Eine effektive Ausnutzung vorhandener Flächen beginnt bei der Wahl der richtigen Hebebühne und setzt sich fort beim Thema Multifunktionsarbeitsplatz. KRAFTHAND stellt in diesem Zusammenhang zwei praktische Multifunktionsarbeitsplätze vor, die allerdings sehr unterschiedliche Konzepte verfolgen.
Geht es an die Werkstattplanung, stehen bei einem Neubau die Platzbedarfsanalyse, Aufteilung und Gestaltung der Räumlichkeiten, Energieeffizienz und vieles mehr im Fokus. Sowohl beim Neubau als auch bei bestehenden Werkstatthallen, geht es aber auch um die Frage, wie sich der vorhandene Platz optimal nutzen lässt. Die Antwort darauf beinhaltet einen zentralen Leitgedanken: Was habe ich in meinem Lackierbetrieb konkret vor?
Mit der Quick 42 bietet Caroliner beispielsweise einen Multifunktionsarbeitsplatz, der in Verbindung mit Vermessungsgerät und einer Richtbank auch schwerwiegende Strukturschäden am Fahrzeug beheben kann. Stehen dagegen vor allem Kleinschadenreparaturen im Vordergrund, ist der Multispeed Master von Sehon eher die richtige Lösung. KRAFTHAND stellt beide Konzepte vor.
Konzept 1: Auch für Strukturschäden geeignet
Es sind keineswegs die großen Strukturschäden, die das tägliche Geschäft in der Werkstatt bestimmen“, weiß Björn Claussen, Geschäftsführer Caroliner Deutschland. Dennoch sollte ein Reparaturbetrieb auch in der Lage sein, Strukturschäden reparieren und Richtarbeiten ausführen zu können.“ Für die passende Anlagentechnik steht jedoch meist nicht die benötigte Fläche zur Verfügung, sodass aus Platzmangel darauf verzichtet werden muss, entsprechende Karosseriearbeiten durchzuführen.
Die Lösung könnte dann der Quick 42 sein – den Angaben zufolge ein vollwertiger und trotzdem platzsparender Multifunktionsarbeitsplatz, der sich an verschiedene Anforderungen anpassen beziehungsweise erweitern lässt. So kann der Karosseriebauer beispielsweise mit dem nachrüstbaren Richtsystem EVO 1 und 2 leichte und schwere Richtarbeiten ausführen oder mit dem Vermessungssystem Car-O-Tronic Vision2 einen Unfallwagen vermessen.
Am gleichen Arbeitsplatz können zudem Smart-Repair und Reparaturen an der Karosserieaußenhaut vorgenommen werden. Um Bauteile für die Demontage und Montage zu fixieren, kommt mit EVO 3 das dritte Modul des EVO-Systems zum Einsatz.
Nutzen für den Betrieb
Für eine exakte Schadenerfassung muss das gesamte Fahrzeug beurteilt werden. Nur dann ist sichergestellt, dass auch versteckte Schäden erkannt und bewertet werden können“, betont Richard Büttner, Trainer bei Caroliner. Für die Einordnung der Messergebnisse steht eine Fahrzeugdatenbank mit mehr als 16.000 Modellen zur Verfügung. Diese Datenbank wird regelmäßig aktualisiert und pro Jahr kommen etwa 300 neue Datensätze hinzu. Im Reparaturbetrieb schafft dies Sicherheit und sorgt dafür, Schäden richtig einzuschätzen, noch bevor der Reparaturprozess startet.
Um einen Unfallschaden einfach und exakt zu vermessen, verbindet Car-O-Tronic Vision2 eine präzise 3D-Messung für Unter- und Oberbau. Über Bilder und schematische Darstellungen liefert das System alle für die Vermessung notwendigen Informationen und der gesamte Messverlauf wird automatisch dokumentiert.
Der Einsatz des Systems gewährleistet laut Unternehmen einen effizienten Reparaturprozess – aus mehreren Gründen: Angefangen von der Eingangsdiagnose über die Vermessung bis zu Richtarbeiten sowie Reparaturen an der Karosserie können alle Arbeiten auf der Quick 42 vorgenommen werden – ein zeitaufwendiges Umsetzen des Fahrzeugs entfällt.
Hinzu kommt, dass die Plattform mit ihren zentralen Anschlüssen für Hydraulik und Druckluft sowie der All-in-one-Funktion den Einsatz von Werkzeugen und Zubehör erleichtert. In Verbindung mit dem Car-O-Tronic-Messsystem sowie dem modular aufgebauten EVO-Halte- und Verankerungssystem ist die Quick 42 ein Multifunktionsarbeitsplatz für den täglichen Einsatz im Karosserie- und Lackierbetrieb.
Konzept 2: Speziell zur Kleinschadenreparatur
Durch immer bessere Assistenzsysteme in den Fahrzeugen gehen auch schwere Unfälle weiter zurück. Kleinschäden nehmen dagegen zu. Nach Informationen des deutschen Lackierkabinenherstellers Sehon sind bereits heute etwa 85 Prozent aller anstehenden Reparaturlackierungen Kleinschäden, die sich mit Spot- Repair-Systemen beheben lassen – also ohne Lackierkabine und Trockner.
Eine Multikabine lässt sich laut Sehon beim Großteil aller Schadensfälle einsetzen. Eine IR- oder UV-Trocknung verkürzt die Trocknungszeiten wesentlich und senkt die Energiekosten gegenüber dem Umluftbetrieb. Die Integration von Vorbereitung und Finish in die Multi-Lackierkabine führt zu weiteren Zeitersparnissen. Denn der Lackprofi muss die Fahrzeuge nicht wie sonst bei traditionellen Prozessen üblich zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen und der eigentlichen Lackierkabine hin und her rangieren. Das Ergebnis ist vor allem deshalb ein höherer Fahrzeugdurchsatz bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen. Zudem kann ein einzelner Mitarbeiter auf mehreren Multiarbeitsplätzen gleichzeitig arbeiten.
Schnell und Energiesparend
Je nach Ausstattungsvariante kann ein Lackier- und Karosseriebetrieb somit auf die energie- und zeitintensiven Reparaturprozesse mit Lackierkabine und Trockner bei den meisten Reparaturlackierungen verzichten. Allerdings ist bei allen Bemühungen zum Sparen auch Vorsicht geboten.
Spot-Repair unterliegt den selben Qualitätskriterien wie andere Lackarbeiten auch. Kleinschadenreparaturen sind bekanntlich nicht preiswerter, weil sie unqualifizierter erledigt werden können, sondern weil sie durch die Beschränkung auf den beschädigten Abschnitt weniger Zeit in Anspruch nehmen.
Sehon betont, dass es immer noch Fachbetriebe gibt, für die eine fachgerechte Kleinschadenreparatur eine große Herausforderung darstellt. Der Hersteller verweist dabei auf eine vier Jahre alte Stichprobenstudie des ADAC, die bestätigte, dass etwa 30 Prozent der Werkstätten Probleme bei der Entfernung eines 10 cm langen Lackkratzers hatten. Speziell für die Kleinschadenreparatur aus gelegte Multiarbeitsplätze sollen hier sicherstellen können, dass sowohl die Qualität als auch die Wirtschaftlichkeit der Arbeitsgänge gewährleistet ist.
Stehen solche Smart-Spot-Reparaturen bei einem Betrieb im Vordergrund, eignet sich laut Sehon der Multi- Speed-Master-Arbeitsplatz besonders gut. Dabei handelt es sich um ein modulares Spot-Repair-System, das sich in Größe und Ausstattung für die Instandhaltung von Autos, Nutzfahrzeugen, Bussen und Schienenfahrzeugen anpassen lässt. Fahrzeugvorbereitung und der Lackier- und Trocknungsprozess erfolgen auch hier direkt am Spot-Repair-Arbeitsplatz.
Das Unternehmen betont zudem, dass sich ihre Multifunktionskabinen in aller Regel in einem bestehenden Betrieb problemlos nachrüsten lassen. Zum Beispiel dadurch, dass sich ein reiner Vorbereitungsplatz für die neue Multikabine nutzen lässt. Der Lackierbetrieb gewinnt so weitere Lackierkapazitäten ohne zusätzlichen Platzbedarf. Neben dem Multi- Speed-Master-System stehen zudem die klassischen Multifunktionsarbeitsplätze und -kabinen (SE-MULTISTAR) zur Verfügung. Aber auch die Universal-Vorbereitungsplätze sollen sich zur Kleinschadenreparatur eignen.
Das Angebot ist also vielfältig. Betriebe müssen sich deshalb in Ruhe überlegen, welche Arbeiten gemacht werden sollen und welches Ausstattungsniveau das passende für die nächsten Jahre sein kann.