Im vergangenen Jahr konnte der Peugeot 508 einige Preise abräumen, darunter auch einen renommierten Design-Award. Aber auch technisch hatte unser Testkandidat, ein 1,6-l-e-HDi kombiniert mit einem automatisierten Schaltgetriebe, einiges zu bieten. KRAFTHAND fuhr den Familienkombi.
Wirtschaftliche Kombis sind vor allem bei Außendienstmitarbeitern und mehrköpfigen Familien gefragt. Neben dem Kostenaspekt stehen bei der Kaufentscheidung in dieser Kategorie aber auch verstärkt Komfort- und Leistungsaspekte im Vordergrund.
Der 508 SW ist nur geringfügig länger als die Stufenheck-Variante. Sein Kofferraum fasst regulär 560 l, lässt sich jedoch durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf knapp 1.600 l vergrößern. Damit liegt der SW 45 bzw. 217 l über der Limousine. Und die Staumöglichkeiten sind gut durchdacht, denn der feste Boden kann teilweise hochgeklappt werden. Mit solchen Staufächern kann das Gepäckabteil immer aufgeräumt sein.
Modernes Motorenkonzept
Unser Testwagen war mit dem kleinsten erhältlichen Diesel, dem 1,6-l-e-HDi-FAP-Motor aus Leichtmetall ausgestattet, der bei 3.600/min. 82 kW entwickelt. Sein maximales Drehmoment von 270 Nm erreicht er bei 1.750/min. Im Leichtmetall-Zylinderkopf steuern zwei zahnriemengetriebene Nockenwellen die Ventile. Die Common-Rail-Direkteinspritzung arbeitet mit einem Druck von bis zu 1.650 bar. Der maximale Ladedruck des Turbos erreicht 1,5 bar.
In Kombination mit einem automatisierten Sechsganggetriebe verhilft der quer eingebaute Motor dem Kombi zu recht passablen Fahrleistungen: Immerhin knapp 200 km/h erreicht der leer rund 1,6 t schwere Kombi und für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h vergehen 12,3 s. Das sind zwar keine Sportwagenwerte, sie werden aber dem Anspruch an ein langstreckentaugliches Fahrzeug absolut gerecht.
Gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig ist jedoch das Schaltverhalten des automatisierten Schaltgetriebes: Die Zugkraftunterbrechungspausen zwischen den einzelnen Gängen waren für unseren Geschmack recht lang. Die daraus resultierenden Lastwechsel waren ebenfalls sehr deutlich spürbar und ließen uns bei den ersten Metern Fahrt beinahe an einen Defekt glauben.
Sparsam und komfortabel
Bezieht man die Verbrauchswerte mit ein, die der so motorisierte 508 SW erreicht, relativiert sich jedoch dieses Manko schnell: Denn der Wagen lässt sich innerorts mit knapp 5 l Diesel 100 km weit fahren; außerorts sinkt der Verbrauch laut Hersteller auf unter 4 l. Im Mix stehen dann 4,3 l Verbrauch an. In unserem bezüglich der Fahrzyklen sicher wenig repräsentativen Praxistest ließ sich der Franzose auch bei forscheren Autobahnfahrten nicht zu ausuferndem Spritverbrauch verleiten. Dank des 72 l fassenden Kraftstofftanks kann der 508 enorme Strecken ohne Tankstopp überwinden.
Das Start-Stopp-System kann also vor allem im Stadtverkehr dazu beitragen, dass die Sparziele erreicht werden. Im Vergleich zu seinem identisch motorisierten (jedoch mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe ausgerüsteten) HDI-Schwestermodell verbraucht der e-HDI nach EG-Richtlinie innerorts 0,8 l weniger. Außerorts beträgt der Unterschied nur noch 0,1 l. Wie bei den meisten Automatikfahrzeugen mit Start-Stopp war auch beim Peugeot das Start-Stopp-Verhalten während eines Einparkvorgangs etwas lästig.
Das Fahren im 508 SW gestaltete sich insgesamt aber sehr angenehm, sowohl der laufruhige Motor wie auch die gute Geräuschisolierung passen gut ins Gesamtkonzept. Das niedrige Geräuschniveau ist sicher auch auf den mit 0,28 guten Luftwiderstandsbeiwert zurückzuführen. Der Fahrwerksaufbau bietet wenig Überraschungen: Die McPherson-Vorderachse ist mit Schraubenfedern und innen liegenden hydraulischen Stoßdämpfern bestückt, die Mehrlenker-Hinterachse mit geneigten Feder-Dämpfer-Einheiten. Die Fahrwerksabstimmung ist für französische Verhältnisse eher sportlich, für den deutschen Autokäufer jedoch sehr harmonisch und ohne übertriebene Härte.
Die Serviceintervalle für den 508 SW Diesel sind mit 20.000 km, mindestens jedoch alle zwei Jahre, relativ kurz, was aber die Werkstätten freuen dürfte. Abgesehen vom automatisierten Schaltgetriebe hinterließ der Wagen in vieler Hinsicht einen guten Eindruck. In Verbindung mit einer vollwertigen Automatik hätte der schicke Kombi aus Frankreich wohl das Zeug dazu, der deutschen Konkurrenz das Fürchten zu lehren, auch was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht.