Mit 149 mm Bodenfreiheit kommt der Mini Countryman SD gerade mal um 10 mm höher daher als der Mini Cooper. Äußerlich unterscheidet er sich ansonsten deutlich, das Interieur zeigt sich jedoch nach wie vor verspielt und gewöhnungsbedürftig. Das Mini-typische Gokart-Gefühl bleibt aber auch beim Countryman gewahrt – die neue 2,0-l-Maschine unterstreicht die sportlichen Ambitionen.
Die von Magna Steyr im österreichischen Graz gefertigte Crossover-Version des Mini Cooper wartet mit einer Vielzahl optischer Spielereien auf. Ergänzend zum markentypischen Interieur sind einige neuartige Design- und Funktionselemente hinzu gekommen. So präsentieren sich Drehzahlmesser, Tacho und die Luftausströmer mit silber eingefassten Zierringen. Anstatt der herkömmlichen Mitteltunnelkonsole ist in Längsrichtung eine bis in den Fond verlaufende Aluminiumschiene verbaut. Diese sogenannte Center-Rail integriert diverse flexibel positionierbare Clip-in-Elemente wie Cupholder, Brillenetui oder einen Halter für das Mobiltelefon. Ob jedoch die Verstellmöglichkeit der passiven Innenraumbeleuchtung (Ambient-Light) – wahlweise in Lila, Grün oder Blau – wirklich notwendig ist, sei dahingestellt. Der zentral positionierte und schlecht ablesbare Tachometer beherbergt (optional) ein wiederum gut ablesbares Zentraldisplay, welches sämtliche Kom fortfunktionen inklusive Navi abbildet.
Ordentlich Schub
Der turbo-aufgeladene hauseigene Common-Rail-Motor (er wird beispiels – weise auch im 118d eingesetzt) des Countryman SD realisiert Herstellerangaben zufolge ein maximales Drehmoment von 305 Nm. Die Durchzugskraft des stärksten von drei Dieselmotoren im Mini-Portfolio ist auch im Fahrbetrieb durchaus bemerkenswert. Ob der 1.395 kg schwere Countryman den Spurt von 0 auf 100 km/h wirklich, wie BMW angibt, in 8,1 s schafft, konnten wir bei unserer Probefahrt freilich nicht exakt feststellen. Beim Kraftstoffverbrauch möchte sich der Countryman dank Bremsenergie-Rückgewinnung, Stopp-Start- Funk tion und Schaltpunktanzeige bewusst sparsam zeigen. An die angegebenen 4,3 l je 100 km im EU-Testzyklus (bei einem CO2-Ausstoß von 114 g/km) kamen wir jedoch nicht annähernd heran. So leerte sich der 47-l-Tank im Landstraßen-/Autobahnmix bereits nach rund 650 km, was einen tatsächlichen Verbrauch von zirka 7,2 l ergibt.
Das bei unserem Testfahrzeug verbaute Sechsgang-Schaltgetriebe gehört mit einem Gewicht von 44,8 kg im fahrbereiten Zustand zu den leichtesten seiner Art. Es ließ sich auch bei schnellen Gangwechseln sehr exakt schalten. Folgt man jedoch der durchaus gut gemeinten Schaltempfehlung im Zentraldisplay, welches sich im Übrigen mit der Lenkradverstellung mit bewegt und so im Zweifel immer gut oder eben immer schlecht zu sehen ist, sollte man die Hand besser nicht vom Schaltknauf nehmen. Rechts unter der digitalen Kraftstoffanzeige befindet sich der Schalter für den ‚S-Modus‘. Nach dessen Betätigung hat der Mini – dank Veränderung des Motorkennfelds – deutlich mehr Schub. Zusätzlich verhilft eine straffere Lenkradeinstellung zu mehr Sportlichkeit.
Bullig und straff
Das Fahrwerk des Countryman SD ist sportlich und straff ausgelegt. Die montierten Runflats lassen ihn gefühlt noch ein wenig härter daherkommen. Der große Kühlergrill, eine Hutze auf der ohnehin wuchtigen Motorhaube, zwei Auspuffendrohre und ein Dachspoiler möchten, angelehnt an den Mini Cooper S, die Sportlichkeit des Boliden zusätzlich unterstreichen. Die leicht erhöhte Sitzposition im Vergleich zum Cooper gewährleistet einen bequemen Einstieg, optimiert den Überblick auf das Verkehrsgeschehen und unterstreicht mit Blick über die Motorhaube den kraftvollen Charakter des neuen Modells. Serienmäßig ist der Countryman mit vier Sitzplätzen ausgestattet, eine dreisitzige Rückbank ist optional erhältlich. Die Fondsitze können einzeln oder im Verhältnis 60 : 40 (dreisitzige Rückbank) in Längsrichtung verschoben, ihre Lehnen in der Neigung verstellt oder einzeln beziehungsweise im Verhältnis 40 : 20 : 40 (dreisitzige Rückbank) umgeklappt werden. Das Gepäckraumvolumen wächst so von spärlichen 350 l auf bis zu 1.170 l an. Die Lederausstattung in unserem Testfahrzeug wertete den Countryman zusätzlich auf. Die Sitze boten perfekten Seitenhalt, auch die Verarbeitung überzeugte. Leider bestätigte sich dieser Eindruck nicht durchgängig. So muten die Clip-Ins des Center-Rail wenig hochwertig an und mancher Zierring gelangte nach dem Spritzgießen direkt in die Gitterbox und dann ins Fahrzeug.
Multimedia-Spaßauto
Mini bietet optional im Rahmen von ‚Mini-Connected’ eine USB-Schnittstelle zur Einbindung des iPhone in das Audio- und Infotainmentsystem des Fahrzeugs. Aktiviert und gesteuert werden die über das Smartphone in den Mini integrierten Funktionen mit Hilfe des fahrzeugeigenen Bediensystems. Voraussetzung für die Nutzung sämtlicher von Mini-Connected bereitgestellten Funktionen ist das ebenfalls neu entwickelte Radio ‚Mini-Visual-Boost’. Um einen MP3-Player anschließen zu können, steht eine Klinkenbuchse zur Verfügung. Der Mini Countryman ist kein ,vernünftiges’ Fahrzeug. Für Singles mit dem nötigen Kleingeld ist er eine attraktive Option. Aufgrund der sportlichen Auslegung des Gesamtpakets sollte der Wagen jedoch nicht nur als städtischer Einkaufswagen missbraucht werden. Er kann viel mehr und fühlt sich – speziell wenn sportlich bewegt – auf kurvenreichen Landstraßen am wohlsten. So steht der Countryman – entgegen medienwirksamen Aussagen – auch ‚unvernünftigen’ Männern richtig gut zu Gesicht. Für Familien oder zur Erledigung von gemeinhin ‚ländlichen Arbeitsaufgaben’ ist der Mini-SUV aufgrund des mangelnden Platzangebots und der fehlenden Offroad-Eigenschaften nicht geeignet.