Burkhard Weller, Geschäftsführender Gesellschafter der Weller-Gruppe, hat freie Werkstätten und Serviceketten in einem Gast-Kommentar der Zeitung „Automobilwoche“ mit dem Wort „Parasiten“ verglichen. Zitat: „Was aber fehlt, ist eine eindeutige Ausrichtung (des ZDK) auf den Fabrikatshandel. Sie wird aber täglich wichtiger, weil die Parasiten rund ums Auto, wie freie Werkstätten und Serviceketten, unbemerkt aufrüsten …“
Einerseits erinnert die Wortwahl Wellers („Parasiten“) mitten im November an die düstersten Zeiten der deutschen Geschichte. Andererseits liegt Weller, dessen Unternehmensgruppe im Jahr 2012 über eine Milliarde Euro umsetzte, auch inhaltlich daneben. Denn wer Wellers Kritik zu Ende denkt und sich einen Werkstattmarkt ohne Freie vorstellt, dem kann nur angst und bange werden. Denn Markenhändler wären künftig umso mehr den Restriktionen und Launen der Hersteller ausgesetzt, wenn es den "Freien Markt" als Alternative nicht gäbe. Als Regulativ stärkt der „Freie Markt“ den Markenhändlern letztendlich den Rücken gegenüber den Herstellern. Und bekanntlich belebt Wettbewerb auch das Geschäft.
Auch mit dem Vorwurf „Freie leben nur von Fahrzeugen, die der Fabrikatshandel zuvor mit allen dazugehörigen Kosten in den Markt gebracht hat“, liegt Weller völlig daneben. Erstens verkaufen auch Freie Händler Neuwagen, zweitens schneiden sich auch Markenwerkstätten traditionell ein großes Stück vom Service-Kuchen ab – wenn auch mit fallender Tendenz. Denn in den vergangenen Jahren konnten vor allem freien Werkstätten zulegen, nicht die Markenwerkstätten. Über die großen Bedrohung für die Werkstätten verliert Weller kein Wort: Schwarzarbeit, Reparaturen im Do-it-yourself-Verfahren und Billigteile von minderer Qualität.
Stattdessen ortet Weller die Gefahren woanders. Internethandel, Eigenhandel der Autobauer und Flagship Stores hält Weller für „Stilblüten der Hersteller und Importeure". Freilich: Diese Verkaufsformen stellen den traditionellen Automobilhandel vor große Herausforderungen. Doch Weller könnte als Inhaber einer der größten deutschen Automobilhandelsgruppen neue unternehmerische Konzepte entwickeln und damit auch der Branche neue Perspektiven aufzeigen. Stattdessen verschließt er sich der Realität. Weitaus schlimmer: Er riskiert mit dieser Haltung auch noch, wichtige digitale Trends zu verschlafen.
Weller hat inzwischen, unter anderem nach massiver Kritik des ZDK, das Wort „Parasit“ zurückgenommen. Das Statement hinterlässt dennoch einen schalen Nachgeschmack. Dem Ansehen seines Unternehmens schadet der Inhaber langfristig mit solchen Äußerungen.