Vor 25 Jahren brachte ZF seine erste geschwindigkeitsabhängige Servolenkung unter dem Namen ZF-Servotronic auf den Markt. Beim Rangieren und Parken ist sie leichtgängig, dagegen wirkt sie bei höheren Geschwindigkeiten straff und präzise.
Sie wird von der ZF Lenksysteme GmbH – einem 50:50-Joint-Venture der ZF Friedrichshafen AG und der Robert Bosch GmbH – gefertigt und kommt heute in jeweils mehreren Modellreihen von 13 internationalen Automobilherstellern serienmäßig zum Einsatz.
Lenkungen mit hydraulischer Lenkunterstützung gab es schon seit den 1950er Jahren – zunächst in Amerika und auch in Europa. Diese Servolenkungen galten als komfortabel, vor allem beim Rangieren mit schwereren Pkw der automobilen Oberklasse. Doch bei höheren Geschwindigkeiten wurde die hohe Servounterstützung zum Sicherheitsmanko: Die Lenkung fühlte sich für die Fahrer weich und indirekt an, vergleichsweise geringe Lenkbewegungen konnten ein Fahrzeug sogar zum Schlingern bringen.
Die optimale Lösung stellten daher geschwindigkeitsabhängige Servolenkungen dar, wie die von ZF seit 1986 in Serie produzierte Servotronic: Bei niedrigen Geschwindigkeiten, vor allem beim Einparken, entlastet sie den Fahrer, indem sie die maximale hydraulische Lenkkraftunterstützung bereitstellt. Das Lenkrad lässt sich dann wie bei einer konventionellen Servolenkung bequem, buchstäblich „mit dem kleinen Finger“ bewegen. Bei hohen Geschwindigkeiten jedoch wird die Servounterstützung reduziert. Die Lenkung fühlt sich straff an und gibt direkte Rückmeldung – genau das, was Autofahrer in dieser Fahrsituation brauchen und was auch zu mehr Fahrsicherheit beiträgt.
Der technische Ansatz bei der Servotronic ist ein spezielles Hydraulikventil: Es ist mit zusätzlichen Komponenten ausgestattet (elektrohydraulischer Wandler, Rückwirkkolben, Rückschlagventile und Abschneidventil) und bekommt bei der Servotronic über ein Steuergerät Informationen zur Fahrgeschwindigkeit. Dieses komplexe hydraulisch-mechanische System regelt dann die Servounterstützung herauf oder herunter. ZF überarbeitete die Servotronic in technischer Hinsicht mehrmals: Die auf einem Drehkolbenventil basierende erste Generation wurde 1989 durch eine Servotronic mit Drehschieberventil ausgetauscht. Eine weitere Optimierung erfuhr die Lenkung als „Servotronic 2“ mit dem Serienstart im Jahr 1998.
Seit 1999 wird die Lenkung von der ZF Lenksysteme GmbH produziert. In das 50:50-Joint Venture mit der Robert Bosch GmbH brachte ZF im Jahr 1999 alle seine Aktivitäten zur Lenkungstechnik ein. In den vergangenen 25 Jahren wurden zwölf Millionen Servotronic-Lenkungen gefertigt.
Das Prinzip der geschwindigkeitsabhängigen Lenkkraftunterstützung übertrug ZF Lenksysteme seit 2001 auch auf die Elektrolenkung ZF-Servolectric. Bei dieser erfolgt die Lenkkraftunterstützung nicht mehr hydraulisch sondern durch einen Elektromotor, der nur Energie verbraucht, wenn tatsächlich gelenkt wird. Durch dieses „Power-on-Demand“-Prinzip spart die Elektrolenkung 0,4 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer im Vergleich zu hydraulischen Lösungen.