TÜV-Report 2024 zeigt Schwachstellen an E-Fahrzeugen – insgesamt mehr schwere Mängel an immer älteren Pkw
Während immer mehr Elektrofahrzeuge auf den Gebrauchtwagenmarkt strömen, stellen Prüfer bei der HU daran zunehmend elektrospezifische Mängel fest. Insgesamt altert der Fahrzeugbestand im Gesamtmarkt, womit die Zahl der schweren Mängel ebenfalls steigt. Das sind drei wichtige Ergebnisse des TÜV-Reports 2024, der Mitte November präsentiert wurde.
Laut Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, zeigten sich im Untersuchungszeitraum (Juli 2022 bis Juni 2023) „einige antriebstypische Mängel, die für die technische Sicherheit der E-Fahrzeuge relevant sind“. Überdurchschnittlich häufig stellten Prüfer demnach Mängel bei der Bremsfunktion fest. Ein Grund dafür sei die Rekuperation: Bremsbeläge werden damit seltener beansprucht, was zu einer Beeinträchtigung der Bremsleistung führen kann. Ein weiterer Schwachpunkt vieler E-Autos sind den Angaben zufolge die Achsaufhängungen, die unter dem hohen Gewicht der Antriebsbatterien leiden. „Die Folge sind negative Prüfergebnisse bei der HU und teure Reparaturen“, so Bühler.
Tesla auf dem letzten Platz
Wie der Report zeigt, liegen beim Renault Zoe die Mängelquoten bei der ersten und zweiten HU deutlich über dem Durchschnitt. Das gilt noch mehr für das Model 3 von Tesla: Hier kommen zu den Defekten an den Achsaufhängungen überdurchschnittlich hohe Mängelquoten an den Bremsen sowie an der Beleuchtung hinzu. Das beschert dem Model 3 im Ranking der untersuchten zwei- bis dreijährigen Fahrzeuge den letzten Platz von 111 in dieser Altersklasse.
Die Gesamtauswertung des TÜV-Reports 2024, der rund 10,2 Millionen Hauptuntersuchungen von 221 Fahrzeugmodellen auswertet, macht deutlich: Bei insgesamt steigendem Fahrzeugalter ist mit einem Anteil von 20,5 Prozent gut jeder fünfte Pkw mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ unterwegs und daher bei der HU durchgefallen. Das Durchschnittsalter des Pkw-Bestands in Deutschland steigt kontinuierlich und liegt derzeit im Schnitt bei zehn Jahren. Im Jahr 2023 sind 45 Prozent der Fahrzeugflotte zehn Jahre oder älter.
Mehr als reine Sichtprüfung der HV-Batterie nötig
Angesichts der Elektrifizierung und Digitalisierung des Fahrzeugbestands fordert der TÜV-Verband eine Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. „Die Prüfung der Hochvoltbatterie von E-Autos besteht bisher aus einer reinen Sichtprüfung“, sagte Bühler. Mit zusätzlichen Prüfpunkten könne der Schutz vor elektrischen Schlägen und Überspannungen verbessert werden. Nach Aussage des Experten benötigen die Prüforganisationen dafür einen besseren Zugang zu sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten. Dazu zählen die Cybersicherheit und der Softwarestand, da Updates der Hersteller Einfluss auf Funktion und Sicherheit des Fahrzeugs haben.
Die Prüforganisationen benötigen einen besseren Zugang zu sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten, um mehr als eine reine Sichtprüfung an Elektrofahrzeugen durchführen zu können.
Zudem spricht sich der Verband für die Einrichtung eines digitalen Fahrzeugregisters aus: „Ein digitales Fahrzeugregister bildet die Historie eines Fahrzeugs ab und dokumentiert sicherheits- und umweltrelevante Änderungen.“ Zusätzlich zu nachgerüsteten Anhängerkupplungen, Alufelgen oder Spoilern gehören zu den Veränderungen auch Software-Updates, die Einfluss auf die Fahreigenschaften und weitere Funktionen eines Autos haben. Bühler dazu: „Ein digitales Fahrzeugregister, wie es in anderen Ländern üblich ist, bringt mehr Transparenz in den immer wichtiger werdenden Gebrauchtwagenmarkt.“