Kia macht mit nur einem Modell Jagd auf zwei Segmente – SUV und Crossover. Mit der 1,0-l-T-GDI-Motorisierung duelliert sich der Koreaner mit dem Micro-SUV Suzuki Ignis, dem Panda City- Cross und dem Kleinstsportler Volkswagen Up! GTI.
Neben den herkömmlichen Ausstattungsvarianten für den Picanto hält Kia für den sportlichen Kunden den GT-Line und jetzt auch für den Fan von SUV und Offroad den X-Line parat. Beide mit 1,2-l-Benziner oder mit der Topmotorisierung 1,0-l-T-GDI und 74 kW Leistung. Wir haben den sportlichsten Turbozwerg- SUV X-Line gefahren.
Alle drei Motoren des Fronttrieblers erfüllen bereits jetzt die Abgasnorm Euro 6d-Temp und sind standardmäßig mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe kombiniert. Die Schaltversionen sind ab Ausstattungsniveau Silber mit dem Start- Stopp- System ISG (Idle Stop & Go) ausgestattet, das soll im Stadtverkehr den Kraftstoffverbrauch senken.
Motor mit Spaßeffekt
Der neue 1,0-l-T-GDI mit Ottopartikelfilter, der erstmals im Kia Picanto eingesetzt wird, ist ein Dreizylinder-Downsizing-Triebwerk. Der Motor ist bekannt aus den Modellen Rio und Ceed.
Der 74 kW starke Motor in der Antriebspalette des Kia-Kleinwagens arbeitet mit einem Single-Scroll-Turbolader, der eine sofortige Beschleunigung gewährleisten soll. Darüber hinaus verfügt der Turbobenziner über einen integrierten Abgaskrümmer sowie eine Kraftstoff-Hochdruckpumpe, die eine Direkteinspritzung mit bis zu 200 bar ermöglicht.
Injektoren mit lasergebohrten Löchern sorgen für eine präzise Einspritzung des Kraftstoffs in die Zylinder und gewährleisten damit den Angaben zufolge einen optimalen Verbrennungsprozess, der maßgeblich zur Effizienz und zum geringen Verbrauch des Motors beitragen soll.
Das Drehmoment von 172 Nm steht bereits ab 1.500/min und bis 4.000 Touren komplett zur Verfügung. Erwartungsgemäß hat der Motor mit dem rund eine Tonne schweren Wagen auch keine größeren Probleme – im Gegenteil, er macht den Asiaten ordentlich flott.
Rudolf Guranti: Kleinwagen müssen für mich nicht unbedingt praktisch, sondern dürfen auch unvernünftig sein – dann aber mit hohem Spaßfaktor. Wer großen Fahrspaß im Bonsaiformat zu günstigen Preisen sucht, muss dazu nicht nur in der Wolfsburger Modellkiste suchen, sondern wird auch beim Picanto X-Line mit Turbomotorisierung fündig. Über das Design lässt sich bekanntermaßen streiten, aber für mich hat Kia im Kleinwagensegment jedenfalls schon aufregender gebaut. Allerdings haben sich die Formgestalter beim Cockpit besondere Mühe gegeben – das kann sich wirklich sehen lassen und garantiert eine einfache Bedienung. Kia ist insgesamt ein stimmiges Gesamtpaket gelungen. Selbst Paare können mit ihm als Erstwagen glücklich werden.
Florian Zink: Der Kia Picanto ist von außen ein gelungener Kleinwagen mit leichter Anlehnung an einen Crossover. Wie das gesamte aktuelle Portfolio des Autobauers, hat auch der neue Kia ein durchaus ansprechendes Äußeres. Unerwartet war allerdings, dass die Koreaner bei der Gestaltung des Innenraums scheinbar der Mut verlassen hat. Das Cockpit vermittelt wenig von der Hochwertigkeit, die man von den aktuellen Kia-Modellen gewohnt ist. Bei einem Einstiegspreis ab 9.990 Euro ist das allerdings verkraftbar. Die in unserem Testfahrzeug verbaute X-Line-Ausstattung mit 1.0-l-Turbo schlägt übrigens mit stolzen 17.290 Euro zu Buche. Der Motorlauf des 74 kW starken Dreizylinder-Benziners ist zwar rau, doch drückt die recht stattliche Motorleistung den Stadtflitzer zügig nach vorne. Der Verbrauch von etwa 7 l auf 100 km trübt allerdings die Stimmung, bei dem insgesamt gelungenen Kleinwagen.
Benjamin Schleich: Eine quietschgrüne Hutschachtel, das war mein erster Gedanke beim Anblick des Picanto – ungewöhnlich, aber – wenn man ihn sich ein paar Mal aus unterschiedlichen Perspektiven anschaut – doch irgendwie witzig. Jedenfalls zeigt der Zwerg, dass Kleinwagen auch sportlich sein können. Der kleine Dreizylinder ist trotz seiner eher rauen und klapprigen Laufkulisse recht spritzig und agil, auch das Fahrwerk ist kernig und stramm abgestimmt. Verbrauchswerte einer Mittelklasselimousine von 7 l erschrecken jedoch angesichts der geringen Ausmaße des Picanto. Leider lässt der Innenraum trotz mutiger Farbkombinationen und ideenreicher Designs die Verarbeitungsqualität anderer Kia-Modelle vermissen. Das Auto ist irgendwie eine nette Idee, die leider nicht ganz optimal umgesetzt wurde.
Im Zeichen des X
Der Kraftzwerg ist in den beiden Topausstattungen als GT-Line oder X-Line erhältlich. Neu ist die X-Line für den Straßenflitzer. Diese Ausstattungsvariante zeichnet sich mit 15 mm mehr Bodenfreiheit aus und glänzt mit robusten Stoßfängern vorne und hinten im Offroad- Look, einem Unterfahrschutz vorn und hinten in Metalloptik sowie Seitenschutzleisten und schwarzen Radlaufverkleidungen.
Die leicht erhöhte Sitzposition war allerdings für mich so gut wie nicht wahrnehmbar. Mit 3,67 m ist der X-Line gut sieben Zentimeter länger als die anderen Picantos. Eine Gemeinsamkeit mit der GT-Line sind die 16-Zoll-Aluminiumräder und ein Doppelrohrauspuff.
Design ist für mich immer Geschmacksache: Aber der Kleine macht es mir leicht, ihn zu mögen. Mit der markentypischen Tigernase im Kleinformat bis zu den akzentuierten Heckleuchten und dem Sportauspuff wirkt er kompetent und sympathisch.
Gut zu den schwarzen Offroad-Zutaten passte bei unserem Testwagen die peppige und aufpreispflichtige Außenlackierung Lime-Light-Metallic. Zudem verleihen nach innen platzierte Nebelscheinwerfer sowie ein größerer Lufteinlass dem Wagen eine sportive Note. Und auch eine sogenannte Shark- Fin-Antenne hat kaum einer seiner Kindergartenkameraden.