Die gute Nachricht: Schnee und niedrige Temperaturen bereiten den gängigsten Winterreifen mittlerweile kaum noch Probleme. Auf regennasser Fahrbahn, der weit häufigeren Witterung im Winter, gibt es jedoch einiges zu kritisieren, so das Fazit des diesjährigen Reifentests von GTÜ und ACE. Außerdem meinen die Testexperten, dass die Reifenhersteller umdenken sollten.
Die Winter werden immer milder und Klimaforscher rechnen mit immer häufigeren Wetterextremen wie zum Beispiel Starkregen. Sollte sich das in den kommenden Jahren bestätigen, müssen die Entwickler von Winterreifen umdenken, so steht es in der offiziellen Mitteilung der GTÜ zu ihrem Winterreifentest, bei dem neun Winterreifen der Größe 185/65 R15 und drei Ganzjahresreifen auf Herz und Nieren geprüft wurden. Diese Aussage fußt besonders darauf, dass alle Winterreifen im Test zwar auf schneebedeckter Strecke überzeugen konnten, es aber auf regennasser Fahrbahn deutliche Unterschiede gibt.
Beim Bremsen auf nasser Fahrbahn aus Tempo 80 stehen die beiden Besten im Feld, der Continental WinterContact TS 860 sowie der Goodyear UltraGrip 9, bereits nach knapp 34 Metern. Anders der Kenda Wintergen 2, der nicht nur der günstigste Pneu im Test war (vier Reifen für 204 Euro), sondern auf Schnee sogar den Testsieg holte. Auf regennasser Straße braucht der aus Korea kommende Kenda-Reifen im Vergleich mit den beiden Besten aber fast zwei Wagenlängen mehr und steht erst nach 41 Metern.
Testeindrücke zu den Winterpneus
Blickt man auf das Gesamtranking, dann überzeugte hier der Continental WinterContact TS 860 am meisten. Den Testern zufolge liegt er in allen technischen Disziplinen in der Spitzengruppe. In Sachen Handling schwächelt er weder auf nassem, trockenem noch auf verschneitem Untergrund. Bereits die zweit- und drittplatzierten Reifen von Nokian (WR D4) und Goodyear (UltraGrip 9) weisen leichte Schwächen auf, erreichen aber trotzdem noch die Bewertung empfehlenswert . Ebenfalls empfehlenswert: Dunlop Winter Response 2, Kumho WinterCraft, Bridgestone Blizzak LM001 und Nexen Winguard Snow‘g WH2.
Bereits die zweit- und drittplatzierten Reifen weisen Schwächen auf.
Nur bedingt empfehlenswert ist dagegen der Pirelli Cinturato Winter. Er zeigt deutliche Schwächen auf Schnee und die Bremswege auf trockener Strecke sind lang. Und auch Kenda Wintergen 2 zeigt wiederum große Schwächen vor allem auf nasser Strecke und beim Aquaplaning.
Empfehlungen zu Ganzjahresreifen
In den vergangenen Jahren immer beliebter geworden sind Ganzjahresreifen. Die Vorteile liegen auf der Hand: kein Reifenwechsel, kein zweiter Satz Felgen und Reifendrucksensoren. Doch statt Alleskönner sind die Reifen tatsächlich eher ein Kompromiss, so die GTÜ-Experten. Sie können einfach nicht in allen Kategorien überzeugen, auch wenn die Allseasons besser werden.
Der Michelin CrossClimate+ zeichnet sich ganz klar als Sommerreifen mit Wintereigenschaften aus. Für den Winterurlaub in den Alpen ist er damit die falsche Wahl. Das können Nokian Weatherproof und Continental AllSeasonContact besser. Die Überraschung in diesem Jahr: Bei den subjektiven Fahreindrücken auf schneebedeckter Straße kann der Continental AllSeasonContact sogar mit den Winterreifen mithalten und wir als sehr empfehlenswert eingestuft.
Bei den subjektiven Fahreindrücken auf schneebedeckter Straße kann der Continental AllSeasonContact sogar mit den Winterreifen mithalten.
Doch auf trockener Straße sind die Bremswege von Nokian und Continental zu lang, befinden sich eher auf dem Niveau von Winter- als auf dem von Sommerreifen (Continental: 46,7 m, Nokian: 48,0 m). Hier liegt der Michelin bei Temperaturen knapp über 10 Grad deutlich vorne (40,9 m). Im Sommer, wenn der Asphalt sich auf bis zu 70 Grad aufwärmt, wird ein reiner Sommerreifen voraussichtlich noch deutlich kürzere Bremswerte liefern. Das Fazit der der Tester von GTÜ und ACE zu den Ganzjahresreifen ändert sich trotz Verbesserungen nicht: Sie sind weiter ein Kompromiss für Wenigfahrer, die bei Extremwetterlagen das Auto stehen lassen.
Schneeflockensymbol auf neuen Winterreifen Pflicht, jedoch mit Übergangsfrist für „Gebrauchte“
Seit Anfang des Jahres ist das Bergpiktogramm mit der Schneeflocke (Alpine-Symbol) Pflicht bei allen neu hergestellten Winterreifen. Jedoch weisen die Experten der GTÜ darauf hin, dass noch kein Autofahrer umrüsten muss. Denn es gilt eine Übergangsphase bis 2024. Bis dahin dürfen bei situativer Winterreifenpflicht weiter nur Reifen mit M&S-Kennzeichnung gefahren werden. Bei Verstößen gegen die situative Winterreifenpflicht allerdings droht ein Bußgeld von mindestens 60 Euro, bei stärkerer Behinderung werden sogar 80 Euro fällig und einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei gibt es ebenso.