Der amerikanische Elektroautobauer widerspricht den Vorwürfen des deutschen E-Mobilitätsanbieters in Bezug auf mangelnde Qualität der Fahrzeuge bei Auslieferung sowie dem angeblich schlechten Service. Allerdings weiß Nextmove-Gechäftsführer Stefan Moeller die Argumente zu widerlegen, was die Kontroverse weiter anheizt.
In einer Pressemitteilung und einem Video auf Youtube hat sich der auf reine E-Fahrzeuge spezialisierte Autovermieter Nextmove über eine „Servicehölle“ bei Tesla beklagt – aufgrund teils mangelhafter oder nicht lieferbarer Model 3 und wegen unzureichendem Werkstattservice. In der Konsequenz wurde ein Auftrag über 100 Tesla Model 3 storniert, von denen Nextmove bereits 15 bekommen hatte. Die Lieferung der restlichen 85 Fahrzeuge wurde eigenen Angaben zufolge jedoch immer wieder verschoben. Anders als von Nextmove dargestellt, erklärt Tesla, dass diese Stornierung nicht vom Autobauer selbst ausgegangen sei. Wörtlich teilt das Unternehmen mit: „Es ist falsch zu sagen, dass Tesla die Bestellung stornierte. […] Wir glauben, dass die Entscheidung des Kunden, die verbleibenden Model-3-Bestellungen nicht vollständig anzunehmen, nicht ausschließlich auf Qualitätsproblemen beruht, sondern in hohem Maße aus einer Enttäuschung heraus, die aus einem Streit von Anfang des Jahres herrührt.“ Um welchen Streit es dabei ging, lässt Tesla offen.
Dieser Darstellung widerspricht Geschäftsführer Stefan Moeller in einem zweiten Video auf Youtube. Die entsprechende Passage beginnt bei Minute 2:14. Daraus geht hervor, dass entgegen der Darstellung von Tesla Nextmove weiterhin die bestellten Fahrzeuge abnehmen wollte, allerdings unter bestimmten Bedingungen, wie einer gesammelten Übernahme der Autos von mindestens sechs Stück, um den logistischen Aufwand zu reduzieren oder einer Bezahlung der Fahrzeuge erst 24 Stunden nach Abnahme, um Qualitätsproblemen aus dem Weg zu gehen. Tesla aber lehnte einige Punkte ab, auch bestand man auf einer Vorabbezahlung nach dem Motto „erst zahlen, dann kontrollieren“. So konnte über die restlichen 85 Fahrzeuge schlussendlich keine Einigung erzielt werden.
Zu den Qualitätsproblemen (defekte Reifen, Lack- und Karosserieschäden, defekte Laderegler, falsche Kabelbäume oder fehlende Notruftasten), die Nextmove für die schon gelieferten 15 Autos beklagt, nimmt der Autobauer wie folgt Stellung: „Unsere Daten weisen nicht auf ungewöhnliche Probleme mit der Fahrzeugqualität hin, weder spezifisch für Deutschland noch sonst irgendwo auf der Welt.“ Außerdem würden etwa Transportschäden vom Tesla-Service schnell behoben werden.
Auch hierüber klärt Stefan Moeller im Video ab 5:55 auf, nämlich dass ein unverpackter Autotransport im Neuwagengeschäft heutzutage durchaus Standard sei und dies normalerweise ohne Kratzer vonstattengehe. Erstaunlich findet er, dass Tesla versucht, falsche Kabelbäume und fehlende Notruftasten ebenfalls als Transportschäden zu deklarieren. Und Moeller erläutert noch einige weitere Punkte. All das veranlasste KRAFTHAND dazu, bei Tesla nachzuhaken. Nach einigen Tagen erreichte uns die Antwort von Samy Abdel Aal, Associate Manager Communications bei Tesla in der Schweiz. Leider beinhaltete die Mail lediglich die für diesen Fall wohl als Standardantwort in Englisch formulierten Aussagen, die schon im Nextmove-Video angeführt werden.
Stefan Moeller vermutet in seinem Beitrag, dass die „Servicehöllen-Affäre“ bereits personelle Konsequenzen gehabt habe, wonach seinen Ausführungen zufolge Jochen Rudat, als Director Central Europe faktisch Tesla-Chef für Deutschland, seit einigen Wochen nicht mehr im Unternehmen tätig sei. Rudat hatte Anfang 2019 die Zusammenarbeit mit Nextmove öffentlich gemacht. Zudem habe der direkte Ansprechpartner in der Flotten-/ Großkundenbetreuung DACH schon vor der Berichterstattung gekündigt und werde Tesla verlassen. Dies alles wurde jedoch von Tesla noch nicht bestätigt, auch fehlt bisher noch ein Kommentar zum aktuellen Video.
Man darf also gespannt sein, wie diese Geschichte weitergeht. Von einer Einigung scheinen beide Parteien momentan weit entfernt zu sein.