KRAFTHAND-Praxiswissen: So funktioniert das ESP mit elektronischer Quersperre

ESP mit elektronischer Quersperre: Wenn das Steuergerät erkennt, dass das kurveninnere Vorderrad zu stark entlastet wird, veranlasst es dort einen gezielten kleinen Bremseingriff.

Einige Audi-Modelle mit Frontantrieb haben serienmäßig das Stabilisierungssystem ESP mit elektronischer Quersperre verbaut. Wenn das Steuergerät erkennt, dass das kurveninnere Vorderrad zu stark entlastet wird, veranlasst es dort einen gezielten kleinen Bremseingriff.

Dies ist vergleichbar mit einem sanften Anlegen der Beläge an die Scheiben mit minimalem Druck. Der Vorgang erfolgt gleitend und kontinuierlich. Der Eingriff findet statt, bevor erhöhter Schlupf auftritt, denn dies würde wesentlich mehr Energie kosten.

Durch den Bremsimpuls fließt das überschüssige Drehmoment auf das kurvenäußere Rad, das mehr Kraft auf die Straße bringen kann. Zugleich dreht sich das Autos ganz leicht in die Kurve ein. Es bleibt am Limit länger neutral. Somit wird das Untersteuern beim Einlenken und Beschleunigen praktisch neutralisiert. Auch die Traktion verbessert sich. Die Eingriffe des Stabilisierungssystems ESP erfolgen später und weicher, falls sie dann überhaupt noch nötig sind.

ESP ist seit Jahren bei allen Audi-Modellen weltweit in Serie. Es integriert mehrere Subsysteme: das Antiblockiersystem ABS mit der elektronischen Bremskraftverteilung EBV und dem hydraulischen Bremsassistenten, die AntriebsschlupfregelungASR und die elektronische Differenzialsperre EDS.

Trockenbremsen

Die ESP-Systeme von Audi bringen, je nach Baureihe unterschiedlich, weitere Zusatzfunktionen mit. Eine von ihnen ist das Trockenbremsen der Bremsscheiben bei Nässe – das System veranlasst, dass die Beläge immer wieder kurz angelegt werden. Zum Leistungsspektrum vieler ESP-Versionen gehört auch die Stabilisierung eines schlingernden Anhängers – die Räder des Zugfahrzeuges werden gegenphasig zu den Schwingungen gebremst.

Beim Audi Q5 und beim Q7 ist das ESP um einen speziellen Offroad-Modus erweitert. Hier toleriert es beim Bremsen wie beim Gasgeben einen gewissen Schlupf, der auf losem Untergrund häufig von Vorteil ist. Anhand des Radschwing-Verhaltens analysiert das System die Beschaffenheit des Bodens und wählt für Sand, Schotter oder Geröll die geeignete Regelstrategie. Bei langsamen, steilen Bergabfahrten tritt eine weitere Assistenzfunktion in Kraft, die das Tempo konstant hält.

In den jüngsten großen Audi-Modellen leitet das ESP seine Daten an weitere Systeme, etwa das Sicherheitssystem Audi ‚pre sense basic‘, weiter. Bei  Notbremsungen warnt es den nachfolgenden Verkehr durch ein schnell flackerndes Bremslicht. Im Audi A6 und A7 Sportback unterstützt das System den Fahrer im Zusammenspiel mit der elektromechanischen Lenkung beim Gegenlenken und beim Bremsen auf einseitig glatter Fahrbahn. Auch in der A3-, Q3- und TT-Familie arbeitet das ESP eng mit der Lenkung zusammen.