Umfrage zum Krankenstand

Machen Mitarbeiter oft nur blau?

Ist der Arbeitnehmer wirklich krank oder nur unpässlich? Bild: nmann77 – stock.adobe.com

Wie es mit dem Krankenstand in der Kfz-Branche aussieht und ob Arbeitnehmer häufig nur aufgrund von Unpässlichkeit fehlen, hat sich der Landesverband Schleswig-Holstein genauer angesehen und 260 Innungsbetriebe dazu befragt.

Aus Wirtschaftskreisen, allen voran von Allianz-Chef Oliver Bäte und Mercedes-Boss Ola Källenius ist zu hören, dass die aktuell vielen Krankschreibungen in Deutschland ein großes Problem für Unternehmen sind. Im Gegensatz dazu teilte allerdings kürzlich die Krankenkasse DAK mit, dass der Krankenstand 2024 gesunken sei. Wie es speziell in der Kfz-Branche aussieht, wollte der Landesverband des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein wissen und hat sich bei 260 seiner Kfz-Innungsbetriebe umgehört. Hier zeigt sich ein gemischtes Bild: Auf die Frage nach dem aktuellen Krankenstand im Unternehmen halten sich die Einschätzungen „überdurchschnittlich“ und „normal“ mit je 38 Prozent die Waage. 13 Prozent beurteilten die Lage sogar als besorgniserregend, aber fast ebenso viele (12 %) bewerteten den derzeitigen Krankenstand als unterdurchschnittlich.

Einig waren sich die Befragten, welche Maßnahmen effektiv helfen könnten, die Fehlzeiten zu reduzieren: Die Abschaffung der telefonischen Krankmeldung wurde mit 67 Prozent als am wirkungsvollsten betrachtet. Der Grund sei laut des Landesverbands, dass dadurch besonders die leichten Erkrankungen beziehungsweise Unpässlichkeiten nicht mehr als Abwesenheitsgrund genutzt würden. Als weitere effektive Maßnahme folgt mit 61 Prozent der Karenztag, womit der erste Tag einer Krankschreibung unbezahlt sein soll.

Aufgrund solcher Maßnahmen erwarten 73 Prozent der Betriebsinhaber, dass die Mitarbeiter sich bei Unpässlichkeiten seltener krankmelden. 32 Prozent vermuten, dass Arbeitnehmer trotz Erkrankung – und damit Infektionsrisiko und Verschleppungsgefahr – am Arbeitsplatz erscheinen werden. Von einer Trotzreaktion mit bewusstem Fernbleiben gehen 29 Prozent der Befragten aus.

Misstrauen deutlich sichtbar

Insgesamt gebe es keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele krankgemeldeten Mitarbeiter in Wirklichkeit blaumachen. Sichtbar wird anhand der Umfrage allerdings ein Misstrauen in die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter, denn 30 Prozent der Inhaber vermuten bei den Krankschreibungen keine schwere Erkrankung, sondern nur Unpässlichkeiten. Doch hier sollten Unternehmer Vorsicht walten lassen: „Misstrauen ist ein Zeichen negativer Wertschätzung und als solches ein Gesundheitsrisiko“, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm zur deutschlandweiten Situation. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage in vielen Unternehmen empfiehlt die DAK daher Prävention und ein betriebliches, systemisch angelegtes Gesundheitsmanagement.

Letztlich stieg im Jahr 2022 der Krankenstand in Deutschland tatsächlich um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erklomm dabei ein Rekordhoch von 5,5 Prozent. Dies lag aber vor allem an der Übermittlungsform, so die DAK. Denn seit Anfang 2022 übernehmen die Arztpraxen die Übersendung der Krankmeldung an die Kassen – und zwar lückenlos. Damit tauchen nun auch Fälle in der Statistik auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden, weil die Krankschreibungen von den Versicherten nicht übermittelt wurden. 2024 sank der deutschlandweite Krankenstand im Vergleich zu den beiden Vorjahren um 0,1 Prozent.

 

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