Pro und Contra: Garantieren wirklich nur Ersatzteile in OE-Qualität Zufriedenheit?

Sollen entweder nur Teile in ­Originalqualität zum Einsatz kommen oder ist es kein Problem, auch Nachbau- oder Austauschteile zu verwenden? Bild: Fotolia

Identteil oder Nachbau-/Austauschteil: Für welche Teilekategorie gibt es die besseren Argumente? Die KRAFTHAND-Redakteure Florian Zink und Torsten Schmidt diskutieren das Für und Wider.

Darum gehts:
Die einen werben mit dem Schlagwort „Erstausrüsterqualität“, die anderen sagen, ihre Ersatzteile ­ermöglichen eine zeitwertgerechte Reparatur. Erstgenanntes Qualitätsversprechen trifft auf die Ersatzteile einschlägiger Markenhersteller zu, die oft auch die Autobauer beliefern und ihre After­market-Komponenten nach OE-Standards produzieren. In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff Identteil. Im Gegensatz dazu können die meist günstigeren sogenannten Nachbauteile (damit sind nicht Plagiate also Fälschungen gemeint) für eine zeitwertgerechte Reparatur von den OE-Standards abweichen. Ebenfalls um vergleichsweise kostengünstige Reparaturen realisieren zu können, gibt es neben den Nachbauteilen auch noch die Kategorie der wiederaufbereiteten Komponenten. Sie werden oft als Austauschteile oder im Fachjargon als Remanufactoring-Teile betitelt und sind insbesondere bei Produktgruppen wie Generatoren, Startern, Turboladern etc. zu finden.

Wie in der Marktwirtschaft üblich, ­haben die Anbieter der jeweiligen Teilekategorie immer gute Begründungen ­parat, warum entweder nur Teile in ­Originalqualität zum Einsatz kommen sollten oder es eben kein Problem sei, Nachbau- oder Austauschteile zu verwenden. Dabei gibt es hier nicht nur schwarz oder weiß. Vielmehr kommt es jeweils darauf an, wo was Sinn macht und vor allem um welche Produktgruppe es sich handelt. Zudem darf man nie ver­gessen, dass „Qualitätsanbieter“ teils zurecht Nachbauteile und Austauschteile als fragwürdig einstufen, dies aber teils auch tun, um unliebsame Konkurrenz zu diskreditieren. Bei der Überlegung Identteil oder Nachbauteil gibt es also eine Menge Für und Wider.

Pro und Contra

Pro
von Florian Zink

Am Ende zahlt die Werkstatt drauf
Qualität ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Qualität. Das sollte für jede Werkstatt und jede Reparatur gelten. Um diesem Motto gerecht zu werden, sind Ersatzteile notwendig, bei denen in puncto Sicherheit, Haltbarkeit und Funktionalität keine Kompromisse eingegangen werden müssen – angefangen bei Öl und Ölfilter über Zahnriemenkits bis zu Brems- und Fahrwerkskomponenten. Hier wie bei anderen Produktsegmenten kommt es auf Details an, die sowohl über Funktionalität und Dauerhaltbarkeit als auch über Fahrkomfort und Fahrsicherheit entscheiden.

Es darf einfach nicht sein, insbesondere letztgenannten Punkt aufs Spiel zu setzen, nur weil die Teilequalität nicht stimmt. Möglicherweise bringen Nachbau- oder Austauschteile im ein oder anderen Produktsegment tatsächlich keine Nachteile mit sich. Aber welcher Kfz-Profi kann das beurteilen? Wer weiß schon, ob etwa bei einem No-­name-Torsionsschwingungsdämpfer das Gummielement seine Funktion wirklich erfüllt? Schließlich kann man sich nur auf die Aussagen der Hersteller verlassen. Und dass ­Anbieter von Nachbau- und wiederaufbereiteten Komponenten alles schönreden, ist eh klar.

Deshalb: Wer OE-konforme Identteile einsetzt, ist immer auf der sicheren Seite. Denn nur damit kommt die Technologie ins Fahrzeug, die da auch reingehört und ab Werk verbaut wurde. Natürlich hat das seinen (Mehr-)Preis und es ist sicher nicht immer leicht, die vergleichsweise höheren Kosten gegenüber den Werkstattkunden zu argumentieren. Aber oft hilft, auf den Sicherheitsaspekt zu verweisen und bei weniger sicherheitsrelevanten Bauteilen klarzustellen: Wer billig kauft, kauft oft zweimal. Nicht zu vergessen das Thema Folgeschäden durch Billigteile.

Und so gesehen, sind OE-konforme Neuteile dann gar nicht teurer. Zumal diese noch einen weiteren Vorteil bieten: Passgenauigkeit. Jeder Kfz-Profi kennt den Ärger, den abweichende – und sind es nur Nuancen – Bauteile machen. Eine Montage in der Normzeit ist damit unmöglich. Somit zahlt am Ende die Werkstatt drauf.

Contra
von Torsten Schmidt

Nicht über einen Kamm scheren

Natürlich liegt man nicht verkehrt, sogenannte Identteile nach OE-Standards und mit (vermeintlich) bestmöglicher Qualität zu verbauen. Nur, sind diese wirklich immer die optimale Lösung? Ganz klar nein. Denn man muss hier deutlich differenzieren zwischen bestimmten Produkt­segmenten und den jeweiligen Anbietern. So ist etwa bei bestimmten Turboladern (meist bei VTG-Ladern) durchaus Vorsicht vor Nachbauteilen oder wiederaufbereiteten Verdichtern (Austauschteilen) geboten, da deren Innenleben nicht dem Original entspricht beziehungsweise mit minderwertigen Komponenten repariert wurde.

Andererseits gibt es Beispiele, an denen sich zeigt, dass reparierte, wiederaufbereitete oder Nachbauteile besser als das Original sind. So werden teilweise serienmäßige Schwachpunkte bei Steuergeräten, Startern oder auch Klimakompressoren verbessert, indem bessere Chips, Metall- statt Plastikritzel oder verstärkte Federchen im Inneren der jeweiligen Einheit zum Einsatz kommen. Außerdem spricht für Nachbauteile und die im Werkstattjargon oft als Austauschteile bezeichneten wiederaufbereiteten Teile, dass sich damit kostengünstige zeitwertgerechte Reparaturen bewerkstelligen lassen. Schließlich verlangen viele Kunden mit einem acht oder zehn Jahre alten Auto eine möglichst günstige Reparatur, und nicht etwa einen Auspuff der nochmal zehn Jahre hält – aber dafür teurer ist. Und wenn ein günstigeres Teil vorzeitig ausfällt, so gibt es immer noch die gesetzliche Gewährleistung – bei deren Abwicklung sich übrigens renommierte Hersteller ebenso nicht mit Ruhm bekleckern und gerne die Schuld den Werkstätten zuschieben, wenn ihre Qualitätsteile nicht das halten wie versprochen.

Wo Werkstätten natürlich keine Kompromisse machen dürfen, ist die Sicherheit. Deshalb sollten beispielsweise Bremsen und Fahrwerksteile, aber durchaus auch andere Komponenten (z. B. Riementrieb) von vertrauenswürdigen Anbietern zum Einsatz kommen, mit denen man selbst oder Berufskollegen gute Erfahrungen gemacht haben.