Pro und Contra: Lohnen sich Werkstattkonzepte?

Sind Konzepte ein Auslaufmodell oder sichern sie die Zukunft?

Welchen Sinn haben Werkstattkonzepte heute und in Zukunft für freie Kfz-Betriebe? Die KRAFTHAND-Redakteure Ralf Lanzinger und Torsten Schmidt diskutieren das Für und Wider.

Darum gehts:
Jedes Kfz-Unternehmen kann sich entscheiden: Soll es ein Markenvertrag sein, der komplett freie Betrieb oder der freie Betrieb mit Anschluss an ein Werkstattkonzept? Es gilt abzuwägen. Jeder Weg hat seine Vor- und Nachteile. Bei Markenbetrieben ist es mit der Freiheit nicht so weit her. So empfinden es viele Inhaber. Denn es gilt, eine Vielzahl von Auflagen zu erfüllen, die dann vor allem finanziell zu Buche schlagen. Doch dafür können Markenbetriebe auf eine gute Unterstützung bei den Herstellern zurückgreifen, insbesondere im technischen Bereich.

Das ist bei Werkstattkonzepten nicht der Fall, sieht man einmal von Technik-Hotlines ab, die zum Angebot einiger Werkstattkonzepte gehören. Werkstattkonzepte können aber in anderen Bereichen punkten, zum Beispiel in der Unterstützung ihrer Partnerbetriebe in kaufmännischen Bereichen: im Marketing, in der Buchhaltung und bei steuerrechtlichen Fragen. Ebenso möglich sind attraktive Versicherungspakete, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Hinzu kommt: Die meisten Werkstattkonzepte sind modular aufgebaut. So kann das Konzept als Ganzes oder in Einzelteilen bestellt werden. Außerdem führt der Inhaber einer freien Werkstatt seinen Betrieb eigenständig und mit seinem Namen weiter, auch wenn er nach außen unter dem Dach des Werkstattkonzepts firmiert.

Welche Kosten entstehen? Die Bandbreite reicht von monatlich niedrigen zweistelligen Beträgen bis zu dreistelligen Beträgen. Auch Einmalgebühren gibt es bei einigen Anbietern. Jedes Konzept hat seine Kritiker, so auch hier: „Was können eigentlich Werkstattkonzepte, das eine eigenständige Werkstatt nicht kann?”, fragen Betriebe, die nicht angeschlossen sind. Oft hört man auch: „Die Werkstattkonzepte wollen doch nur Teile verkaufen.” Oder viele Konzepte würden sich zu wenig voneinander unterscheiden und seien im Grunde austauschbar.

Pro und Contra

Pro
von Ralf Lanzinger

Die beste Zeit kommt noch

Wer sich einem Werkstattkonzept anschließt, hat enorme Vorteile. Viele Arbeiten in der Werkstatt sind zeitaufwendig und haben mit dem eigentlichen Kerngeschäft, der Reparatur von Autos, nichts zu tun. Besonders deutlich wird dies beispielsweise in der Auswahl von Versicherungen oder in der Buchführung. Beim Steuer- und Sozialabgabenrecht gibt es viele Regeln, die es zu beachten gilt, möchte man alles richtig machen. Bei all dem helfen Konzeptanbieter, die ihre Sache ernstnehmen.

Das ist aber längst nicht alles. Einige Konzepte bieten die Pflege der Facebook-Seiten und entsprechende Mitarbeiterschulungen. Hinzu kommt: Manche – wenn auch zu wenige – Werkstattkonzepte haben eine ansprechende Corporate Identity (CI). Sie hilft, nach außen positiv aufzufallen sowie Vertrauen bei den Stamm- und Neukunden zu stärken und zu gewinnen. Bei all diesen teils heute schon gebotenen Vorteilen: Ich bin mir sicher, die große Stunde der Werkstattkonzepte wird erst noch schlagen und irgendwann kommt keine Werkstatt mehr an einem leistungsfähigen Partner vorbei. Warum?

Weil das Digitalzeitalter auch Kfz-Betrieben immer mehr abverlangt, was nichts mit ihrem eigentlichen Job zu tun hat. Man denke nur an das Bereitstellen von Daten und damit auch den Kontakt zum Kunden. Hier wird es übergreifende Lösungen geben und geben müssen, welche die einzelne Werkstatt nicht mehr vernünftig stemmen kann. Etwa wenn sie moderne Internetseiten mit Online-Terminvereinbarung oder nutzwertige Kunden-Apps realisieren soll. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob dies alle Werkstattkonzepte so sehen und sich entsprechend aufstellen. Sicher nicht. Deshalb will die Wahl eines Konzeptanbieters wohl überlegt sein. Nur wenn das jeweilige Konzept genügend Leistungen bietet, ohne die unternehmerische Freiheit zu sehr zu beschneiden, hat es eine Daseinsberechtigung.

Contra
von Torsten Schmidt

Konzepte ohne Mehrwert

Wenn eine freie Werkstatt schon frei sein möchte, sollte sie diese Überzeugung auch leben. Die Frage ist doch: Was bieten die Werkstattkonzepte, was man nicht selbst kann? Gute Einkaufspreise aushandeln. Sich ein attraktives Erscheinungsbild – auch für die Onlineseite – zulegen. Facebook pflegen. Das alles geht doch auch ohne Konzept. Und was ist mit den Werbeaktionen der Werkstattkonzepte? Aktionen, etwa zur Reifenzeit, lassen sich auch selbst über Facebook, WhatsApp oder andere soziale Netzwerke spielen. Und Schulungen gibt es am freien Markt, da muss man in keinem Konzept eingebettet sein.

Außerdem ist die technische Unterstützung bei vielen Werkstattkonzepten ohnehin seit eh und je fragwürdig. Sind wir doch mal ehrlich: Es geht den Anbietern von Werkstattkonzepten im Grunde doch nur um den Teileabsatz. Warum also sollte sich ein freier Betrieb in irgendein System pressen lassen? Zumal inzwischen der Ruf – wenn es diesen überhaupt jemals gab – des einen oder anderen Konzeptnamens gelitten hat. Denn bei Werkstatttests (z.B. ADAC) schneiden Partnerwerkstätten von Konzepten leider immer wieder schlecht ab , was auch auf andere Partnerbetriebe abstrahlt.

Dafür sind die Konzeptzentralen nicht mal verantwortlich, da sie ihre Partnerbetriebe nicht zu bestimmten Standards zwingen können, wie man das aus dem Vertragsbereich der Autobauer kennt. Womit wir bei den beiden gravierenden Mankos angekommen sind. Schließe ich mich einem Konzept an, kaufe ich mich keineswegs in ein System ein, das aufgrund seiner Qualitätsstandards und Markenstrahlkraft Autofahrer anlockt. Das geschieht bei den Freien immer noch über den guten Namen des Inhabers. Man geht eben zum Kfz-Meier und nicht zum Konzept XY. Dafür gibt es zu viele „x-beliebige“ Konzepte. Ein paar bunte Fahnen auf den Hof mit der jeweiligen Konzept-CI überzeugen noch lange keine Kunden.