Kommentar zur Mobilitätswende

Ohne Auto geht nichts

Torsten Schmidt, Chefredakteur

Die Menschen – auch die jungen – wollen Autos und brauchen somit für ihre Mobilität Werkstätten. Damit werden die heutigen teils disruptiv wirkenden Veränderungen etwa durch KI das Kfz-Gewerbe keineswegs hinwegfegen – so wie das anderen Branchen durchaus droht“, meint Krafthand-Chefredakteur Torsten Schmidt. Dafür hat der gute Argumente.

Der Ende Januar beim ZDK-Neujahrsempfang 2025 in Berlin vorgestellte DAT-Report 2025 zeigt, dass der handwerkliche Part unserer Branche durchaus optimistisch in die Zukunft schauen kann. Denn neben zahlreichen Aspekten zum Kaufverhalten und wie Pkw-Besitzer als Werkstattkunden handeln (mehr unter dazu hier), fragten die Macher des Reports auch die Einstellung zum Auto ab. Hier geben beeindruckende 82 Prozent aller Fahrzeughalter an, dass für sie ein eigenes Auto unverzichtbar ist. Das Erstaunliche daran: Mobilitätswende, Deutschland-Ticket und steigende (Sprit- und Reparatur-)Kosten hin oder her – im Vergleich zu 2020 ist das ein Anstieg um 7 Prozent.

Der aus Funk und TV bekannte „Autopapst“ Andreas Keßler brachte es auf den Punkt: „Eigentlich müsste es zwei Mobilitätswenden geben. Eine für die urbanen Gebiete und eine für die Menschen auf dem Land. Die auf dem Land ist schon abgeschlossen. Dort bleibt alles wie es ist. Die Leute fahren einfach weiter Auto.“ Und das sicher nicht allein aus der Notwendigkeit heraus, adäquat mobil zu sein. Vielmehr haben 86 Prozent der Befragten, die älter als 30 Jahre sind, auch Spaß am Autofahren. Bei den unter 29-Jährigen sind es sogar 91 Prozent. Werkstätten können also weiterhin auf eine breite und zudem „junge“ Kundenbasis bauen – vorausgesetzt natürlich, Autofahren bleibt auch für Einkommensschwächere bezahlbar.

Positiv hinzu kommt die erstmals seit Jahren wieder leicht gestiegene Jahresfahrleistung auf 12.560 km (Tiefpunkt war 2023 mit 12.440 km) und der anhaltende Trend, Autos länger zu fahren. Laut DAT-Report 2025 ist das Durchschnittsalter von Pkw 0,3 Jahre höher als im Vorjahr (laut DAT auf 9,5, laut KBA auf 10,3 Jahre). Die Kehrseite der Medaille: Angesichts der angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage und der inzwischen für viele deutlich zu teuren Neuwagen (das sehen 69 % der Befragten so), verkaufen Autohäuser weniger Pkw – wodurch sie in Zukunft noch mehr auf das Standbein „Wartung und Reparatur“ angewiesen sein dürften.

Die spannende Frage: Gelänge es Markenwerkstätten, aus ihrer Sicht heraus endlich auch Kunden mit älteren Autos besser zu binden, würde das die momentan bei vielen Freien gute Auftragslage verschlechtern? Ich meine, das ist offen: Denn die Antwort, wer hinzugewinnt oder nicht, entscheidet sich nicht an frei oder markengebunden, sondern daran, wer zeitwertgerecht am besten kann, die Fachleute dafür und bezahlbare Stundenverrechnungssätze hat.