Bei Batterien von Plug-in-Hybridfahrzeugen oder Elektrofahrzeugen ist die Aufladung per Kabel Standard. Das Unternehmen Qualcomm Halo arbeitet an Lösungen für ‚induktives Laden’, mit denen Elektroautos erheblich leichter und komfortabler aufgeladen werden können. Das Unternehmen konzipiert und konstruiert funktionelle Prototypen. Die weitere Entwicklung hin zur Marktreife übernehmen Lizenzpartner. Krafthand-Online sprach mit Thomas Nindl, Director Business Development, über den aktuellen Stand der Technik beim induktiven Laden und die weiteren Perspektiven.
Herr Nindl, wie lautet Ihre Prognose im Hinblick auf das Marktpotenzial beim induktiven Laden?
Berücksichtigt man die Einschätzungen der einschlägigen Branchenplattformen wie E-Cartec oder den E-Monday, können wir davon ausgehen, dass induktives Laden in absehbarer Zeit massentauglich sein und das Laden mit Kabel ablösen wird. Ein Beispiel: 75 Prozent der deutschen Autobesitzer sind sogenannte Laternenparker, besitzen also keine eigene Garage und können somit auch keine Ladestation einrichten. Induktives Laden kann hierfür eine Lösung sein. Die Technologie ist sehr platzsparend einsetzbar.
Wie hoch sind Ladekapazität und Geschwindigkeit beim Laden mit Kabel im Vergleich zum induktiven Laden?
Beim Wechselstromladen ist die Kapazität identisch. Wenn sie mit 230V/16 A laden, dann haben Sie eine Kapazität von 3,6 kW. Das gilt dann sowohl für das Laden mit als auch ohne Kabel. Es gibt lediglich einen kleinen Unterschied beim Wirkungsgrad. So weist die Variante mit Kabel einen Verlust von etwa acht Prozent auf, die kabellose Variante dagegen einen Verlust von etwa zehn Prozent. Die Auswirkung auf die Ladegeschwindigkeit ist aber vernachlässigbar, da es sich nur um eine Differenz von ein paar Minuten handelt.
Beim Kabelladen gibt es auch Schnelladesysteme. Ist Schnellladen auch per Induktion denkbar?
Es wäre schon denkbar. Grundsätzlich ist es aber sehr umstritten.
Weshalb ist Schnellladen Ihrer Ansicht nach umstritten?
Die Frage ist, ob Schnellladen für die Haltbarkeit der Batterie gut ist. Lithium-Ionen-Akkus halten sich am längsten, wenn sie dauerhaft auf einer Ladung zwischen 60 und 80 Prozent gehalten werden. Es empfiehlt sich also, nicht einmal am Tag lange zu laden, sondern drei bis viermal über den Tag verteilt. Hierfür eignet sich eine kabellose Variante besonders gut. Am Auto oder an der Ladesäule einstecken will niemand täglich, geschweige denn mehrmals am Tag. Zusätzlich müsste noch die Identität per Checkkarte geprüft und manuell die Bezahlung getätigt werden. Das wird der Konsument nicht mittragen. Die kabellose Variante dagegen ist vollautomatisch. Darüber hinaus ließe sich die Bezahlung per Abbuchung lösen, wie etwa beim Mobiltelefon.
Das ausführliche Interview mit Thomas Nindl zum Thema Induktion lesen Sie in KRAFTHAND 17 ( Samstag, 13. September 2014)