Der Behr-Pressetag 2010 stand ganz im Zeichen der ab 2013 für Nutzfahrzeuge geltenden Euro-6-Emissionsverordnung und der dafür notwendigen Optimierung des Thermomanagements.
Denn um die dann geltenden Grenzwerte einhalten zu können ist ein deutlich höherer Aufwand zur Schadstoffreduzierung beziehungsweise Abgasnachbehandlung notwendig. Woraus sich wiederum höhere Anforderungen an das Kühlsystem ergeben.
Wie der Stuttgarter Zulieferer schon auf seinem Pressetag 2008 voraussagte, reicht nur eine gekühlte Abgasrückführung oder nur die Selective Catalytic Reduction (SCR) zum Erreichen der Euro-6-Norm nicht aus. Vielmehr bedarf es dafür einer Kombination beider Technologien. Jedoch bringen Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung in der Regel einen Mehrverbrauch mit sich. „Während sich dieser bei Fahrzeugen nach der Euro 3 bis 5 durch technischen Fortschritt auffangen lies, ist dies bei Euro-6-Nutzfahrzeugen nicht mehr gänzlich möglich“, so Dr. Eberhard Pantow, Leiter Vorentwicklung Systeme, Module und Lüfter, sinngemäß in seinem Vortrag.
Um diesen Mehrverbrauch an anderer Stelle weitestgehend kompensieren zu können kommt der Optimierung des Kühlsystems eine wichtige Rolle zu. Des Weiteren verlangen Euro-6-Nutzfahrzeuge nach einem effizienteren Thermomanagement, weil mit höheren Temperaturen und Drücken im Kühlsystem die abzuführende Wärmemenge ansteigt. Mit Ladedrücken von bis zu 4 bar (bisher maximal 3,5 bar) und Temperaturen von bis zu 240 °C (bisher 200 °C) im Bereich der Ladeluftkühlung sind auch hier leistungsfähigere, belastbarere und zuverlässigere Komponenten gefragt. Aus diesen Gründen stand Behr vor der Herausforderung beispielsweise Ladeluftkühler bezüglich ihres Bauraums und Gewichts genauso zu optimieren wie Wasser- und AGR-Kühler.
Zudem benötigen Euro-6-Nutzfahrzeuge durch einen etwa 15 bis 20 Prozent höheren Kühlluftbedarf leistungsstärkere Kühlerlüfter. Damit deren Antrieb allerdings zu keiner Verbrauchssteigerung führt, hat das schwäbische Unternehmen eine neue elektronisch geregelte Visco-Lüfterkupplung entwickelt. Durch ihre stufenlos regelbare Drehzahl lässt sich eine bedarfsgerechte, dem jeweiligen Betriebszustand angepasste Kühlung gewährleisten. Gleiches gilt für die ab 2011 in Serie gehenden Visco-Wasserpumpe. Sie unterscheidet sich von herkömmlichen Wasserpumpen durch ihren kontinuierlich geregelten anstelle des üblichen starren Antriebs. Etwa 1 Prozent Einsparpotenzial soll diese Pumpe in sich bergen.
Mit diesen effizienteren Komponenten und den geschilderten Maßnahmen sollen Euro-6 Nutzfahrzeuge laut Behr unterm Strich bis zu drei Prozent weniger als Nutzfahrzeuge mit herkömmlichen Kühleranlagen verbrauchen.