Interview mit Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM), über die Zukunftsaussichten von Fahrzeugen mit Brennstoffzelle, deren Durchbruch nicht nur vom Aufbau einer Infrastruktur mit Wasserstofftankstellen abhängt.
Herr Prof. Dr. Bratzel, viele Hersteller entwickeln bereits seit Jahrzehnten Brennstoffzellenfahrzeuge. Doch bis heute gibt es keine einzige Großserie. Ist ein Durchbruch dieser alternativen Antriebstechnik wirklich noch zu erwarten?
Zur Reduzierung von CO2- und Schadstoffemissionen wird eine umfassende Elektrifizierung des Verkehrs erforderlich sein, die sowohl die Potenziale von Batterie- wie auch Brennstoffzellenfahrzeugen nutzen muss. Batteriefahrzeuge sind vor allem für kleine Fahrzeuge mit niedrigen Anforderungen an die Reichweite geeignet, nicht aber für schwere Fahrzeuge mit hohen Reichweiten-Anforderungen (beispielsweise Lkw und Busse außerhalb des Kurzstreckenbereichs). Für letztere Einsatzzwecke sind Brennstoffzellen gut geeignet und dementsprechend technologisch vielversprechend. In Asien werden Brennstoffzellenfahrzeuge mit viel größerem Nachdruck kommerzialisiert als hierzulande.
Welche Gründe sprechen dafür? Welche dagegen?
Brennstoffzellen-Fahrzeuge leiden noch unter zu hohen Kosten, insbesondere des Brennstoffzellen-Stacks. Außerdem fehlt es an einer ausreichenden Infrastruktur. Darüber hinaus ist der Gesamtwirkungsgrad sehr niedrig, unter anderem aufgrund der Wandlungsverluste bei der Herstellung von Wasserstoff. Allerdings könnte sich Wasserstoff als Speichermedium für Überschussstrom aus regenerativen Quellen eignen. Bei Lkw oder Stadtbussen können Brennstoffzellenantriebe im Vergleich zu reinen E-Fahrzeugen die bessere Lösung sein, da sie größere Strecken bewältigen und damit flexibler eingesetzt werden können.
Welche Herausforderungen kommen auf Werkstätten zu, vor allem in Hinblick auf die Sicherheit?
Sowohl bei Batterie- wie auch bei Brennstoffzellenfahrzeugen sind andere Sicherheitsanforderungen als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu beachten. Während Benzin leicht entzündlich ist, liegen bei Batteriefahrzeugen hohe Spannungen an und birgt Wasserstoff für Brennstoffzellen Explosionsgefahren. Bei richtigem Umgang sind all diese Risiken aber beherrschbar und zu allen Antriebsvarianten liegen ja bereits umfangreiche Erfahrungen zum sicheren Umgang vor.
Vielen Dank, Herr Prof. Dr. Bratzel.
Die Fragen stellte Kerstin Thiele.