Oldtimer

Der Peugeot 402 – Dieselpionier mit Haifischflosse

Der Peugeot 402 gilt bei dem Autobauer als Vorreiter in Sachen Diesel. Doch auch ungewöhnliche Bauformen und unzählige Modellvarianten machen aus ihm einen echten Hingucker.

Peugot 402 Oldtimer
Der Peugeot 402 Andreau fällt sofort durch seine große, aerodynamische Heckflosse auf. Bilder: Stellantis

Das erste Mal wurde er 1935 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt: der Peugeot 402. Ausgestattet mit einem steiferen Chassis, das den Fahrzeugschwerpunkt tiefer setzte, war er der erste Peugeot mit einzeln aufgehängten Rädern an der Vorderachse. Vorerst nur als 2.0-Liter-Benziner kam er ein Jahr später auch als Diesel auf den Markt. Zwar gab es von den Franzosen schon zuvor Versuche mit Zweitaktern im Automobil, doch im 402er war es der erste Viertakt-Dieselmotor von Peugeot.

Mit 2.3-Liter-Maschine und 55 PS Leistung ist der „Typ HL 50“ genannte Diesel besonders bei Transportern eine beliebte Alternative zum um 40 Prozent weniger sparsamen Benziner: Nur 10 Liter auf 100 Kilometer braucht der Selbstzünder. Doch nicht nur der 225 kg schwere Motor überzeugt.

Neben dem konventionellen Drei-Gang-Schaltgetriebe stand ein elektrisch betätigtes, automatisiertes Schaltgetriebe zur Wahl. Allerdings kamen die Lieferwagen dadurch auch nicht schneller voran. 72 km/h, dann war Schluss. Im Gegensatz dazu stand die fünf Meter lange Diesellimousine, die immerhin schon 100 km/h schaffte.

Der französische Begriff Limousine beschreibt eine geschlossene Karosserieform, die vor Wind und Nässe schützt. Ursprung dafür ist eigentlich ein Kleidungsstück, welches im ländlichen Limousin von den Arbeitern getragen wurde: ein großer, weiter Schutzmantel.

Einer von vielen

Mangel an Bauvarianten bestand nicht. Auch wenn einige Modelle sehr selten sind, verschiedenen Quellen nach gab es ihn mit insgesamt 16 unterschiedlichen Karosserieformen. Darunter nicht nur die Limousine Grand Luxe, die es mit bis zu acht Sitzplätzen gab und größtenteils als Taxi zum Einsatz kam. Sondern auch als Roadster, Kombi, Kasten- und Pritschenwagen, mindestens drei Cabriolet-Arten wie der Eclipse und als auffälligen Andreau. Der sticht mit seiner riesigen Heckflosse sofort ins Auge: Sie sollte zur Verbesserung der Stromlinie beitragen.

Interessant ist auch das Cabrio Eclipse, welches schon damals über ein elektrisches Verdeck verfügte. Allerdings gibt Stellantis an, dass man heute nur noch von drei der mit Blechdach versehenen Pkw weiß. Damit ist er aber noch nicht einmal der Seltenste.

Denn vom Peugeot 402 Coach soll es weltweit nur noch ein einziges Exemplar geben. Ausgestattet mit einem Rahmen aus Eschenholz wurde das Einzelstück über neun Jahre hinweg restauriert.

Wie viele 402er es in Deutschland gab, geht aus den Quellen nicht hervor. Insgesamt wurden mehr als 75.000 Stück in den verschiedenen Varianten gebaut. Die Produktion stoppte wohl nicht ganz freiwillig. Zwar lief sie noch, als 1940 deutsche Truppen nach Frankreich einmarschierten. Allerdings wurde sie 1942 eingestellt, um stattdessen Lkw für die Wehrmacht herzustellen.

Spannend: Bereits 1940 machten sich die Menschen Gedanken zur Knappheit von Treibstoffen. Daher wurde, unter anderem eben im 402, versuchsweise ein Holzkohle-Gasgenerator verbaut: Bis zu 35 kg Kohle fanden Platz im Feuerraum des am Heck angebrachten Generators.

Durch die kontrollierte und langsame Verbrennung der Kohle entstand Kohlenmonoxid (CO), welches als Treibstoff diente. Der Generator schaffte 80 km Reichweite. Das Projekt wurde noch bis 1944 an 2.500 verschiedenen Peugeot-Modellen weitergeführt.

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