Kostenpflichtig „unter die Haube“ schauen

Rudolf Guranti, Redakteur der KRAFTHAND

die zunehmende Vernetzung moderner Fahrzeuge mit dem Internet und untereinander sowie die Einführung teilautonomer Fahrfunktionen erfordern nachvollziehbar neue Maßnahmen bezüglich der Datensicherheit. So müssen ab September 2020 alle neuen Fahrzeugmodelle in Europa über einen gesicherten Diagnosezugang verfügen. Deshalb arbeiten die Fahrzeughersteller an neuen Sicherheitskonzepten, um Hackerangriffe auf Fahrzeugdaten und -elektronik möglichst zu verhindern.

Eine sogenannte Carwall beziehungsweise ein Security Gateway, ähnlich der Firewall für Computer, soll in Zukunft moderne Automobile vor unberechtigten Zugriffen schützen. Allerdings wird im Zuge dessen auch der bisher „offene“ Datenfluss, der dem Werkstattfachmann den Zugang zur Fahrzeugelektronik über die OBD-Schnittstelle ermöglicht, von den Herstellern stark eingeschränkt. Bis dato gewohnte Umfänge sollen dann ausschließlich authentifizierten Kfz-Technikern vorbehalten sein.

Einer der Vorreiter in diesem Umfeld ist die FCA-Gruppe (Fiat Chrysler Automobiles), deren neue Fahrzeuge schon heute mit Security Gateways ausgerüstet sind. Weitere Hersteller überlegen ähnliche Sicherheitskonzepte für künftige Modellreihen. Das Modul soll den CAN-Bus des Fahrzeugs, den Infotainment-CAN-Bus (Funk) und den Diagnoseverbindungsstecker CAN-Bus (OBD II) trennen. Und was heißt das für freie Werkstätten? Richtig, sie werden erneut ausgebremst! Denn eine aktive Diagnose, wie das Löschen von DTCs, Aktoren, Codierungen oder Konfigurationen, ist für sie dann nicht mehr möglich. Sieht so aus, als hätten die Automobilhersteller eine weitere Schranke zur Verfügung, um zu verhindern, dass Teilnehmer des freien Markts bei der Reparatur und Fehlersuche die Daten mit markenunabhängigen Diagnosegeräten löschen können.

Wie gut, dass Diagnosegerätehersteller sowie Softwareanbieter, unter anderem Bosch oder Hella Gutmann, bereits an praxisgerechten Lösungen arbeiten, um damit den Freien auch an künftigen Fahrzeugmodellen die Diagnose in bekanntem Ausmaß und auf legale Weise zu ermöglichen. Doch es bleibt das Problem, dass neben den aktuellen Investitionen für Scheinwerfer-Einstellplätze, Bremsprüfstände und AU weitere Ausgaben notwendig werden, um im hart umkämpften Wettbewerb gegenüber den Markenbetrieben bestehen zu können. Mir stellt sich die Frage: Was denn noch alles?

rudolf.guranti@krafthand.de

 

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