Kommentar zur Gewährleistungsabwicklung der Teileindustrie

Kunde Werkstatt ist nicht König

Torsten Schmidt, Chefredakteur

Den Umgang mit Gewährleistungsanträgen zu (vermeintlich) defekten Ersatzteilen seitens der Teilehersteller empfinden Werkstätten oft wenig partnerschaftlich und teils ist er sogar rechtlich fragwürdig. Gilt hier womöglich das Recht des Stärkeren und nicht wie vorgesehen die Stärke des Rechts?, fragt sich Chefredakteur Torsten Schmidt in seinem Kommentar.

Wie eine Umfrage von Krafthand unter Werkstätten zeigt, haben zwei Drittel der 65 Teilnehmer regelmäßig Scherereien bei der Gewährleistungsabwicklung von (vermeintlich) defekten Ersatzteilen. Zwar hat dieses Ergebnis keinen repräsentativen Charakter, dass bei diesem Thema aber seit Jahren Druck auf dem Kessel ist, kann niemand ernsthaft bestreiten. Werkstätten fühlen sich zu häufig ungerecht behandelt.

Nicht zuletzt deshalb, weil sie als Begründung für abgelehnte Anträge immer wieder zu hören bekommen, sie hätten einen Einbau- oder anderen Fehler gemacht. Daraus ein Muster der Teileindustrie abzuleiten, sich mit solchen Aussagen davor drücken zu wollen, Gewährleistungsansprüchen nachzukommen, wäre jedoch unseriös. Denn natürlich wird in Werkstätten nicht immer nach Lehrbuch gearbeitet, sodass letztlich jeder Fall für sich zu betrachten ist. Anders sieht es hingegen bei den Bearbeitungszeiten aus. Oft warten Werkstätten viele Wochen, teils Monate auf einen negativen oder positiven Bescheid. Ein Unding. Würden diese Zulieferer und Händler denn auch hinnehmen, wenn Werkstätten deren Zahlungsziele dermaßen ignorieren? Sicher nicht.

Zudem stellt sich die Frage, warum Ersatzteillieferanten bei stattgegebenen Gewährleistungsansprüchen oft nur vergleichsweise wenig erstatten – weit entfernt von den Stundenverrechnungssätzen der betroffenen Werkstätten. Nicht nur, weil diese Praxis aufgrund konkreter Gerichtsentscheide angezweifelt werden muss (siehe dazu Beitrag „Erstattung von Einbaukosten bei berechtigten Reklamationen„), ist das ungerecht. Denn natürlich entgeht den Werkstätten in Fällen zu gering vergüteter Nacharbeit Umsatz und Gewinn, die sie mit Arbeiten zu regulären Verrechnungssätzen gemacht hätten.

Und noch eins: Viele der Umfrageteilnehmer teilten uns mit, dass die Teilequalität immer mehr nachlassen würde – auch bei namhaften Herstellern, die zugleich Erstausrüster sind und mit OE-Qualität werben. Das mag faktisch nicht belegbar sein, doch den Eindruck der Praktiker in den Werkstätten, der eben kein Einzelfall ist, sollten die entsprechenden Unternehmen schon ernstnehmen. Denn Kfz-Profis sind auch nur Menschen. Und Menschen können sehr wohl aus einem Gefühl heraus die eine oder andere Marke ablehnen.

Ein Kommentar

  • Klaus Förderer

    Mein Teilelieferant war sehr korrekt und so gab es auch keine Probleme, wenn es tatsächlich eine Reklamation gab! Ganz am Anfang meiner Selbständigkeit gab es einen anderen, wo ich aber schon in sehr kurzer Zeit bemerkte! Da stimmt was nicht! Dachte nein, zu dem habe ich kein Vertrauen! Ich war vor meiner Selbständigkeit in einem VW Betrieb Werkstattleiter, der auch von dem Lieferanten Teile bezog und durch Nachfrage immer mal wieder Probleme auftauchten…. So habe ich rechtzeitig alles richtig gemacht! Klaus Förderer Kfz Techniker, Meister (jetzt im Ruhestand und sehr vom Krafthand Team begeistert! was sie für uns machen und Hilfestellung geben)

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