BMW kehrt 2012 nach 20 Jahren Abstinenz in die DTM zurück. Basisfahrzeug ist der BMW M3, dessen damalige Version sich bereits in den 1980er Jahren im Touren- und Sportwagenbereich bewährt hat. Für den Saisonstart 2012 ist mit dem BMW M3 DTM ein völlig neues Fahrzeug entstanden.
Nach Testfahrten auf verschiedenen Strecken, unter anderem auf dem ‚Circuito Monteblanco‘ in der Nähe von Sevilla, zog das Team bisher eine positive Bilanz. KRAFTHAND hat mit BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt über das Motorsportengagement 2012 gesprochen.
Krafthand-Online: Herr Marquardt, der Fokus von BMW im Pkw-Motorsportbereich liegt künftig rein auf der DTM?
Jens Marquardt: Das DTM-Comeback von BMW nach 20 Jahren stellt in der Tat die Speerspitze unseres Motorsport-Engagements dar. Bei dieser Serie können wir uns mit den unmittelbaren Wettbewerbern im Premiumsegment messen. In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir mit dem neu entwickelten BMW M3 DTM ein intensives Vorbereitungsprogramm absolviert – nun fiebert jeder im Team dem Saisonstart in Hockenheim entgegen. Die DTM ist jedoch längst nicht unser einziges Motorsport-Projekt: In der American Le Mans Series werden wir mit dem BMW M3 GT versuchen, unsere Titel in der GT-Klasse erfolgreich zu verteidigen. Genauso spielt der Kundensport eine wichtige Rolle für BMW. Wir konnten unseren BMW Z4 GT3 über den Winter weiter verbessern. Mit diesem Fahrzeug werden in diesem Jahr viele private BMW- Teams und Fahrer in der hart umkämpften GT3-Klasse um Punkte und Siege kämpfen. Mit dem BMW 320 TC, der unter anderem erfolgreich in der Tourenwagen-WM eingesetzt wird, und dem BMW M3 GT4, runden wir die Palette unserer Kundensport-Fahrzeuge ab. Parallel dazu setzen wir mit dem Formel BMW Talent Cup auch 2012 die Förderung von jungen Fahrertalenten fort. Sie sehen: Die BMW-Fans können sich auf ein spannendes Motorsport-Programm freuen.
Krafthand-Online: Der BMW Z4 GT3 stellt also wiederum die Speerspitze des Kundensportprogramms dar?
Jens Marquardt: Ja, ganz klar. Der Z4 GT3 hat schon in der vergangenen Saison bewiesen, dass er auf der Langstrecke große Erfolge feiern kann – wie etwa mit dem Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Dubai. Daneben errangen BMW-Fahrer mit diesem Auto aber auch in weiteren renommierten Serien zahlreiche Siege, sowohl auf der Sprint- als auch auf der Langstrecke. Ich bin sicher, dass der BMW Z4 GT3 in dieser Saison bei den großen 24-Stunden-Klassikern für Furore sorgen wird. Aber auch der BMW 320 TC und der BMW M3 GT4 haben unseren Privatfahrern in der Vergangenheit Triumphe beschert. Das wird auch 2012 wieder so sein.
Krafthand-Online: Der BMW M3 DTM stellt eine völlige Neuentwicklung dar. Möchten Sie unseren Lesern einige technische Daten verraten?
Jens Marquardt: Der BMW M3 DTM wird von einem Achtzylinder-V-Saugmotor angetrieben, der mit dem im Reglement vorgeschriebenen Luftmengenbegrenzer circa 470 PS leistet. Die Kraft wird über ein sequenzielles Sechs-Gang-Getriebe übertragen. Bei der Entwicklung lag ein besonderes Augenmerk auf der Sicherheit: Das neue Kohlefaser-Monocoque mit einem Überrollkäfig aus Stahl kommt in allen DTM-Fahrzeugen zum Einsatz. Den Heckflügel nicht mitgerechnet ist der BMW M3 DTM knapp 4,80 Meter lang und 1,95 Meter breit. Aber mit den reinen Zahlen lässt sich dieses Auto nur schwer beschreiben. Ich schlage vor, Sie kommen einfach an die Rennstrecke und erleben den BMW M3 DTM aus nächster Nähe in Aktion.
Krafthand-Online: Wie groß wird das Technik-Team/die Mechaniker-Crew bei den DTM-Rennen sein?
Jens Marquardt: Wir schicken 2012 drei Teams an den Start: BMW Team Schnitzer, BMW Team RBM und BMW Team RMG. Jede Mannschaft wird vor Ort zwischen 20 und 25 Mann stark sein. Von BMW Motorsport kommen noch einmal Ingenieure und Techniker hinzu.
Krafthand-Online: Welche Voraussetzungen muss ein Rennmechaniker erfüllen, um bei BMW-Motorsport/im DTM-Team anzuheuern?
Jens Marquardt: Zwei Dinge sind entscheidend: fachliche Qualifikation und Begeisterung für den Motorsport. In der DTM wird auf höchstem Niveau gearbeitet. Deshalb müssen unsere Mitarbeiter ein herausragendes Wissen und Know-how mitbringen. Gleichzeitig sind die Arbeitsbedingungen und die Anforderungen im Rennsport natürlich ganz anders als beispielsweise bei einem klassischen Bürojob. Das muss man lieben – und das ist bei unseren Jungs der Fall.
Krafthand-Online: Welche Erwartungen haben Sie an den Fahrerkader im Allgemeinen und an Martin Tomczyk im Besonderen?
Jens Marquardt: Wir sind mit unserer Fahrerbesetzung sehr zufrieden. Martin Tomczyk bringt als amtierender DTM-Champion natürlich viel wertvolle Erfahrung mit. Dasselbe gilt für Bruno Spengler, der seit 2006 sehr erfolgreich in dieser Serie fährt. Aber auch Augusto Farfus, Andy Priaulx, Joey Hand und Dirk Werner aus unserer bisherigen GT-Mannschaft sind sehr schnelle Piloten, die in vielen verschiedenen Kategorien Siege und Titel errungen haben. Was die Fahrer betrifft, sollten wir also sehr gut aufgestellt sein.
Die Fragen stellte Ralf Lanzinger