Ernst Prost ist geschäftsführender Gesellschafter von LiquiMoly in Ulm. Das Unternehmen, stellt Schmierstoffe, Additive und Fahrzeugpflegeprodukte her und ist mittlerweile in über 100 Ländern weltweit aktiv. Die Marke ‚LiquiMoly‘ wurde im Frühjahr von der Zeitschrift Auto, Motor und Sport zum ‚Best Brand‘im Bereich ‚Schmierstoffe‘ gewählt, der Werbesport ‚Motorenöl – Made in Germany‘ erhielt kürzlich den ‚Silber-Effie‘ vom Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA). Georg Blenk hat mit Ernst Prost über die Erfolgsgeschichte, den Standort Deutschland und den Kfz-Aftermarket, das Motorsport-Engagement sowie über Kritiker und Wettbewerber gesprochen.
Georg Blenk: Sehr geehrter Herr Prost, LiquiMoly gehört heute – als vergleichbar kleines Unternehmen – zu den erfolgreichsten Marken im Schmierstoffgeschäft. Wie gelingt eine solche Story?
Ernst Prost: Mit absoluter Hingabe an das, was man tut. Wir bei LiquiMoly möchten nicht nur ein Job erledigen. Für uns ist es vielmehr eine Mission. Alle gehen mit Liebe ihrer Arbeit nach, behandeln jeden mit Respekt, sind anständig, beherzigen Grundtugenden des ehrbaren Kaufmanns und des Menschen als solchen. Das spüren unsere Kunden – und wir begegnen ihnen auf Augenhöhe, haben ein Ohr für sie und nehmen ihre Sorgen und Nöte ernst.
Georg Blenk: Das klingt ja fast schon paradiesisch. In wieweit hat der Standort Deutschland die Entwicklung des Unternehmens aus Ihrer Sicht über die Jahre beeinflusst?
Ernst Prost: Meine Exportverkäufer, die sehr viel in der Welt herumkommen, erzählen mir nach Auslandsreisen sehr häufig, wie ihnen gerade in der Ferne bewusst wird, in welch tollem Land wir Leben. Der Standort Deutschland ist ein Segen. Ein Unternehmen genießt Rechtssicherheit und alle Segnungen der Demokratie, die Infrastruktur ist nahezu perfekt. Unsere Mitunternehmer sind bestens ausgebildet und gehen professionell, fleißig und zielstrebig ans Werk. Genau das sind die Gründe die ‚Made in Germany‘ zu einem Exportschlager gemacht haben und es immer noch tun. Und nur mit diesem Gütesiegel können wir gegen eine über den ganzen Erdball verstreute und weltweit produzierende Konkurrenz seit Jahrzehnten bestehen.
Georg Blenk: Es wiegen also die Standortvorteile vermeintliche Standortnachteile auf?
Ernst Prost: Welche Standortnachteile? Ich sehe nur Vorteile für ein Unternehmen in Deutschland. Nachteile sehen nur diejenigen, die sich um ihre Steuerverpflichtungen drücken wollen und nicht bereit sind faire Löhne für gute Arbeit zu zahlen.
Georg Blenk: Sie sind mittlerweile auch stark in den Medien präsent. Sie treten dabei nicht nur für den Standort Deutschland, sondern auch für soziale Belange ein. Was entgegnen Sie Unternehmern, die nicht Ihren Standpunkt teilen?
Ernst Prost: Diese Menschen sollen tief in sich gehen und ehrlich zu sich selbst sein. Besitzer und Lenker erfolgreicher Unternehmer sind nicht von alleine reich geworden. Worauf fußt deren Erfolg? Darauf, dass sie Menschen haben, die für sie arbeiten. Erfolg ist ein Gemeinschaftsprodukt. Also sollen auch alle, die daran mitgewirkt haben auch Teil haben am Ergebnis und nicht nur einige wenige, denn das ist ungerecht. Sei gut zu den Menschen in Deiner Firma, dann sind sie gut zu dir und der Firma. Es ist so einfach.
Georg Blenk: Lassen Sie mich einen Schwenk zum deutschen Kfz-Aftermarket machen. Einige OEMs versuchen mit ‚offiziellen Partnern‘ Öl- beziehungsweise Öl-Markenempfehlungen auch bei den freien Kfz-Service-Betrieben durchzusetzen. Dies widerspricht beispielsweise den Liberalisierungsleitlinien des GVA. Wie gehen Sie damit um?
Ernst Prost: Hier geht es um Machtspiele, die wir nicht mitmachen werden. Freie Kfz-Service-Betriebe müssen frei bleiben in ihrer Wahl. Und auch der Marktzugang muss frei bleiben. Hier versuchen einige Große mit Macht Druck auf den Markt auszuüben und die Marktwirtschaft ihrer Freiheit zu berauben; um sich erfolgreicher vielleicht sogar erfolgreicherer Konkurrenz zu entledigen beziehungsweise diese zu behindern. Statt sich mehr um die Kunden zu bemühen, will man auf diesem Weg dem Wettbewerb einen Riegel vorschieben. Wir werden uns dagegen wehren. Es gibt Leitlinien und daran hat man sich zu halten. Im Übrigen: Die Geschichte des Goliath lehrt, dass auch kleine Gegner erfolgreich Kontra bieten können.
Georg Blenk:Was raten Sie demnach den Betreibern freier Kfz-Werkstätten?
Ernst Prost: Sich nicht verunsichern zu lassen und sich auch nicht auf diese Winkelzüge einzulassen. Solange die Öle über die entsprechenden Freigaben verfügen, kann der freie Kfz-Unternehmer diese getrost verwenden. Hier sind auch wir als Lieferant gefragt, den freien Kfz-Werkstätten auch argumentatorisch zur Seite zu stehen, damit dieser den verunsicherten Verbrauchern klar aufzeigen kann, dass es sich lediglich um Bestrebungen von Konzernen handelt, die damit noch mehr an Macht und zudem an Preisgestaltungshoheit gewinnen wollen.
Georg Blenk: Der Krafthand-Verlag ist Medienpartner des LiquiMoly Team-Engstler. Sie unterstützen das erfolgreiche Motorsport-Team rund um Franz Engstler und Kurt Treml in verschiedenen nationalen und internationalen Rennserien. Die Verknüpfungspunkte Motorsport/Motoröl liegen auf der Hand. Welche Vorteile sehen Sie darüber hinaus in der Partnerschaft?
Ernst Prost: LiquiMoly und Engstler-Motorsport verbindet seit mehr als zehn Jahren sehr viel: Wir beide sind behutsam gewachsen und haben nach Erfolgen auf nationaler Ebene den Schritt auf das internationale Parkett gewagt. Von der Denkweise, vom Handeln, eigentlich unter allen Gesichtspunkten passen wir optimal zusammen. Das wiederum ist der Grundstein für eine von Erfolg geprägte Partnerschaft. Gerade die internationalen Auftritte des Engstler Teams sind für uns als eine stark im Export expandierende Marke extrem wichtig.
Georg Blenk: Erlauben Sie mir abschließend und durchaus ‚augenzwinkernd‘ auf das Gerücht ‚LiquiMoly übernimmt Exxon Mobil‘ zu kommen. Möchten Sie unseren Lesern erzählen was dahinter steckt?
Ernst Prost: Vom Farbenspektrum des Exxon Mobil Logos würde uns die Marke gut zu Gesicht stehen. Aber diesen Laden übernehmen wir nicht, lediglich seine Beiträge an den GVA. Wir als Mittelständler springen gerne für den armen Konzern in die Bresche und greifen ihm unter die Arme. Exxon Mobil hat in Deutschland seine Niederlassung geschlossen und die Büros aufgelöst, selbstverständlich kann man dann auch nicht mehr seine Mitgliedsbeiträge im Verband begleichen.
Im Ernst: Es ist ein Skandal, dass ein vor Geld platzender Konzern keine Mitgliedsbeiträge an eine große gemeinsame Interessensvertretung bezahlen möchte, weil er dem Standort Deutschland den Rücken gekehrt hat. Nach wie vor werden aber Geschäfte und Umsätze dort macht. Es ist wichtig, dass alle Partner im Markt, in Industrie und Handel die Verbandsarbeit aktiv und auch finanziell unterstützen. Mir fehlt das Verständnis für ein Unternehmen, das aus dieser Gemeinschaft ausscheren will und Verantwortung abgibt, Aufgaben niederlegt, aber trotzdem Geschäfte in unserem Land, in unserer Branche und mit unseren Kunden machen möchte. Arbeitsplätze erhalten statt abbauen; Steuern bezahlen statt abhauen und den GVA, unserem Markt, unserer Branche, unseren Kunden dienen – das ist zumindest die Devise von LiquiMoly.
Georg Blenk: Sehr geehrter Herr Prost ich danke ihnen für das offene Gespräch.