Die Alligator-Ventilfabrik nahm jetzt zur vermeintlichen Schlechterstellung der Kfz-Betriebe / des Reifenhandels aufgrund der Preise von Reifendruckkontroll-Sensoren Stellung. Tatsächliche erreichen auch die Krafthand-Redaktion immer wieder Klagen über Dumpingpreise der Markenbetriebe – freie Werkstätten könnten da einfach nicht mithalten, so der Grundtenor. „Der sichtbare Aufpreis für Sensoren in den Markenbetrieben erscheint oftmals extrem niedrig“, bestätigt auch Jürgen Kinzler von Alligator.
Im Grunde ist es immer das gleiche Thema: Fahrzeughersteller und Markenbetriebe versuchen sich durch ihre ureigene Marktposition Vorteile gegenüber dem freien Servicemarkt zu verschaffen. Nun betrifft es auch den Reifenhandel. Bei den Sensoren ist es hier die Einkaufsmacht und damit die Preispolitik der Hersteller. Hinzu kommt der vermeintliche Qualitätsvorsprung durch ‚Originalteile‘. Legitim? Nein. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Beteiligten für einen fairen Wettbewerb zum Wohle der Verbraucher im Kfz-Aftermarket, das sich in der jüngsten Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) manifestiert.
Alligator bezieht Stellung
Nun nahm die Alligator-Ventilfabrik, unter anderen auch Anbieter von frei programmierbaren, nachrüstbaren Reifendruckkontroll-Sensoren, zum Thema Preisgestaltung Stellung: "Verglichen mit Original- und OE-Sensoren erfordert die Entwicklung unserer programmierbaren Sens.it-Sensoren erheblichen Mehraufwand. Grund dafür ist die Sicherstellung der Universalfunktionalität. Dass sich dieser Aufwand auf den Verkaufspreis niederschlägt, bleibt nicht unbemerkt. So bringen Kunden unseres Unternehmens die Preisunterschiede regelmäßig bei unseren Vertriebsmitarbeitern zur Sprache." Jürgen Kinzler, der bei Alligator für den Vertrieb der Sensoren verantwortlich zeichnet, möchte aufklären. „Wir werden häufig damit konfrontiert, unsere programmierbaren Sensoren zu teuer anzubieten. Diese Vorwürfe möchten wir jetzt relativieren."
OE: Feste Programmierung, günstig, am laufenden Bande
Der erste Unterschied zwischen Standard-OE-Sensoren und Sensoren von Alligator lässt sich laut Kinzler bei einem technischen Vergleich feststellen. Demnach erfolgt im Falle eines OE-Sensor die feste Programmierung direkt an der Montagelinie. Dabei wird dem Sensor in der Regel das Kommunikationsprotokoll zum Steuergerät des Fahrzeugs via Hochfrequenz (434 MHz) und einem Diagnosegerät via Niederfrequenz (125 kHz) vorgegeben. Diese Programmierung ist danach nicht mehr veränderbar, der Sensor wird zu einem späteren Zeitpunkt weder hardware- noch softwareseitig modifiziert.
Individuelle Programmierung
Ein programmierbarer Sens.it-Sensor benötigt laut Alligator dagegen für die sich jeweils verändernden Fahrzeugbereiche hardwaretechnisch be- und überschreibbare Speicherbereiche sowie geschützte, also nicht überschreibbare Speicherbereiche für die Firmware des Sensors. Letztere ist softwaretechnisch erforderlich, um dem Sensor dessen Programmierfähigkeit zu vermitteln.
Im Detail heisst das:
Wird der Sensor über Niederfrequenz vom Programmiergerät oder einem Handdiagnosegerät angesprochen, muss er differenzieren, ob es sich um eine normale Statusabfrage oder einen Programmiervorgang handelt. Bei einer Statusabfrage soll der Sensor Daten über sein aktuell aktives Fahrzeugprotokoll senden. Im Falle eines Programmiervorgangs wird die Programmierroutine aktiviert. Das neue Fahrzeugprotokoll wird auf den Sensor übertragen und verschiedene Diagnoseroutinen werden durchgeführt. Diagnoseroutinen stellen beispielsweise sicher, dass der Sensor nicht mit leerer Batterie programmiert oder für ein US-Fahrzeug nicht ein 315 MHz-Protokoll auf einen 434 MHz-Sensor übertragen wird.
Das übertragene Fahrzeugprotokoll läuft wie ein Anwendungsprogramm ab und emuliert das Kommunikationsverhalten des entsprechenden OE-Sensors.
Es finden sich Erklärungen
„Doch auch für die günstigen Komplettradangebote der markengebundenen Autohäuser lassen sich Erklärungen finden“, sagt Kinzler. Er vermutet, dass die Automobilhersteller bei deren Einkaufskonditionen für OE-Sensoren sowie deren Ersatzmarktschienen volumenbedingt gute Preise realisieren. Zudem versuchen vor allem markengebundene Autohäuser ihre Kunden bei technischen Neuerungen wie RDKS-Pflicht, Abstandswarner oder Spurhalteassistenz zu suggerieren, dass freie Reifenhändler und freie Kfz-Werkstätten mit diesem kontinuierlich komplexer werdenden Umfeld nicht Schritt halten können. „Aus deren Sicht ist das ein wirtschaftlich berechtigtes Anliegen“, so Kinzler. Denn: Durch den geringeren Wartungsaufwand und längere Inspektionsintervalle, welche moderne Fahrzeuge mit sich bringen, vermindert sich die Auslastung der Werkstatt. Das steigert das Interesse an Zusatztätigkeiten wie dem Reifengeschäft.
Der freie Betrieb hat Wettbewerbsnachteile
Markengebundene Autohäuser nutzen laut Alligator einen ihrer unbestrittenen Vorteile: Demnach kommen sie beim Neuwagenverkauf als erster mit dem Kunden in Kontakt. Das erkläre auch, warum ein Großteil der Winterkomplettradsätze bei einer Neuwagenanschaffung mit verkauft wird. „Es erscheint also durchaus verständlich, gerade in Einführungsphasen neuer Regelungen wie der RDKS-Pflicht, bei einem Komplettradsatz nicht den reellen Mehrpreis für die Sensorausstattung weiterzugeben, um seinen Kunden zu behalten“, meint Kinzler.
Alligator setzt auf Offenheit
Anstatt einer vermeintlichen Schlechterstellung des Reifenhandels bei der Preisgestaltung für Sensoren lässt sich also laut Alligator vielmehr von einer oftmals erklärbaren Preisdifferenz sprechen. "Alligator möchte sich seinen Handelspartnern immer fair und offen verhalten." Schließlich sei der Erfolg beider Seiten eng miteinander verknüpft. "Uns ist es daher wichtig, eine objektive Sichtweise auf diese Thematik zu unterstützen", so Jürgen Kinzler. Dies ist Alligator mit der offenen Erklärung gelungen. Ob es den unabhängigen Betrieben weiter hilft sei dahingestellt.