KRAFTHAND-Interview: Kfz-Meister Jens Sternbeck über seine Akademie
Neue Technologien wie Einspritzanlagen und Fahrerassistenzsysteme erfordern eine ständige Weiterentwicklung des Know-how in der Kfz-Werkstatt. Schulungen stehen daher in der Kfz-Branche derzeit hoch im Kurs. Eine der wenigen Kfz-Werkstätten mit angeschlossener Akademie ist der Sternbeck Kfz-Service im niedersächsischen Garbsen. KRAFTHAND sprach mit dem Inhaber Jens Sternbeck über seinen Betrieb, moderne Lehrformen und Schulungsinhalte.
Herr Sternbeck, Sie betreiben eine Kfz-Werkstatt in Garbsen bei Hannover. Parallel bieten Sie in einem angeschlossenem Schulungszentrum, der Sternbeck-Akademie, fachspezifische Fortbildungen an. Wie kam es zu dieser Kombination?
Die Kombination begründet sich in meinem recht ungewöhnlichen beruflichen Lebenslauf. Neben der Kfz-Ausbildung und Fortbildung zum Kfz-Techniker-Meister absolvierte ich eine industrielle Ausbildung als Informationselektroniker, worauf noch ein Elektrotechnik-Fernstudium und mehrere andere Abschlüsse aufbauten. Ich bin der Überzeugung, wenn man praxisorientiert vermitteln möchte, sollte man immer noch mit der Praxis in Kontakt sein. Da bietet sich ein paralleler Werkstattbetrieb mehr als an.
Welche Schwerpunktthemen besetzen Sie im Rahmen der Sternbeck-Akademie?
Wir sind ein unabhängiger Komplettanbieter für Schulungen im Kfz-Bereich. Unsere Schwerpunkte liegen natürlich auch in den üblichen ‚Standard-Schulungen’ bei komplexen Themen der neuen Fahrzeugtechnologie. Zu nennen wäre da als Beispiel die Elektromobilität, neue elektronische Assistenzsysteme, Energiemanagement, Fahrwerktechnik und wirtschaftliche Diagnose von komplexen elektronischen Systemen im Fahrzeug. Aber natürlich auch der Bereich der modernen Motortechnik mit auch immer sensibler werdenden Mechanik-Komponenten.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit der Akademie an?
Je nach Anforderungen unserer Kunden liefern wir zielgruppengerechte Schulungen. Das kann ein Kurs zur Prüfungsvorbereitung für Auszubildende genauso sein wie ein Führungskräfte-Coaching in einem großen Autohaus.
Gibt es eine Lehrform, die Sie an der Sternbeck-Akademie eindeutig bevorzugen?
Das Thema der einzig wahren Lehrmethode wird immer wieder heiß diskutiert. Meiner Meinung nach gibt es so etwas nicht. Ich kenne ‚Fachbücher’, die zum Beispiel Power-Point als Lehrunterstützung als unbedingt notwendig in den Himmel heben. Andere wiederum verteufeln solche Hilfsmittel als komplett überflüssig. Wir halten es so, dass bei jedem Schulungsthema meist mehrere Lehrformen kombiniert werden.
Wie ist dabei das Verhältnis von Theorie und Praxis?
Auch das ist sehr vom Thema abhängig. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein ‚schönes’ Training, bei dem die Teilnehmer viel Spaß hatten, nicht unbedingt auch gut gewesen sein muss. Natürlich sollen die Teilnehmer auch Spaß haben. Allerdings finde ich es notwendig, sich auch einmal intensiv mit Theorie zu beschäftigen. Da aber der Praxisteil genauso wichtig ist, streben wir immer ein Verhältnis 50:50 an.
Welche Rolle spielen E-Learning und Fernstudium?
Unserer Erfahrung nach erfordert Fernstudium sehr große Disziplin von den Studierenden. Weiterhin ist keiner da, den man ‚mal kurz’ fragen kann. Das macht diese Methode für unseren Bereich nicht gerade erfolgversprechend. Auch E-Learning kann nur eine Ergänzung in der persönlichen Weiterbildungsplanung sein. Ich erlebe es immer wieder, dass theoretisch durchaus verstandene Inhalte in nachfolgender Praxisphase erneut mehrfach falsch (wie vor der Schulung) durchgeführt werden. Das Umpolen im Kopf auf neue Arbeitsmethoden geht erfolgreich meist nur über eine der Theorie nachfolgende längere vom Trainer begleitete Praxis-Übung. Dies ist mit E-Learning nicht möglich.
Können Sie Erkenntnisse aus dem Lehrbetrieb in den Werkstattalltag mit einfließen lassen und umgekehrt?
Sicher. Wie bei Ihrer zuvor gestellten Frage schon erwähnt, ist es wichtig, dass unsere Trainer auch wissen, wie moderne Autos von innen aussehen. Dies hebt natürlich stark die Glaubwürdigkeit im Training. Viele Trainingsinhalte wie zum Beispiel Praxis-Tipps kommen quasi direkt aus der Werkstatt. Andererseits hilft die auch für mich selbst unbedingt notwendige, sehr regelmäßig stattfindende Fortbildung. Topaktuelles Fachwissen in der Werkstatt kann es nie genug geben.
Kooperieren Sie bei Ihrer täglichen Arbeit mit anderen Kfz-Werkstätten oder Akademien?
Auf jeden Fall. Wir haben starke Kooperationen zu einigen Industriepartnern geschaffen, welche auch selbst schulen. Weiterhin schulen wir auch im Auftrag anderer renommierter Schulungsunternehmen und Akademien. Auch viele Werkstätten, deren Mitarbeiter oder Eigentümer unsere Schulungen besucht haben, sind oft hoch motiviert, uns interessante Erfahrungen aus der Praxis weiter zu geben. Komplizierte Fehler, welche aber recht häufig vorkommen bei einem bestimmten Fahrzeug-Typ, sind immer einen weiteren Praxis-Tipp für nachfolgende Schulungen Wert.
Das ausführliche Interview mit Jens Sternbeck lesen Sie in der aktuellen KRAFTHAND (7/2015). Zum Probeexemplar hier.
Die Fragen stellte Ralf Lanzinger
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