Klimaschutz: Mit Förderprojekt 30 Prozent Energie in der Werkstatt sparen

Bei hoher Kundenfrequenz und kurzen Fahrzeugdurchläufen sind Schnelllauftore in Kfz-Werkstätten gerade aus energietechnischen Gründen sinnvoll. Die Angaben im Kontaktformular (rechts) auf www.klimaprofi-mittelstand.de braucht der Berater für seine Berechnungen. Bilder: Butzbach/Der Mittelstandsverbund

Jeder Inhaber eines Kfz-Betriebs erlebt es Monat für Monat: Die Energie zählt zu den höchsten Fixkosten im Betrieb. Doch in ­jedem Unternehmen steckt Potenzial zum Energiesparen. Und dieses möchte der Wirtschaftsverband ‚Der Mittelstandsverbund – ZGV e.V.‘ künftig aufspüren.

Der Mittelstandsverbund versteht sich als Spitzenverband der deutschen Wirtschaft in Berlin und Brüssel und vertritt die Interessen von etwa 230.000 mittelständischen Unternehmen. Vor Kurzem hat er das neue Förderprojekt „Klimaprofi für den Mittelstand” ins Leben gerufen, das aus Mitteln der nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert wird.

Ziel ist es, den Energieverbrauch in Kfz-Werkstätten zu senken. Projektleiter Ernst Panse und andere Experten des Mittelstandsverbunds beraten die Kfz-­Profis kostenlos vor Ort in ihren Werkstätten rund um den Energieverbrauch und die Fördermöglichkeiten. Bei dieser sogenannten Klimaschutzberatung nehmen die Berater den Betrieb genau unter die Lupe. Wie ist der Umgang mit Ressourcen? Welche Beleuchtung lohnt sich wirklich? Die speziell für das Kfz-Gewerbe geschulten Berater analysieren dabei, wo die Hebel anzusetzen sind, um den Verbrauch nachhaltig zu senken.

Erste Schritte
„Schon mit kleinen Investitionen lässt sich eine Menge Geld sparen”, erklärt Panse. Und auch Veränderungen im Arbeits­ablauf sowie Temperaturbegrenzungen oder sparsame Beleuchtungen seien erste Schritte. Mit den richtigen Maßnahmen ließe sich der Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent reduzieren. Panse: „Entscheidend ist eine ganzheitliche Betrachtung der Unternehmen und Prozesse, damit nicht nur die Unternehmensführung, sondern auch die Mitarbeiter vom Klimaschutz überzeugt werden.”

Wie läuft die Klimaschutzberatung ab? Interessierte Werkstätten können sich zur Vereinbarung eines Termins direkt an Ernst Panse wenden – entweder per Telefen, 02 21/35 53 71 50, oder per E-Mail an e.panse@mittelstandsverbund.de. Eine Kontaktaufnahme ist auch über das Formular auf der Projektseite www.klimaprofi-mittelstand.de möglich. In dem Formular geht es unter anderem um die Öffnungszeiten des Kfz-Betriebs, die Zahl der Mitarbeiter und die Flächenaufteilung. Auch die Strom- und Wärmekosten sowie die dazugehörigen Verbräuche benötigt der Berater für seine Berechnungen. Er wird sich dann direkt mit der Werkstatt in Verbindung setzen und einen Termin vereinbaren.

Ralf Lanzinger

Werkstatt und Büro mit Abwärme heizen

Nachgefragt bei Ernst Panse, Klimaschutzmanager und Leiter des Förderprojekts „Klimaprofi für den Mittelstand”

Herr Panse, warum verwendet der Mittelstandsverbund den Begriff Klimaschutzberatung und nicht einfach Energieberatung?
Mit der kostenlosen Klimaschutzberatung bieten wir ein weit größeres Portfolio an, als es in Energieberatungen üblich ist. Neben einem umfangreichen Energieeffizienz-Check sowie einer thermografischen Untersuchung führen wir in den Betrieben auch Mobilitäts-Checks durch. Außerdem steht für uns das Thema Ressourcenverbrauch auf der Agenda. Wie hoch ist zum Beispiel der Wasserverbrauch in der Werkstatt und wie können die Kosten dafür reduziert werden? Unsere Beratung geht deshalb über die klassische Energieberatung hinaus und beinhaltet eben auch das Thema ­Klimaschutz.

Warum kann der Mittelstandsverbund die Klimaschutzberatung kostenlos anbieten?
Unser Projekt Klimaprofi für den Mittelstand wird vom Bundesumweltministerium aus Mitteln der nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. So bleiben die Klimaschutzberatungen für die Kfz-Betriebe kostenlos.

Wo liegen die größten Energieeinsparpotenziale für Kfz-Betriebe?
Der tägliche Einsatz von Druckluftkompressoren verbraucht viel Energie. Viele Systeme weisen Leckagen auf. Dies führt dazu, dass der Energieverbrauch zum Teil unnötig hoch ist. Aber auch Heizsysteme sind ein Kostenfaktor. Die Wärme verschwindet, sobald sich ein Tor öffnet. Das ist insbesondere im Winter ein Problem. Klassische Beispiele für einen hohen Verbrauch sind außerdem die Beleuchtung oder die Kühlschränke für die Mitarbeiter. Es lohnt sich auch, Kleingeräte unter die Lupe zu nehmen. Alleine die Kaffeemaschine im Mitarbeiterbüro kann unnötig Energie verbrauchen.

Welche Technologien können eingesetzt werden, um energieeffektiv zu arbeiten?
Eine Deckenstrahlheizung ist eine sehr effiziente Möglichkeit, um Werkstätten zu beheizen. Die Wärme wird hierbei durch den hohen Strahlungsanteil direkt an die Personen abgegeben. Viel Energie können Kfz-Betriebe mit Druckluftkompressoren sparen, die mit Wärmerück­gewinnung ausgestattet sind. Der Vorteil dieser Technologie: Die an den Kompressoren zwangsweise entstehende Abwärme kann für die Beheizung von Werkstatt- oder Büroräumen genutzt werden. Darüber hinaus lohnt sich natürlich immer die Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technologie.

Welche Zuschüsse können Kfz-Werkstätten im Rahmen der Klimaschutz­beratung beantragen?
Förderungen können zum Beispiel beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden. Wer sich für die Wärmerückgewinnung entscheidet, kann mit bis zu 30 Prozent ­Zuschuss rechnen. Ein hydraulischer ­Abgleich oder neue Pumpen der Heizungsanlage werden vom BAFA ebenfalls mit bis zu 30 Prozent bezuschusst. Darüber hinaus können die Inhaber der Werkstätten zinsgünstige Darlehen bei der KfW-Bank beantragen. Das lohnt sich zum Beispiel bei der Umrüstung auf LED-Beleuchtung. Welche Maßnahmen geeignet sind und welche Zuschüsse es im jeweiligen Fall gibt, beantworten die Klimaschutzmanager individuell vor Ort im Rahmen der kostenlosen Klimaschutzberatung.

Wie vollzieht sich der Antrag auf einen Zuschuss und wie lange dauert es bis zur Auszahlung?
Hier muss man deutlich differenzieren. Bestimmte Fördermittel können nur durch vom BAFA gelistete Energieberaterbeantragt werden. Mit der Klimaschutzberatung leisten wir hierfür die notwendige Vorarbeit. Bei Fördermitteln, die sich ohne einen Energieberater beantragen lassen, stehen wir den Unternehmen natürlich unterstützend zur Seite. Wann genau Anträge beim BAFA zugesagt werden, kann man nicht generell sagen. Das hängt zum Beispiel davon ab, wie viele Unternehmen gleichzeitig einen Antrag stellen. Bei den zinsgünstigen Krediten der KfW-Bank ist die Dauer abhängig von der beanspruchten Leistung. Ob es nach unserer Beratung bei kleineren Anpassungen im Arbeitsablauf bleibt oder energieeffiziente Technologien neu angeschafft werden, entscheidet der Kfz-Meister selbst. Bei Nachfragen zu den möglichen Maßnahmen stehen wir natürlich weiterhin unterstützend und kostenlos zur Seite.

Herr Panse, vielen Dank.

Die Fragen stellte Ralf Lanzinger