Der Polo von Volkswagen

Seit 50 Jahren begehrter Kleinwagen

Klein aber oho: Der G40 Polo II hatte 113 PS. Bild: Volkswagen

Ursprünglich kam der Polo als Wolfsburger Zwilling des Audi 50 auf den Markt. Bis heute erfreut er sich an mehr als 20 Millionen Verkäufen. Eine Version war so begehrt, dass die Kaufoptionen sogar verlost wurden.

In den 1970ern brachte Volkswagen innerhalb von drei Jahren drei Modelle, deren Nachfolger bis heute zuhauf auf den Straßen zu sehen sind. Beginnend 1973 mit dem Passat, gefolgt 1974 vom Golf und 1975 kam schließlich der Polo I. Viel Eigenentwicklung steckt nicht in dem Wagen, denn eigentlich ist er ein Audi 50 – nur eben mit anderem Logo. Auch der Frontmotor kommt aus Ingolstadt. Das 0.9-Liter-Aggregat mit 40 PS bringt Geschwindigkeiten bis immerhin 132 km/h zustande, was nicht zuletzt am geringen Gewicht des 685-Kilo-Zwergs liegen dürfte. Ähnlich gering wie Gewicht und Hubraum war auch der Preis: 7.500 DM für den Polo N. Wer „mehr“ wollte, legte 510 DM für den Polo L drauf und bekam dafür ein zweistufiges Gebläse, Heckscheibenwischer und Teppichboden. Bereits ein Jahr später konnte VW zwei weitere Motoren mit 50 und 60 PS Leistung anbieten, außerdem war ab 1977 die Schräghecklimousine unter dem Namen Derby verfügbar.

Mehr Platz und Leistung

Der Polo I bot zwar Platz für vier Personen, mit seinen 3,5 m Länge aber nicht sonderlich viel Raum. Wahrscheinlich deswegen kam der Polo II 1981 erstmal als Steilhecklimousine und 16 cm länger auf den Markt. Später folgte ein Schrägheck-Coupé sowie der laut VW kleinste Dieselmotor Deutschlands mit 45 PS. Als zumindest optisch sportlichere Version war bereits 1979 der Polo I als GT mit 60 PS und rot umrandetem Kühlergrill verfügbar, 1982 folgte der Polo II ebenfalls als GT mit 75 PS und stolzen 170 km/h Spitze. Spielerisch nannte VW das Modell „den kleinen Wolfswagen“.

Doch erst das 1987 erschienene Polo Coupé GT G40 machte die GT-Version so richtig interessant. Der zu Beginn ausschließlich in Schwarz erhältliche und auf 500 Stück limitierte Flitzer bot mit dem G40-Kompressor, also einem mechanisch angetriebenen Spirallader, 115 PS und 195 km/h Höchstgeschwindigkeit. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden noch 1.500 weitere Modelle gebaut, die dann auch in Tornadorot, Heliosblaumetallic und Alpinweiß erhältlich waren. Die insgesamt 2.000 Modelle stießen auf so großes Interesse, dass die Kaufoptionen letztlich verlost wurden. Im Endeffekt entschloss sich Volkswagen 1991 dazu, den G-Lader ins offizielle Modellprogramm aufzunehmen. Das nun unlimitierte Polo Coupé G40 war im Facelift 2F verbaut, hatte 113 PS und einen Katalysator.

Wie ein bunter Hund

Alleine schon optisch, aber auch ausstattungstechnisch tat sich beim Polo 1994 dann einiges. So konnte der Polo III oder auch 6N Polo erstmals als Fünftürer geordert werden. Außerdem waren zwei Airbags sowie ABS inzwischen Serie. Ebenfalls erstmalig durfte der Polo die bisher beim Golf gesehenen Buchstaben GTI tragen. Zudem verschaffte ein Marketinggag dem Kleinwagen 1995 ein klein wenig Berühmtheit. In einem Verkaufsprospekt wurden verschiedene Baugruppen farblich gekennzeichnet: Pistaziengrün für die Lackierung, Chagallblau für Motor und Fahrgestell, Ginstergelb für die Ausstattung und Flashrot für spezielle Ausrüstungen. Um das Prinzip zu visualisieren, wurden 20 Modelle in den vier Farben lackiert und in Verkaufsräumen ausgestellt. Aufgrund der großen Nachfrage an dem eigentlich als Showobjekt gedachten Wagen liefen letztlich 3.806 der „Harlekin“ vom Band.

Inzwischen befindet sich der Polo in sechster Generation. Wie alle Kleinwagen ist auch er gewachsen. In der Länge liegen zwar „nur“ 574 mm Unterschied. Allerdings wiegt der Polo VI (1.143 kg) fast das Doppelte vom Polo I (685 kg). Wer heute einen Polo I oder Polo II haben möchte, sucht mitunter recht lange nach einem Modell im guten Zustand. Viele sind von Korrosion zerfressen. Je nach Modellvariante ist für einen Polo I heute mit Kosten bis 8.000 Euro zu rechnen.