Ursprünglich wollte sich KRAFTHAND mit zwei Experten von Stahlgruber darüber unterhalten, was der Teilegroßhändler in Sachen Glasgeschäft zu bieten hat und plant. Herausgekommen ist letztlich ein Gespräch, bei dem es auch darum ging, warum nach wie vor viele Werkstätten dieses Umsatzpotenzial liegen lassen. Ein großer Fehler – und das nicht nur wegen der lukrativen Margen.
Der Austausch einer Windschutzscheibe gilt als eine der lukrativsten Reparaturen für Kfz-Werkstätten. Wobei Klaus Diethelm, Produktmanager bei Stahlgruber, diesen Satz gar nicht so stehen lassen möchte. Für ihn ist es nicht „eine der“, sondern die ertragreichste Arbeit, die es gibt im Kfz-Service. Damit lässt sich gutes Geld verdienen. Mehr und einfacher als mit Bremsen oder Ölwechsel und erst recht mit Reifen.
Dennoch lassen immer noch zu viele Werkstätten die Hände von der Glasreparatur und dem Tausch von Scheiben. Dabei bietet der freie Markt alles, was man dafür braucht. Großhändler wie Stahlgruber haben alles Notwendige im Sortiment. Angefangen bei den Werkzeugen über Clips und Leisten bis zu Scheiben in OE-Qualität. An dieser Stelle hakt Produktmanager Mustafa Erdem ein und weist darauf hin, dass diese OE-Qualität nicht zuletzt wegen der Passgenauigkeit und der richtigen Tönung entscheidend ist. „Wir setzen deshalb nur auf Scheiben der Erstausrüster Saint-Gobain und Pilkington“, sagt er dazu.
Vielen ist nach wie vor nicht bewusst, welche Renditen das Glasgeschäft bietet.
Aber wenn es im freien Teilehandel und bei Stahlgruber alles gibt, warum machen dennoch viele Werkstätten einen Bogen ums Autoglas? Diethelm erklärt, dass „viele glauben, es ist viel zu kompliziert, Scheiben zu reparieren oder zu erneuern”. Dabei hat der Teilezulieferer Werkzeuge im Portfolio, die Reparaturen und Umtausch sehr einfach machen. Dazu zählt etwa ein Gerät, das Steinschlagschäden nahezu automatisch ohne große Vorkenntnisse des Anwenders repariert. Oder auch Equipment, mit dem ein Monteur ohne zweiten Mann eine Windschutzscheibe ausglasen und einsetzen kann. „Außerdem ist vielen nach wie vor nicht bewusst, welche Renditen das Glasgeschäft bietet“.
Danach befragt, ob es nur technische Argumente sind oder auch die teils nervigen Abrechnungen mit Versicherungen als Hemmschuh angesehen werden, ist seine Meinung klar: „Es ist die Technik. Einige scheuen aber auch das Anschaffen eines Kalibriersystems für Assistenzsysteme, das es inzwischen für den Windschutzscheibentausch braucht.“
Richtig ist, dass Kalibriersysteme zwar durchaus ein stattliches Invest sind. Denn man darf nicht vergessen, dass der Wartungsbedarf bei modernen Autos weiter sinkt, erst recht für E-Autos. Vor Steinschlägen in der Verglasung sind aber auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben nicht gefeit. Soll heißen, das Glasgeschäft wird bleiben und eher noch lukrativer werden, da Scheiben immer teurer werden. Vor diesem Hintergrund wäre es unklug, diese Umsätze Carglass und Co. zu überlassen, wo Kfz-Betriebe so nah am Kunden und damit an Glasschäden dran sind.