Die von der EU verabschiedete Euro-7-Vorgaben und das damit verbundene faktische Aus des wirft kritische Fragen auf. Für Chefredakteur Torsten Schmidt ist aber auch klar: Das Überleben der Kfz-Branche hängt nicht vom Verbrenner, sondern einer anderen Tatsache ab.
Ende Oktober besiegelte die EU im sogenannten Trilog (EU-Kommission, EU-Parlament, EU-Ministerrat) zu den Flottengrenzwerten nun offiziell das Aus des Verbrenners in Pkw für 2035. Dann nämlich dürfen Neuwagen nicht einmal mehr ein Gramm CO2 ausstoßen. Während bei der E-Mobillobby die Korken geknallt haben dürften, kommt von der Automobilwirtschaft Kritik. Weniger aus Ablehnung gegenüber E-Autos, als vielmehr wegen der Entscheidung, dass auch Fuels im Pkw-Sektor nach 2035 keine Zukunft haben sollen.
Synthetische Kraftstoffe dürfen nämlich nicht positiv auf die neuen CO2-Flottengrenzwerte angerechnet werden. „Brüssel hat eine große Chance vertan, die Zukunft der individuellen Mobilität technologieoffen zu gestalten“, kritisiert ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller schlägt in dieselbe Kerbe: „Für Diversifizierung und Resilienz […] muss ein technologieoffener Ansatz gewährleistet sein“, sagt sie und hält es für fahrlässig, „Ziele für […] nach 2030 festzulegen, ohne entsprechende Anpassungen vornehmen zu können“.
Denn was ist, wenn bis dahin kein europaweites Ladenetz steht? Was ist, wenn es an ausreichend grünem Strom fehlt? Was ist, wenn die Batterien doch keine allzu hohe Halbwertszeit haben und die Nachhaltigkeit von E-Autos ad absurdum führen? Genug Argumente also, um an der Trilog-Entscheidung zu zweifeln. Aber sind sie wirklich stichhaltig, um Schreckgespenster an die Wand zu malen, so wie es nun teils geschieht?
„Für die Kfz-Branche ist es viel wichtiger, dass die individuelle Mobilität erhalten bleibt, als die Frage, welcher Motor die Autos antreibt. Und wenn E-Maschinen die Daseinsberechtigung massenweiser Pkw sichern, weil sie langfristig doch die sauberere Lösung sind, dann ist das eben so.“ Torsten Schmidt
Immerhin haben viele Autobauer und Zulieferer schon länger umgeschaltet und den Verbrenner gedanklich bereits ins Museum geschoben. Zudem setzt die Trilog-Entscheidung die Politik mindestens ebenso unter Druck. Die muss nun endlich in die Pötte kommen und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen – natürlich EU-weit. Aber vielleicht braucht es genau diesen Druck und diese ambitionierten Ziele. Oft gelingen 180-Grad-Wenden nur dann.
Für die Kfz-Branche jedenfalls ist es viel wichtiger, dass die individuelle Mobilität erhalten bleibt als der Verbrenner. Und sollten nach 2026 – dann ist eine Überprüfung avisiert, ob neue Entwicklungen den festgeschriebenen Weg des Trilogs weiterhin rechtfertigen – synthetische Kraftstoffe doch noch mal ins Spiel kommen und wenn man womöglich sogar merkt, dass es doch nicht ganz ohne Hubkolbenmotoren geht, umso besser.
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