Ein kleiner Blick in die Glaskugel – wie wird sich die Branche in zehn Jahren verändert haben?
Eine Glaskugel hätte die gesamte Branche gerade wohl gerne – aber auch eine klare Analyse von Markt und Möglichkeiten hilft schon gewaltig. Mit unserer dualen Strategie – Verbrennungsmotor weiter optimieren und neue Mobilitätslösungen entwickeln – sind wir zudem solide aufgestellt.
Sicher ist: In zehn Jahren werden wir BEV- und PHEV-Fahrzeuge zuhauf in den Werkstätten sehen. Und auch der Anteil von Fahrzeugen mit klassischem Verbrennungsmotor wird noch beträchtlich sein. Wir bei Mahle prägen die Entwicklungen im Bereich Mobilität entscheidend mit und haben keine Angst vor dem erhöhten Druck auf den Aftermarket, der die Diversifizierung der Flotten natürlich mitgehen und bedienen muss. Im Gegenteil – in einem solchen Umfeld können wir unseren Kunden Vorteile liefern, die andere nicht liefern können. Dieser Rolle gerecht zu werden, treibt uns natürlich an – und das positive Feedback unserer Kunden bestätigt uns in dem was wir machen.
Herr Henning, vielen Dank.
Die Fragen stellte Benjamin Schleich.