Die Autodoktoren über die Kfz-Branche, den Mechanikerberuf, nervige Reparaturen, hohe Investitionen, Frauen in der Werkstatt und mehr.
Als KRAFTHAND Hans-Jürgen Faul und Holger Parsch in dessen Werkstatt in Köln traf, entwickelte sich nicht nur ein Gespräch um ihre Geschichte. Vielmehr gaben die beiden Quotenbringer in einer ebenso interessanten wie illustren Fragerunde auch zu Protokoll, was sie über diverse Branchenthemen denken.
Lieber frei oder Marke?
Beide: Lieber freie Werkstatt.
Warum?
Faul: Weil markengebundene Werkstätten so viele Auflagen haben und sie so geknebelt werden.
Parsch: Ich brauche keinen großen Papa, der meine Hand hält.
Haben freie Werkstätten angesichts hoher Investitionen und immer komplexeren Fahrzeugen überhaupt noch eine Zukunft?
Faul: In jedem Fall, sie müssen nur dranbleiben, Schulungen machen und sich das richtige Werkzeug zulegen.
Parsch: Und den richtigen Stundenverrechnungssatz wählen, damit sich diese Investitionen auch lohnen.
Größte Herausforderung für Kfz-Betriebe?
Parsch: E-Mobilität und überhaupt der Wandel der Zeit.
Selber ausbilden oder nicht?
Faul: Selber ausbilden.
Parsch: Auf jeden Fall.
Warum?
Faul:Weil wir unseren Nachwuchs selbst heranziehen sollten. Nur dann weiß ich, was ich bekomme.
Parsch: Es ist außerdem im Sinn unseres Handwerks. Sonst geht das kaputt.
Gibt es überhaupt noch guten Mechanikernachwuchs?
Parsch: Ja, man muss aber gut aussuchen.
Sind Frauen ebenso als Mechatroniker geeignet wie Männer?
Faul: Ja sind sie. Ich bin im Prüfungsausschuss und muss immer wieder feststellen, dass die oft viel besser sind als ein junger Mann.
Parsch: Okay, ich schränke ein: In der Diagnostik oder bei feinen Arbeiten, wie wir sie immer mehr haben, sind Frauen häufig mega.
Faul: Ja, absolut.
Parsch: Aber weniger im normalen Handwerk. Das ist einfach ein Knüppeljob.
Faul: Stimmt, wenn Frauen 20-Zoll-Räder heben sollen, wird es schwer.
Verbaut ihr von Kunden mitgebrachte Ersatzteile?
Beide einhellig: Nein, grundsätzlich nicht.
Warum?
Faul: Das ist eine Frage der Garantie. Außerdem weiß man nie, woher der Kunde das Teil hat.
Parsch: Selbst, wenn zum Beispiel ein bestimmter Markenname auf der Verpackung steht, wer sagt mir, dass die Originalqualität drin ist?
Nutzt ihr selbst Internetplattformen wie Kfz-Teile 24 für die Ersatzteilbeschaffung?
Parsch: Nein.
Faul: Auch klar nein.
Warum? Wegen der Vertrauensbasis?
Parsch: Genau. Es geht um Vertrauen. Auch die Stichworte Reklamationen und Umtausch von Ersatzteilen spielen hier eine Rolle.
Beim stationären Handel gibt es aber ebenso Unterschiede bei der Teilequalität. Verbaut ihr nur Markenware oder auch preisgünstigere Ersatzteile?
Parsch: Eigentlich ist Erstausrüsterqualität unser Ding.
Faul: Wir haben zwar auch zeitwertgerechte Reparaturen im Auge. Wenn das Auto alt ist und in Ausnahmefällen greifen wir deshalb schon mal auf günstigere Alternativen zurück.
Was haltet ihr von Ganzjahresreifen?
Faul:Es kommt auf die Gegend an, in der man wohnt. Hier in Köln und wenn man sich im Winter nur hier aufhält, sind Ganzjahresreifen spitze.
Ihr empfehlt euren Kunden auch Ganzjahresreifen?
Parsch: Ja klar. Aber sobald man in die Berge fährt oder auch nur in die Eifel, müssen es natürlich Winterreifen sein. Aber in der Stadt sind Ganzjahresreifen klasse.
Was haltet ihr vom Getriebespülen?
Parsch: Wir sind dran. Wir gucken uns um und irgendwann werden wir Geräte haben.
Was haltet ihr von Wundermitteln im Tank? Zum Beispiel Additive zur Reinigung von DPF oder Ansaugbrücke?
Faul: Abstand halten.
Parsch: Das Problem ist, alle Studien dazu sind von den Anbietern solcher Mittel. Logisch, dass das Zeug da immer funktioniert. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich so ist. Früher bei den K- und KE-Jetronic-Anlagen da haben wir immer einen Einspritz-Ventilreiniger gehabt, der hat tatsächlich funktioniert. Aber bei den heutigen Anlagen bin ich mir einfach nicht sicher.
Faul: Die neuen Injektoren und so weiter sind alle so empfindlich. Und wenn was nicht hinhaut oder gar kaputtgeht, haben wir den schwarzen Peter.
Parsch: Das mit den Additiven ist für uns ein bisschen Voodoo.
Lieber Reifen montieren oder Windschutzscheibe wechseln?
Beide einhellig: Windschutzscheibe wechseln, ganz klar.
Warum?
Faul: Erstens, ich hasse diese schwarzen Dinger.
Parsch: Und zweitens, man verdient mehr Geld.
Faul: Richtig.
AdBlue-Tank lieber mit Kanister oder teurer Befüllmaschine auffüllen?
Faul: Mit Kanister, ist doch ganz einfach.
DPF ist verstopft: Reinigt ihr selbst oder lasst ihr reinigen?
Parsch:Wir schicken ein.
Faul: Wir haben einen Partner, der macht das für uns.
Was ist die nervigste Reparaturarbeit?
Beide überlegen.
Zum Beispiel Achsmanschette wechseln?
Faul: Nein, auch damit verdient man Geld. Eigentlich kenne ich keine nervigen Reparaturen. Es gibt nur nervige Autos.
AU trotz hoher Investitionen in Tester: ja oder nein?
Parsch: Ja, nützt ja nichts. Damit bindet man Kunden. Stichwort: Hauptuntersuchung im eigenen Betrieb.
Faul: Hier gilt dasselbe wie bei der Frage zur Zukunft der Freien. Ich lege mir alle wichtigen Werkzeuge und Geräte zu, um langfristig bestehen zu können.
Parsch: Die AU ist ein Frequenzbringer für mich. Wie auch Reifen. Man verdient vielleicht nicht so gut damit, aber man sieht bei solchen Gelegenheiten zum Beispiel jede Menge Scheiben, die es zu reparieren oder tauschen gibt.
Vielen Dank ….
Das Interview führte Torsten Schmidt.