Mercedes Blitzen Benz im Museum
Oldtimer

Mercedes „Blitzen-Benz“ – der schnellste seiner Zeit

Einer der letzten Benz-200-PS ist im Mercedes-Benz-Museum zu bewundern. Bilder: Mercedes

Während Geschwindigkeiten über 200 km/h heute kaum noch einen (deutschen) Autofahrer beeindrucken, stellte der „Blitzen-Benz“ zu seiner Zeit Rekorde auf.

Mit tosenden Motoren kommen die schnellsten Autos der Welt mittlerweile auf Geschwindigkeiten jenseits der 400 km/h. Dagegen wirken 200 km/h geradezu läppisch – heutzutage. Doch im Jahr 1909 gewann ein Benz mit dieser Geschwindigkeit einige Weltrekorde und war sogar schneller als die 210 km/h flotte Eisenbahn

Die Rede ist vom Benz-200-PS, der auch Blitzen-Benz genannt wird und vor allem im Ausland sein Talent bewies. Laut Mercedes gilt er als erster Pkw mit Verbrennermotor und Straßenzulassung, der über 200 km/h läuft.

Die Entstehung des Blitzen-Benz

Obwohl die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) heute nicht mehr von Benz wegzudenken ist, standen sich DMG und Benz damals eher als Konkurrenten gegenüber. Der Zusammenschluss der beiden zum bekannten Markennamen Mercedes-Benz erfolgte erst im Jahr 1926.

Vor dieser Zeit beschloss Benz, dem Rivalen gegenüber ein Statement zu setzen: Das schnellste Auto der Welt sollte aus seinem Haus kommen. Dazu entnahmen die Entwickler den Motor eines Benz-Grand-Prix-150-PS mit gleichlautender Leistung als Grundstein und feilten daran.

Motor- & Fahrwerktechnik im Blitzen-Benz

Die 200 mm Hubmaß blieben, die Bohrung wurde auf 185 mm und damit um 30 mm vergrößert. Zusätzlich änderte sich die Kurbelwelle, denn statt den bisher drei Lagern wurden nun zwei weitere benötigt. Nach einigen weiteren Optimierungen kommt der Vierzylindermotor auf 21,5 Liter Hubraum und stolze 407 kg Gewicht, dafür aber auch auf 200 PS.

Die Kraftübertragung auf die Hinterachse erfolgt über starke Räder und Ketten, gegen die die außenliegenden Brems- und Schalthebel fast schon zierlich daherkommen. Auch die Anlasskurbel scheint aus heutiger Sicht nicht zu einem 200 PS starken Pkw zu passen. Zudem kommt der Benz nicht gerade still daher: Vier große Auspuffrohre zieren die Motorhaube – natürlich ohne Schalldämpfer.

Blitzen-Benz – Erste Fahrten und Rekorde

Eine der ersten Fahrten mit dem holzspeichenrädrigen Gefährt (später wurde das Holz durch Drahtspeichen ersetzt) unternahm der Benz-Werksfahrer Victor Héremy auf einer Rennstrecke in Brooklands: 205,666 km/h auf der halben Meile mit fliegendem Start – Weltrekord. Begeisterung machte sich breit, denn damit wurde laut dem Hersteller das erste Mal in Europa die 200-km/h-Marke durchbrochen.

Doch schnell zeigte sich, dass der Pkw auf den kurvigen europäischen Rennstrecken Probleme hat. Er braucht lange Geraden, wie man sie in den USA findet. Ernest Moross, ein amerikanischer Motorsport-Promoter, gab kurzerhand seinen Benz Grand-Prix-150-PS in Zahlung und erwarb stattdessen den ersten Benz-200-PS. Er war es, der ihm den geschichtsträchtigen Namen Lightning-Benz (Blitzen-Benz) einbrachte.

Nach einigen Rennerfolgen, etwa in Mexiko unter Fahrern wie Barney Oldfield, brauchte der Pkw dringend eine Wartung und Überholung. Danach erzielte der Zweisitzer (einer war für den Bordmechaniker) nochmals einen seiner vielen Weltrekorde: 228,1 km/h auf der fliegenden Meile in Daytona Beach, Florida. Doch obwohl der Blitz damit in die Geschichte eingeht, erwartet ihn ein würdeloses Ende.

Nachdem er 1922 mit dem britischen Grafen Louis Zborowski noch einige Rennen mäßig erfolgreich absolvierte, wurde der Ur-Blitzen-Benz ein Jahr später ausgeschlachtet.

Dem dritten von nur sechs jemals produzierten Benz-200-PS erging es ähnlich. Zwar überstand er den Ersten Weltkrieg und bekam sogar noch ein Upgrade mit Aluminiumkolben sowie einem nach hinten verlaufenden Auspuffrohr. Doch das schützte ihn nicht vor einem schweren Unfall 1922 – das Wrack wurde später in dessen Geburtsstätte Mannheim ausgeschlachtet.

Heute finden sich die übrigen Modelle in Museen und Sammlungen. Darunter sogar eines mit vier Sitzen, welches seine Karosserie vom belgischen Karosserieschneider D. & E. Snutsel erhielt und sich heute in den USA befindet.