In den 1980er Jahren entwickelte Porsche für den Renneinsatz eine technische Neuheit und gewann damit Rennen: Das Doppelkupplungsgetriebe. 2013 kehrt diese Getriebetechnologie zurück – im neuen 911 GT3. Je nach Modellreihe werden heute mehr als Dreiviertel aller Fahrzeuge des Stuttgarter Sportwagenbauers mit einem Porsche-Doppelkupplungsgetriebe, kurz (PDK), ausgeliefert. Tendenz steigend.
Für den ab 1984 eingesetzte Porsche 962 entwickelte Porsche das erste Doppelkupplungsgetriebe. In der Langstrecken-Weltmeisterschaft bewährte sich diese Getriebekonstruktion. Die Serienentwicklung wurde damals jedoch nicht weiterverfolgt, da die Elektronik und die Rechnerkapazitäten noch nicht ausgereift waren, um die hohen Komfortansprüche für den Betrieb in einem Straßenfahrzeug zu erfüllen.
2008: Erstes PDK für Sportwagen im 911 Carrera
Mit den Fortschritten in der Steuerungselektronik änderte sich dies nach der Jahrtausendwende. Porsche griff die Entwicklung wieder auf und präsentierte 2008 das erste PDK für Seriensportwagen im 911 Carrera. Es löste das konventionelle Automatikgetriebe Tiptronic S ab und ist auf die Sportwagen zugeschnitten.
Das PDK vereint laut Hersteller die Fahrdynamik und den guten mechanischen Wirkungsgrad eines manuellen Schaltgetriebes mit dem hohen Schalt- und Fahrkomfort eines Automatikgetriebes. Bereits bei seiner Einführung absolvierte das PDK Schaltvorgänge um bis zu 60 Prozent schneller als ein Automatikgetriebe. Es ermöglicht zudem den Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung und reduzierte den Kraftstoffverbrauch.
Die Gänge des PDK sind auf zwei Teilgetriebe verteilt, die über zwei parallele Lastschaltkupplungen mit dem Motor verbunden sind. Die ungeraden Gänge sowie der Rückwärtsgang sind mit der Kupplung I verbunden – dieses Paket bildet das erste Teilgetriebe. Die geraden Gänge sind dagegen als zweites Teilgetriebe mit der Kupplung II verbunden. Prinzipiell werden die einzelnen Gänge wie bei einem mechanischen Handschaltgetriebe über Schaltgabeln gewählt, die beim PDK jedoch elektrohydraulisch betätigt werden. Dabei sind die Gänge eins bis sechs sportlich ausgelegt – die Höchstgeschwindigkeit erreichen die Fahrzeuge im sechsten Gang. Der siebte Gang hat zur Kraftstoffeinsparung eine lange Übersetzung.
Das PDK stieß von Anfang an auf ein positives Kundenecho. Ein Jahr, nachdem der 911 Carrera das neue Getriebe als Option erhielt, hielt es als Wunschausstattung auch in Boxster und Cayman Einzug. Bei der Weltpremiere des Panamera 2009 waren alle drei Startmodelle bereits serienmäßig mit dem Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet. Das PDK funktioniert in allen drei Baureihen zwar gleich, ist aber für jede Modellfamilie aus Gründen der drei unterschiedlichen Antriebskonzepte eine spezifische Entwicklung.
2013: Comeback des rundstreckentauglichen PDK im 911 GT3
Speziell für den Hochleistungssportwagen haben die Motorsport-Ingenieure das Doppelkupplungsgetriebe sowohl mechanisch als auch steuerungstechnisch überarbeitet. Resultat ist ein Getriebe, das dem Fahrer alle fahrdynamisch wichtigen Eigenschaften des bisher manuellen Schaltgetriebes bietet und mit den Performance-Vorteilen des Doppelkupplungsgetriebes ergänzt. Im Rundstreckeneinsatz kann es deshalb vergleichbar einem sequenziellen Schaltgetriebe gefahren werden – mit noch mehr Potenzial und emotionalem Fahrspaß.
„Blitzschaltungen“ mit äußerst kurzen Reaktions- und Schaltzeiten
Schaltstrategie und Reaktionszeit des PDK im 911 GT3 unterscheiden sich laut Porsche grundlegend von der anderer Porsche-Sportwagen. Der Fahrer spürt das insbesondere beim manuellen Hochschalten in Form einer ‚Blitzschaltung‘: Hierbei sind Reaktionszeiten von unter 100 Millisekunden möglich. Die Blitzschaltungen erfolgen mit einer Momentenüberhöhung. Die Gangwechsel werden mit einer hochdynamischen Anpassung der Motordrehzahl an den neu gewählten Gang umgesetzt. Dabei liegen die Schaltzeiten in einer Größenordnung, die bisher dem Motorsport vorbehalten war.
Paddle-Neutral: Auskuppel-Funktion beim PDK des 911 GT3
Die Fahrdynamik eines auf optimale Rundenzeiten gefahrenen Sportwagens wird auch von der Kupplung mitbestimmt. Deshalb verfügt das PDK im 911 GT3 über die Funktion „Paddle-Neutral“. Zieht der Fahrer an beiden Schaltpaddles gleichzeitig, werden die Kupplungen des PDK geöffnet und der Kraftfluss zwischen Motor und Antrieb unterbrochen. Werden beide Schaltpaddles wieder gelöst, schließt die Kupplung bei ausgeschaltetem PSM blitzartig. Ist das PSM eingeschaltet, wird die Kupplung schnell, aber weniger impulsartig geschlossen.
Diese Funktion hat laut Porsche zwei Vorteile: So kann der Fahrer zum Beispiel das Fahrverhalten eines bei Nässe in der Kurve untersteuernden Fahrzeuges durch Ziehen der Paddles neutralisieren und so zusätzliche Seitenführungskraft an den Rädern der Hinterachse aufbauen. Der zweite Aspekt betrifft die individuelle Beeinflussung der Fahrdynamik durch das impulsartige Einsetzen der Antriebskraft beim Einkuppeln. Vergleichbar einer traditionellen Kupplung in Verbindung mit einem Handschaltgetriebe kann so bei dynamischem Einlenken das Fahrzeugheck bewusst destabilisiert werden.