Der Ford GT 40 – Superstar der 1960er Jahre – ist nur schwer zu finden. Wer einen kaufen will, muss ein paar Millionen locker machen.
Daytona, Indianapolis, Le Mans. Vor allem Le Mans. Henry Ford II hatte die Rolle als Zuschauer endgültig satt. Denn die Europäer beherrschten Anfang der 60er Jahre die Langstreckenrennen, erfreuten sich immer größerer Beliebtheit und steigerten die Verkaufszahlen. Motorsport erwies sich als perfektes Marketinginstrument und Ford war nicht am Start. Das musste sich ändern. Aber weil für die Entwicklung eines erfolgreichen Boliden ein langer Weg drohte, suchte Ford nach einer Abkürzung. Er wollte einen sieggewohnten Racer aufkaufen: Ferrari.
Enzo Ferrari setzte sein Pokerface auf, sprach kaum ein Wort, zog die Verhandlungen in die Länge, machte schließlich eine abfällige Bemerkung über die automobile Massenware aus den USA und ließ den Deal platzen. Henry Ford II war stinksauer, schwor Rache und stellte alles notwendige Geld zur Verfügung, um die arroganten Italiener von der Piste zu blasen. Ein Fegefeuer der Eitelkeiten – und die Geburtsstunde des schärfsten Ford, der je gebaut wurde: der Ford GT 40.
Scheibenwischer wie eine Boeing
Ford verpflichtete Rennspezialisten von Aston Martin und Lola und vertraute zudem auf die Erfahrung von Caroll Shelby, der schon den Mustang zum Kult-Car gemacht und mit seinen Cobras der Konkurrenz auf den Rennstrecken das Fürchten gelehrt hatte. Shelby setzte auf einfache Technik mit viel Kraft aus Serienfahrzeugen und eine leichte Karosserie. Das wurde auch die DNA des neuen Super-Fords. Die flache Flunder, die 1964 auf die Rennstrecken losgelassen wurde, war jedenfalls an Power und Schönheit kaum zu überbieten und wog nur gut 900 Kilogramm. Die „40“ im Namen stand für die Höhe des Racers von 40 Inch, also etwas mehr als einen Meter. Dafür zog sich die GfK-Karosserie über 4,04 Meter über einen Stahlrahmen. Auffällig auch die Scheibenwischer, die denen einer Boeing 707 sehr ähnelten. Das Fahrwerk setzte sich mit Doppelquerlenker und Schraubenfedern an allen Rädern sowie Zahnstangenlenkung und Scheibenbremsen solide zusammen.
Siegesserie in Le Mans
Das V8-Aggregat mit 4,2 Liter Hubraum aus dem Mustang erwies sich jedoch als nicht stark genug. Ford legte nach. 1966 tobte in Le Mans hinter dem Fahrersitz ein 7-l-Motor mit 361 kW, dirigiert von einem Vier-Gang-Getriebe. Ein voller Erfolg. Chris Amon und Bruce McLaren gewannen das Rennen vor zwei weiteren Ford GT 40. Den Dreifachtriumph seines Konkurrenten bekam Enzo Ferrari gar nicht mehr mit. Er hatte die Rennstrecke vorher verlassen. Henry Ford II feierte ausgelassen.
Und die Party ging weiter. Auch 1967, 1968 und 1969 setzte Ford die Siegesserie beim 24-Stunden-Klassiker fort. Die Legende war geboren. Wie viele GT 40 zwischen 1964 und 1968 tatsächlich gebaut wurden, lässt sich kaum noch nachvollziehen. Es soll 95 Fahrzeuge mit Straßenzulassung für ein exklusives Klientel gegeben haben. Sie waren mit einem 4.7-Liter-V8 mit Holley-Doppel-Registervergaser und ZF-Getriebe ausgestattet. Leistung: 228 kW/310 PS.
Rekordsumme für Steve McQueens Wagen
Zusammen mit den Rennwagen müssen es zwischen 120 und 130 Fahrzeuge gewesen sein. Einen der Le-Mans-Racer sicherte sich Hollywoodstar Steve McQueen und nutzte ihn für seinen legendären Spielfilm „Le Mans“ als Kamerafahrzeug – auch für die Aufnahmen während des regulären Rennens. 2012 wechselte dieser Ford GT 40 bei einer Auktion in Pebble Beach für umgerechnet neun Millionen Euro den Besitzer. Bis dahin Rekord auf dem US-amerikanischen Oldtimermarkt.
Ford ließ in den Nuller-Jahren die Legende noch einmal aufleben und legte in kleiner Stückzahl den Ford GT in sehr gelungenem Retrodesign auf. Er erreichte eine Höhe von 1,20 Metern. Doch das war unwichtig, denn der Ford GT 40 ist so oder so bis heute einer der Größten.
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